Donnerstag, 04.01.2024

Paratexte der FILMKRITIK (19): LA VIE


Filmkritik, Nr. 281, Mai 1980, U3.

Dienstag, 02.01.2024

Paratexte der FILMKRITIK (18): DIE REPUBLIK

Filmkritik, Nr. 281, Mai 1980, U2.

Donnerstag, 16.11.2023

Neuerscheinung

Helmut Färber: Filmspuren
München 2022/23
586 Seiten
ISBN 978-3-9800178-5-5
49 Euro

Erhältlich im Buchhandel und beim Verlag des Autors
Helmut Färber, Fendstraße 4, München (Schwabing), D-80802

Bestellschein hier.
Ausführliches Inhaltsverzeichnis hier.

Donnerstag, 24.08.2023

Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit in der BRD

 

Im Sommersemester 2023 fand am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Universität Frankfurt/Main ein Blockseminar „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit in der BRD“ statt. Die Mehrzahl der Studierenden kam aus dem Master-Studiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“. Das Seminar bot ihnen zum einen die Möglichkeit, im eigenen Umgang mit 16mm-Filmkopien die mannigfaltigen Aspekte von deren Materialität kennen und befragen zu lernen. Welche spezifischen Merkmale sind an der Archivkopie interessant? Welche kuratorischen Fragen ergeben sich aus einer kopiengeschichtlichen Perspektive und wie ergänzen sie möglicherweise das Verständnis und die Kontextualisierung „des Films“?

Zum anderen erhielt der methodische Schwerpunkt einen filmhistorischen Fokus: die zur Sichtung vorgelegten Filmkopien zirkulierten alle einmal in den Verleihnetzwerken der Bildungsarbeit in der BRD, also vor allem über Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen. Bis auf drei Folgen der vom Bayrischen Rundfunk und dem Goethe-Institut produzierten Sprachkurs-Serie Guten Tag! kamen alle gesichteten Filme aus dem Konvolut sogenannter FWU-Filme – „Filme für Wissenschaft und Unterricht“, die ab 1950 vom Münchener „Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht“ als Lehrmittel für den Schulunterricht und die Erwachsenenbildung produziert und über die Bildstellen als 16mm-Kopien bereitgestellt wurden. Zu den meisten Kopien waren die FWU-Begleithefte noch in den Filmdosen enthalten. Die ebenfalls meist beiligenden Laufkarten der Bildstellen gaben Auskunft über die Frequenz der Ausleihe und die Ausleiher.

Das Seminar sollte dazu anregen, sich im Sichten von 16mm-Kopien zu üben, um diese in die filmhistorische Beschäftigung auch zukünftig einbeziehen zu können, insbesondere dann, wenn ein Film nur in diesem Format vorliegt. Zur Archivpraxis gehört auch, die mitarchivierten Paraphernalien auszuwerten, sowie eine sinnvolle und der jeweiligen Sichtungssituation angemessene Art, Beobachtungen zu verschriftlichen. Bei der Erstbegegnung mit der Archivkopie und den Materialien ist noch keine tiefgreifende, analytische Betrachtung zu erwarten und wäre womöglich auch hinderlich. Zunächst geht es darum, das Objekt und seine Eigenheiten wahrzunehmen, sich Notizen zu machen, eventuell Fotos.

Die im Seminar betrachteten und gesichteten Kopien kamen aus vier verschiedenen Quellen:

  • dem institutseigenen Filmkopien-Archiv, das von Heide Schlüpmann während ihrer Professur eingerichtet wurde, 16mm- und 35mm-Kopien enthält und weiterhin Gegenstand der Lehre und Forschung am Institut ist,
  • der Sammlung des Deutschen Filminstituts/Filmmuseums in Wiesbaden,
  • der Privatsammlung des Kurators Can Sungu in Berlin,
  • der Privatsammlung Kino im Sprengel, Hannover, die von Peter Hoffmann verwahrt wird.

Can Sungu und Peter Hoffmann waren auch jeweils einmal für eine Online-Sitzung zu Gast im Seminar. Bettina Schulte Strathaus führte zum Auftakt des Seminars in die Geschichte der institutseigenen Filmsammlung ein.

Gesichtet wurde im Seminarraum teils auf einem Steenbeck 16mm-Schneide- und Sichtungstisch, teils über einen fest installierten 16mm Projektor. Von Anfang an war vorgesehen, dass aus dem Seminar ein Online-Dossier mit Sichtungsprotokollen hervorgeht, zu dem die Seminarteilnehmer*innen gemeinschaftlich beitragen. Dafür wurde auf der Lernplattform des Seminars ein „Forum“ in der Form eines Blogs eingerichtet, in dem die Teilnehmer*innen ihre Beobachtungen und Kommentare zu den Kopien und den Filmen notieren konnten. Aus den gesammelten Notizen entstanden in der Redaktion von zwei Studentinnen und des Seminarleiters die hier vorgelegten Seiten: 16 Sichtungsprotokolle zu einer heterogenen Auswahl von Filmen aus den Jahren 1932 bis 1992.

Wenn man bedenkt, dass das „Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht“ seinen öffentlich finanzierten Bildungsauftrag quasi in Monopolstellung erfüllte und mit seinem Medienangebot (zu dem auch Tonbänder und Diaserien gehörten) einen beträchtlichen Einfluss darauf hatte, was und wie im Nachkriegsdeutschland gelernt wurde, ist es verblüffend, dass der FWU-Katalog in der medienwissenschaftlichen Forschung bislang eine eher marginale Rolle spielt.

