April 2007

Sonntag, 29.04.2007

Kino-Hinweis

„Der Film ist damals (1999) völlig zu unrecht sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ziemlich untergegangen. Hauptgrund dürfte sein, dass er nicht in die Schublade ‚französischer Film‘ passt und die Inhaltsangabe sich nach langweiligem, uncoolem Sozialdrama anhört – aber weit gefehlt: Es ist einer der spannendsten, poetischsten Filme der 90er und müsste in einer Reihe stehen mit den besten Dumonts und Dardennes. – Der Vergleich hinkt etwas. Vermillard ist viel undogmatischer, hat viel mehr Humor und Tempo. Die Laien/Schauspieler-Besetzung ist großartig und die Autorin macht ihre Figuren nie zu Opfern, sondern zu einzigartigen, überraschenden Individuen.“

Sagt Ulrich Köhler, der den Film morgen abend in der Reihe „Mein Film“ im Central zeigt:

LILA LILI
F 1999
Regie: Marie Vermillard
Central Berlin, Rosenthaler Straße 39
30. April
20.00 Uhr

Donnerstag, 26.04.2007

Helmut Färber zum Geburtstag

Heute vor 70 Jahren, „am Tag des Bombardements von Guernica“, wie er in der Rubrik „Lebensläufe“ in der 100. Ausgabe der Filmkritik schrieb, wurde Helmut Färber in München geboren.

Der Text geht so weiter: „Meine Eltern sind Kaufleute. In Regensburg bin ich aufgewachsen, und dort habe ich auch eine polytechnische Erziehung erlebt. Realgymnasium bis 1955, danach, sehr instruktiv für den Höheren Schüler, vier Jahre als Arbeiter. 1958 Buchdrucker-Gehilfenprüfung, 1960 nachgeholtes Abitur. Seit dem Winter 1960/61 in München Studium vor allem der deutschen Literatur und der Kunstgeschichte, letzteres bei Hans Sedlmayr, der aufgrund von Vorurteilen oft mißverstanden wird, und bei Ernst Strauß. Bildungsreisen in die DDR. Filmische Anregungen danke ich den emser Filmtreffen und den Jugendfilmclubs. Vereinzeltes in verschiedenen Zeitungen, u.a. in der Kultur und der Anderen Zeitung. Seit Sommer 1962 Filmkritiken in der Süddeutschen Zeitung, seit November 1962 in der Filmkritik.“

Die Publikation dieser autobiographischen Zeilen liegt mehr als 40 Jahre zurück. Seitdem hat Helmut Färber an der HFF in München und der Berliner DFFB gelehrt, mehrere Fernsehsendungen für den WDR hergestellt und zahlreiche weitere Texte verfasst, die in vier selbstverlegten Büchern, in der Filmkritik, in den letzten Jahren auch in der französischen Zeitschrift Trafic erschienen sind.

Über Färbers Arbeit kann man hier etwas lesen; hinzugekommen ist inzwischen das schöne Buch zu Ozus „Soshun“ (new filmkritik, Eintrag vom 2. Februar 2006).

In einer Broschüre des gerade stattfindenden portugiesischen Filmfestivals „indie lisboa“ ist – auf englisch und portugiesisch – ein Text Färbers mit dem Titel „Ideas for a manifesto“ zu lesen, und in der Einleitung wird er als „the most influential critic in Germany“ bezeichnet; das ist eine überraschende Fremdwahrnehmung, die mir sehr gefällt.

Zum Geburtstag eine Probeaufnahme von den Dreharbeiten zu PARTIE DE CAMPAGNE: der grüßende Jean Renoir knapp ein Jahr vor Färbers Geburt.

renoir_screen_test.JPG

Montag, 23.04.2007

* Langtexthinweis

Warum ich keine „politischen“ Filme mache von Ulrich Köhler

Donnerstag, 19.04.2007

Vorfreude

Stromboli

Omaggio a Roberto Rossellini (2. Mai 2007 bis 30. Juni 2007, Arsenal)

Samstag, 14.04.2007

From Apichatpong Weerasethakul

Dear All,

Regarding the censorship of my film. I am glad in a way that it is leading to a very important step for our cinema.
Please kindly forward to the ones you think have relevant interest in this issue.
Thank you very much.

http://www.petitiononline.com/nocut/petition.html

Mittwoch, 11.04.2007

Etliches am Wochenende: Helmut Färber und das Kino

Der Filmsamstag zeigt am 14. April 2007 um 18 Uhr (Babylon-Mitte Studiokino Rosa Luxemburgstr.30 10178 Berlin) unter dem Titel „Helmut Färber und das Kino“ Fernsehsendungen von Helmut Färber für den WDR, Redaktion Werner Dütsch.

Etwas über A Corner in Wheat (Filme von D. W. Griffith aus dem MoMA, NY) 1983 26’30
Stroheim zum Gedenken 1985 11’55
Drei Minuten in einem Film von Ozu 1988 15’15
Dr. Cordelier und Professor Alexis. 2 x Jean Renoir 1989 19’21

Alle Beiträge werden in Betacam auf die Kinoleinwand projiziert

Außerdem auf Wunsch von Helmut Färber:
Färblein von Bärbel Freund, Rainer Bellenbaum BRD 1990/92 21′ 16mm

*

„Der Filmsamstag im April ist Helmut Färber gewidmet, der dieses Jahr seinen 70. Geburtstag hat. Ich kenne ihn, seitdem er mein Filmlehrer an der Hochschule in München war. Jeden Freitag, von morgens bis nachmittags, galt es, wie Jean-Marie Straub es ausdrückt, ‚Augen und Ohren zu waschen‘. Oberflächlicher Geschmack hatte keine Chance. Am Schneidetisch spulte er den Film in normaler Geschwindigkeit zurück und nicht im Schnelldurchlauf.

