Dienstag, 20.09.2011

Ein Garibaldianer im Konvent

von Vittorio de Sica, 1942

Der Film spielt in den Jahren des „Risorgimento“ und handelt von zwei Mädchen aus verfeindeten Familien (eine nur reich, die andere von Adel), die in den Trubel der Unabhängigkeitskämpfe geraten. Die nur Reiche liebt Pflanzen und Tiere und unterhält eine Art Arche Noah auf ihrem Balkon. Ihr Vater ist ein angesehener Bürger und ab & zu sind Politiker und andere Honoratioren bei ihm zu Gast. Anläßlich eines solchen Banketts bleibt aus Versehen die Balkontür offen stehen – und die Tiere machen einen Ausflug. In turbulenten Unter- und Auf-dem-Tisch-Aufnahmen watscheln Meerschwein, Hühner, Enten und andere Wesen munter in die feine Gesellschaft, deren Damen kreischend auf Stühle hüpfen und die Herren in Panik Geschirr zerdeppern. Klingt vielleicht albern, aber es ist köstlich. Der durchaus vorhandene konservativ-politische Anlass des Banketts wird so beiläufig aufgemischt.

Später im Film (beide Mädchen besuchen eine Klosterschule) treffen in der Klosterwerkstatt noch das geliebte Meerschwein, die heimliche Voliere des Hausmeisters und das Pferd des verwundeten garibaldianischen Soldaten zusammen und erschrecken die Nonnen.

Ein herrlich unterhaltsamer Film im Ganzen, pro-dionysisch wie Renoir, mit einer tatkräftigen Caterinetta, die der lyrischen Mariella die sommersprossige Stirn bietet und für die Revolution um ihr Leben galoppiert. Nebenbei nimmt der Film die Bourgeoisie und politische Elite auf’s Korn, deren Fähnlein stets im Wind weht.

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