Montag, 02.05.2005

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Man kann sich vor BREAKFAST AT TIFFANY’S setzen und auswählen, aussortieren, was gehört in die fünfziger Jahre, was in die Urzeiten der Filmgeschichte, was weist in die Moderne, was ist modern. Angelpunkt all dieser Unternehmungen bildet das unumstößliche Sofa in Holly Golightly’s Living Room – eine nicht ganz zur Hälfte aufgeschnittene Badewanne, versehen mit Sitzkissen. Die Armaturen in Kupfer sind augenscheinlich dekorativer Filmquatsch, um die Absurdität dieses Gegenstandes zu unterstreichen, denn der Wasserhahn ist nicht notwendig mit der Wanne verbunden. So wie die Filmhandlung stets bemüht ist, elegant ihre eigene Grundlage zu umschiffen, dass es sich nämlich bei den beiden Hauptfiguren im eigentlichen Sinne um Prostituierte handelt, erinnert die Badewanne in einer niedlich dargereichten Form an Marcel Duchamps/Man Rays Urinale in Richtung der Vergangenheit und Sofas aus der FACTORY andererseits, auch wenn es so etwas dort vielleicht nie gegeben hat. Und dass sie einem überhaupt als Objekt auffällt, braucht einige Male wiederholten Sehens.

Pfadfinderschwüre (Cross my heart and kiss my elbow!) und die Darlegung tiefster Depressionen als THE MEAN REDS (in Anlehnung und Steigerung des BLUES) markieren die Reibungsverluste, die in der Vermittlung von bodenlos nicht geerdetem Großstadtleben und ländlicher Herkunft auftreten. Ein Film auch über Ungleichzeitigkeit und Integrationsversuche. In diesem Sinne handelt es sich bei dem Badewannensofa um eine Art Zeitbrücke.

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