Heute höre ich immer dann von ihm, wenn er ein Buch im Eigenverlag herausbringt, eine Fernsehsendung, die er unter dem Schirmschutz von Werner Dütsch gemacht hatte, wieder zu sehen ist oder er einen Vortrag hält. All diesen Arbeiten liegt eine Geisteshaltung zugrunde, die der Ungeduld eine klare Absage erteilt. In der zweibändigen Buchausgabe Das Leben der Frau Oharu (Saikaku ichidai onna) gibt er textlich (zusammen mit anderen Preziosen) die Bildeinteilung und Dialoge, fotografisch die Bild für Bild Reproduktion des Films von Kenji Mizoguchi wieder. Um zu dem vorliegenden herausragenden Ergebnis zu gelangen, wurde Helmut Färber zum Papierforscher. Er experimentierte mit den verschiedenen Materialien, bis er das Bestmögliche gefunden hatte. Es ist eine Symbiose von Buchdruckkunst und Kinematografie. Das Können der einen wird der anderen im gegenseitigen Wechsel zum Vorbild gesetzt, zur Verfügung gestellt. Um einer klaren Aussage willen. Der Leser stößt auf Wesentliches, Sinnliches, hervorgerufen durch die Behutsamkeit und Gewissenhaftigkeit des Autors.

Seine Fernsehbeiträge sind ebenfalls konkrete Vorschläge, wie Kinobildung aussehen könnte. In Dr. Cordelier und Professor Alexis. 2 x Jean Renoir kombiniert er zwei Filme von Jean Renoir, beide 1959 gedreht und mit ähnlicher Thematik: natürliche Liebe versus Labordroge bzw. künstliche Befruchtung. Drei Minuten in einem Film von Ozu untersucht die Architektur der Fahrradsequenz von Noriko und dem Assistenten des Vaters aus Spätfrühling (Banshun).

Filmwissenschaftler seines Formats gibt es in Deutschland nur ganz wenige. Seine Art und Weise der Filmrezeption orientiert sich mehr an der cinephilen Leidenschaft und Tradition französischer Couleur. Das macht Sinn, wenn man den rabiaten Einbruch des Kinos bei uns durch den Nationalsozialismus zu bedenken gibt.

So ist Helmut Färber für manche unentbehrlich, andere nehmen keine Notiz von ihm. Er besitzt die Fähigkeit, Film spürbar zu machen. Dadurch macht er ihn bewußt. Bei ihm in die Schule zu gehen, bedeutet für zukünftige Regisseure, sich nicht von gängigen Moden manipulieren zu lassen, sondern Altes im Neuen zu erkennen, das Große des Kleinen schätzen zu lernen. Auf seinen Wunsch hin zeigen wir auch Färblein von Bärbel Freund und Rainer Bellenbaum in diesem Programm.“ (Karl Heil)

Etliches am Wochenende: kolik.film

Die österreichische Filmzeitschrift „kolik.film“ hat mit einem Teil ihrer Redaktion ein Gastspiel im Berliner Arsenal. Zu den bisher erschienenen 7 Ausgaben werden, jeweils eingeführt von Leuten, die in der Zeitschrift mehr oder regelmäßig schreiben, 8 Filmprogramme, darunter SANG SATTAWAT – SYNDROMES AND A CENTURY (Österreich/ Thailand/F 2006) von Apichatpong Weerasethakul, David Lynchs INLAND EMPIRE (USA/Polen/ Frankreich 2006) und MUTUAL APPRECIATION (USA 2005; Andrew Bujalski). Die Filme laufen von Donnerstag abend bis Sonntag abend, Wiederholungen Ende April. Auch eine Diskussion zum „Schreiben über Film“ wird stattfinden. Nähere Informationen zu alldem hier.

Montag, 09.04.2007

Demnächst (cont.)

Ein Nachtrag zu Rainer Knepperges‘ in der letzten SigiGötz Entertainment-Ausgabe erschienenem Text „Demnächst“, der nicht realisierte Projekte und deren Ankündigungen zum Inhalt hat:

„Es ist bekannt, daß Bresson seit über zwanzig Jahren daran arbeitet, ein Vorhaben zu verwirklichen:
LA GENÈSE, Film nach den ersten Kapiteln des Buches Genesis, vom Anfang der Welt bis zum Bund Gottes mit Noah nach der Sintflut und wohl bis zum Turmbau von Babel.
Durch alle Jahre vergeblich.
Auch Jack Lang hat als Kultusminister vergeblich versucht, eine Finanzierung zu finden.
Jetzt aber ist zu erfahren, daß es für das Projekt einen  Produzenten gibt und alle Mittel, die Bresson dafür braucht.
Der Film, sagt Bresson, sei schwierig zu drehen, wegen der vielen Tiere.“

[mit Schreibmaschine geschriebener Text am Ende von Helmut Färbers Sendung „Robert Bresson zum 80. Geburtstag“, Redaktion Werner Dütsch, WDR 1987]

Dienstag, 03.04.2007

* mittellangtexthinweis

Ein Mittellangtext zum ersten Film der Naruse-Reihe im Arsenal.


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