Freitag, 19.06.2009

Amerika

François Bondy: „Wenden wir uns New York zu. Das war dein erster Kontakt mit Amerika.“
Romain Gary: „Es ist nahezu unmöglich, einen ersten Kontakt mit Amerika zu haben. Das ist vielleicht das einzige Land, das tatsächlich so ist, wie man es kennt, bevor man es betreten hat. Das erste, was dir auffällt, wenn du ankommst, ist, dass das amerikanische Kino das wahrste der Welt ist. Noch der schlechteste amerikanische Film ist wahrhaftig, er legt getreulich Zeugnis von den Vereinigten Staaten ab. Das gestaltet die Entdeckung Amerikas sehr schwierig. Dir bleibt nichts, als dich immerzu bestätigen zu lassen. Nimm irgendeinen amerikanischen Film, und jeder Fetzen des Filmstreifens ist vollgesogen mit Wirklichkeit, ganz gleich, wie banal und unwahrscheinlich das Ganze ausschaut. Amerika ist ein Film. Das ist ein Land, das Kino ist.“
(La nuit sera calme, Paris: Gallimard 1974, S. 118f.)

7 Kommentare zu “Amerika”

  1. knoerer schreibt:

    So ein Schmarrn. Das stimmt nur genau so sehr, wie Klischees immer stimmen. Also wirklich kaum.

  2. knoerer schreibt:

    Aber eine Francois-Bondy-Biografie würde ich sehr gerne lesen, wenn es jemals eine gäbe.

  3. Stefan Ripplinger schreibt:

    Das bekannte Klischee spricht von „Traumfabrik“ usw., wenn es also ein Klischee ist, dann ein umgekehrtes. Außerdem wird ein subjektiver Eindruck beschrieben, der sich kaum bewerten oder widerlegen lässt, es sei denn, man hielte den eigenen stets für richtiger. Ich war nur ein einziges Mal in den USA und hatte genau denselben, sehr angenehmen Eindruck. Sie sind sicher weit gereist.

  4. Stefan Ripplinger schreibt:

    Besser so:

    Das bekannte Klischee spricht von „Traumfabrik“ usw., wenn es also ein Klischee ist, dann ein umgekehrtes. Außerdem wird ein Eindruck beschrieben, der sich kaum bewerten oder widerlegen lässt, es sei denn, man hielte den eigenen stets für richtig. Ich war nur ein einziges Mal in den USA und hatte genau denselben, sehr angenehmen Eindruck. Sie sind sicher weit gereist.

  5. Stefan Ripplinger schreibt:

    Oder vielleicht so:

    Das bekannte Klischee spricht von „Traumfabrik“ usw., also wäre Garys Klischee, wenn es eines ist, zumindest ein weniger bekanntes oder die Umkehrung des bekannten. Ich war nur ein einziges Mal in den USA und habe genau denselben, sehr angenehmen Eindruck gehabt; gedacht: „Wie wunderbar, ein Land, in dem nichts wirklich ist außer seiner Kunst.“ Diese Verzauberung, wenn es eine ist, mag sich bei Weitgereisten und Filmkennern wieder verlieren oder gar nicht erst einstellen. Obwohl ich Verwandtschaft in den USA habe, bin ich vorsichtshalber nicht noch einmal hingefahren.

  6. knoerer schreibt:

    Mir kam auch dieses Klischee allzu bekannt vor. Allerdings, gebe ich zu, vor allem in Bezug auf New York. Da ist es dem einschlägigen Paris-Klischee nah verwandt. Es kommt einem womöglich nicht beim Reisen falsch vor, sondern wenn man länger dort lebt. Die Filmbilder vergilben dann wie ein nur auf den ersten Blick täuschend echtes Bühnenbild.

  7. Stefan Ripplinger schreibt:

    Noch eine Anekdote aus „La nuit …“: Billy Wilder zeigt Gary das Set von „The Spirit of St. Louis“. James Stewart sitzt in einem Cockpit-Modell, wird geschüttelt, von Windmaschinen angeblasen und von Schneemaschinen bestäubt. Wilder sagt zu Gary: „Sehen Sie, das ist Kino. Was haben wir hier? Einen falschen Lindbergh, ein falsches Flugzeug, einen falschen Himmel, einen falschen Sturm und falschen Schnee … Und was wird all das auf der Leinwand ergeben? Einen falschen Lindbergh, ein falsches Flugzeug, einen falschen Himmel mit einem falschen Schneesturm.“

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