August 2009

Sonntag, 30.08.2009

Jean Seberg, † 30./31. August 1979

Notiz Jean Seberg

Neulich / Auf der Straße / habe ich plötzlich / große Angst bekommen / UM MEINE AUGEN / NICHTS ZU TUN / Mit den Grauen, die ich durchlebe / Lediglich der Schrecken / um diesen intimen Teil / EINGESCHLOSSEN UND ÜBERWÄLTIGEND / JENER TRAURIGKEIT UND DREAM / MEINE AUGEN

[Notiz von Jean Seberg, abgedruckt in: Thomas Lescure / Philippe Garrel: Une caméra à la place du coeur, Aix en Provence: Admiranda/Institut de l’Image 1992, S. 107.]

Samstag, 29.08.2009

26/100

Die Geschichte von den DEFA-Tricktechnikern und ihrer Idee, die an filigranen Kunststofffäden hängenden Raumschiffmodelle in Hermann Zschoches EOLOMEA (1972) – »Acht Raumschiffe verschwinden, der Funkkontakt zur riesigen Raumstation ›Margot‹ ist abgebrochen« – kopfüber filmen zu lassen, weil sie davon ausgingen, dass der Zuschauer oben und nicht unten danach suchen würde.

Donnerstag, 27.08.2009

Was ist Film?

Wieder erhältlich, in zweiter Auflage. André Bazin, „Was ist Film“, im Alexander Verlag, Berlin, herausgegeben von Robert Fischer, 440 S. 29,90 €. Unentbehrlich!

Freitag, 21.08.2009

Peter NAU über Uwe Rapolder

Donnerstag, 20.08.2009

Straub/Huillet und Peter Nestler – Film, Malerei, Jahreszeiten

ZEIT (Peter Nestler, 1992)
ZEIT, Regie: Peter Nestler, 1992

„Die beiden Cézanne-Filme sind vielleicht die selbst-(=werk-)reflexivsten Straub-Filme, mittels des Gasquet-Textes, Danièle Huillets Sprechen, Fotografie und Montage wird die kunstgeschichtlich überkanonisierte Arbeit des Malers freigeschüttelt.

Bei Peter Nestler spielt Malerei von Anfang an eine wichtige Rolle, nicht nur in Dokumentfunktion, bei ihm sind es nicht kanonisierte, vergessene oder aus der Kunstgeschichte verbannte Bilder, die im filmisch gebauten Gefüge ihre Bedeutung zurückbekommen.

Das Werk der drei Filmemacher (Vlado Kristls Filme gehören dazu) steht im krassen Gegensatz zur derzeitigen wohlfeilen, oft regressiven Verlinkung von bildender Kunst mit Film/Kino, stellt diesbezüglich auch ein Kritikwerkzeug bereit.

Allerdings unterläuft ein Film wie Peter Nestlers ZEIT eine solche Apostrophierung. Der Film über die ungarischen Bauern, Textilarbeiterinnen, die ihre Bilder und Skulpturen zeigen, macht deutlich, dass es nicht, zumindest nicht an erster Stelle, um die Rehabilitierung eines bürgerlichen Kunstbegriffs oder die Ehrenrettung der Kinematografie geht. Die Frage, die alle diese Filme aufwerfen ist vielmehr, viel einfacher, die nach den sozialen Umständen: wer macht was (welche Bilder) für wen, mit welcher Solidarität, welche Erfahrungen werden (geistig, bildnerisch) weitergegeben, welche – sozialen – Veränderungen eingefordert.“
(Stefan Hayn)

„– eine Struktur aufbauen müssen, die Illustration, Erzählung und filmische Materie sei, der Materie der Malerei dienend“
(Danièle Huillet, 1994 im Exposé zu „Une visite au Louvre“ von 2004)

***

Film, Malerei, Jahreszeiten: Drei Veranstaltungen im Kino Arsenal

24.8., 20 Uhr:

Il ritorno del figlio prodigo – Umiliati
Danièle Huillet, Jean-Marie Straub 2003 64 min

Zeit
Peter Nestler 1992 43 min

25.8., 19.30 Uhr:

Il Ginocchio di Artemide
Jean-Marie Straub 2007 26 min

Itinéraire de Jean Bricard
Danièle Huillet, Jean-Marie Straub 2007 40 min

Le Streghe
Jean-Marie Straub 2008 21 min

25.8., 21.30 Uhr:

Tod und Teufel
Peter Nestler D 2009 HD 56 min

Dürfen sie wiederkommen – Über neofaschistische Tendenzen in Westdeutschland
Peter Nestler BRD 1971 47 min

Zu Gast bei allen Veranstaltungen: Peter und Zsóka Nestler, Moderation: Stefan Hayn

Mittwoch, 19.08.2009

Feier

Die Filmzeitschrift „shomingeki“ wird 14 Jahre und erlebt das Heft No. 21. Das wird gefeiert. Rüdiger Tomczak, Bettina Klix und Überraschungsgäste lesen aus neuen, älteren und noch unveröffentlichten Texten.

Donnerstag, den 20. August 2009 um 19 Uhr im Kiezcafé,  Brusendorfer Str. 19 (Ecke Braunschweiger Str.), Berlin-Neukölln,  S-Bahnhof Sonnenallee

Dienstag, 18.08.2009

Reisen, kopfüber, seitenverkehrt

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„you will meet yourself face-to-face … when Earth meets its duplicate in outer space!“

Als Kind einmal kopfüber vom Vater durch die Wohnung getragen, erbettelte ich allabendlich die Wiederholung des Vergnügens: eine seltsam fremde Wohnung mit vertrauten Möbeln und Teppichen an der Decke. Diaabende wurden erst lustig durch die Missgeschicke. Unterrichtsfilme hätten nach Schülerwunsch ausschließlich rückwärts laufen sollen.

In order to create the illusion of a mirror-Earth an optical process known as „flop-over“ was significantly quicker and cheaper than building sets and props with reversed elements…
At some subsequent point prior to a UK TV screening, TV company staff viewed the print supplied by the film distributor and, not being familiar with the plot, concluded that the mirror-Earth sequences had been optically reversed in error. A second flop-over was applied to return the image to normal, and this went on to become the standard transmission version from that point onwards.
(Wikipedia über Doppelgänger / Journey to the Far Side of the Sun, 1969, Robert Parrish)

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„Emerging from the Ghost Train – at last you can open your eyes!“ National Fairground Archive

Man kann die Montage in ZAUNGÄSTE als Rhetorik verstehen, wenn man will: Polnische Wärme wird gegen kühles Deutschland geschnitten. Ein Golfplatz an einer stark befahrenen Landstraße lässt den Anglertümpel, in den von Wohnhausruinen hineingesprungen wird, abenteuerlich aussehen. Aber die Annahme, es gäbe eine Kapitelstruktur, in der stets „Heimspiel“ auf „Auswärts“ folgt, also BRD:POL auf POL:BRD – die Annahme täuscht. Bemerkt man endlich die Taktik der Verwirrung, hat man längst vergessen über Länderunterschiede nachzudenken.
Die Montage in ZAUNGÄSTE ist also eine gelungene menschenfreundliche Strategie.

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Le monde sans soleil, Jacques Cousteau, 1964

„Ich weiß sehr wohl, dass Psychologen für die Neigung, überall Ähnlichkeiten zu sehen, einen hässlichen griechischen Namen erfunden haben, aber das schreckt mich nicht, denn ich weiß, dass es überall Ähnlichkeiten gibt, weil alles in allem ist, überall! … Dass die Sonne ein hervorragender Fotograf ist, steht fest. … Denken Sie an den Rücken der Makrele, wo die seegrünen Wellen auf Silber fotografiert sind.“ (August Strindberg: Das Alpenveilchen)

Heute, 23:00 Uhr, 3sat, ZAUNGÄSTE, 2008, von Matl Findel und Leszek Dawid

Freitag, 14.08.2009

langtexthinweis

* Ein anderes Kino ist möglich. Eine Art Anrufung
Olaf Möller über die Viennale’08-Schau des Österreichischen Filmmuseums, Los Angeles. Eine Stadt im Film

Fotografie und Malerei

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An exhibition curated by Diane Keaton for the Los Angeles Public Library September 1999. Mehr davon.

Sonntag, 02.08.2009

letzter Film

Ein 17jähriger deutscher Soldat, noch im März 1945 regulär eingezogen zum Wehrdienst, berichtet in „Totentanz Berlin“, ein Buch, das, lange nur noch auf Englisch erhältlich, jetzt wieder auf Deutsch zugänglich gemacht wurde, auch von den Kämpfen in der U-Bahn im April 45 und von einem besonderen Moment nach dem Weg durch die Dunkelheit:

„Mit der U-Bahn fährt man von einer zur anderen Station zwei bis drei Minuten. Und wir sind nun fast schon eine halbe Stunde unterwegs. Die Eingänge zu den Bahnhöfen sind mit Gittern verschlossen. Einige Kolbenstöße brechen die Türen auf. Ich sehe im Halblicht das glänzende Schild der Station. Wir sind am „Kaiserdamm“. Eine große Kinoreklame wirbt für den neuen Farbfilm „Opfergang“. Wir brauchen kein Kino mehr…“

Helmut Altner, Totentanz Berlin, Kommentiert und illustriert von Tony Le Tissier, Berlin Story Verlag, Berlin, 2009, 383 S., 19,80 Euro.


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