Dabei ist mediengeschichtlich von zusätzlichem Interesse, dass mit dem Einzug von Video- und später digitalen Formaten die Verwendung von 16mm-Kopien im Unterricht zum Auslaufmodell wurde und nur ein Bruchteil der auf 16mm vertriebenen FWU-Filme in die neuen Medien „migrierte“. Ein großer Teil der Kopienbestände verwaiste in den Bildstellen, öffentlichen Bibliotheken und Lehrmittelräumen von Schulen. Das FWU – Medieninstitut der Länder gibt es noch immer. Das Medienangebot ist heute jedoch ausschließlich digital und zunehmend auf die Online-Vermittlung zugeschnitten. Ein zugängliches 16mm-Archiv scheint es am Institut selbst nicht zu geben. Das Vertriebsmodell des FWU war, die Kopien an die Leihstellen zu verkaufen, die damit eine an die Lebensdauer dieser Kopie gebundene Verleihlizenz erwarben. Spätestens in den 2000er Jahren haben sie sich ihrer verbliebenen 16mm-Archive auf die eine oder andere Weise entledigt.

Das Seminar und auch dieses Dossier sollen dazu anregen, die verstreuten Bestände an FWU-Filmen als Teile eines aufgelösten, aber nicht völlig verschwundenen Archivs zu beforschen. Denn die hohen Stückzahlen, in denen FWU-Filme im Umlauf waren, haben zur Folge, dass von vielen Filmen bis heute noch zahlreiche Kopien existieren und die Filme in Bestandslisten und Sammlungen, bei Trödlern, auf ebay und auf youtube auftauchen.


Protokolle zu den gesichteten Archivkopien:

Die Ko-Autor*innen des Dossiers sind: David Clausmeier (DC), Feven Haile (FH), Ferdinand Gutemann (FG), Franziska Kohler (FK), Christine Mai (CM), Felix Münz (FM), Simon Oetken (SO), die Redakteurinnen sind Sofia Mtiulishvili (SM) und Thessa König (TK). Seminarleiter war Tobias Hering (TH).

Die Fotos zeigen das im Seminar verwendete Material und wurden im Seminarraum von David Clausmeier und Christine Mai gemacht.

Freitag, 23.06.2023

Costardhinweise

Letztes Jahr ist im Verlag Brinkmann und Bose ein Buch zu Hellmuth Costard erschienen. Auf der Langtextseite gibt es dazu eine illustrierte Textcollage.

Kommenden Montag 26. Juni 19:00 Uhr wird im Berliner Arsenal der Film ECHTZEIT von Hellmuth Costard und Jürgen Ebert gezeigt (BRD 1981-83 111 Min. DCP OF); Einführung: Jennifer Borrmann, zu Gast: Jürgen Ebert, Sibylle Hofter

Donnerstag, 04.05.2023

Lemke in Zürich


GESCHÄFTSFREUNDE (1969 Martin Müller)

Fr 20.00 Uhr
ZEIGEN WAS MAN LIEBT (2016 Frank Göhre, Borwin Richter & Torsten Stegmann)
mit Iris Berben, May Spils, Werner Enke, Klaus Lemke, Martin Müller, Dominik Graf, Olaf Möller
 
Sa 20.00 Uhr
PAUL (1974 Klaus Lemke)
Paul ist Paul Lyss. Eine Frisur wie ein Handfeger, als wäre er fast erwürgt worden und hätte sich soeben erst wieder erholt. Im Glencheck-Anzug, sein Hab und Gut in einer Plastiktüte, stumm auf der Hut vor falschen Freunden, randalierend auf der Suche nach was Schönem. Ein trauriges Raubtier, ein besoffener Heiliger.
 
Sa 22.00 Uhr
ROCKER (1971 Klaus Lemke)
Dieser gröbste und zärtlichste Film übt einen wilden Zauber aus. Sein Erzählstrang ist virtuos verschlungen wie ein Schifferknoten und löst sich genau so leicht. Zuweilen glaubt man zu begreifen, dass es gar nicht Lemke war, der die Rocker und den kleinen Hans-Jürgen Modschiedler inszenierte; man ahnt, dass vielleicht Van Morrison die „Schatzinsel“ oder die Rolling Stones das „Dschungelbuch“ verfilmten. Bei jedem Sehen aber spürt man, wie einzigartig, ja isoliert Klaus Lemke dasteht, umgeben vom Geheimnis des Genies.

So 16.00 Uhr
SILVIE (1973 Klaus Lemke)
Das Model und der Matrose. Sylvie Winter im Hotel in New York und Paul Lyss im Postamt in München. Sie hält, damit er hört, wie die große Stadt klingt, den Telefonhörer zum Fenster raus. Das Gespräch, das keines ist, kostet ihn ordentlich was. Aber es gibt kein schöneres Telefonat in irgendeinem anderen Film. Überrascht, verwirrt, verliebt zu sein, das gab es nie und nirgends so zu sehen und zu hören wie in SYLVIE. „Mit Film“, sagt Lemke, „kann man länger verrückt sein als mit Drogen oder Alkohohl.“
 
So 18.00 Uhr
KLEINE FRONT (1966 Klaus Lemke)
GESCHÄFTSFREUNDE (1969 Martin Müller)
mit Klaus Lemke und Peter Berling
ANATAHAN ANATAHAN (1969 Martin Müller)
mit Klaus Lemke als Montgomery Hathaway
FLIPPER (1966 Klaus Lemke)

So 20.00 Uhr
AMORE (1977 Klaus Lemke)
Eine hochkomplizierte Geschichte, eigentlich Ozu plus Rohmer, aber so unglaublich gut erzählt, dass man nur eines wahrnimmt: Cleo Kretschmer! „Bei ihr wechselte der Look ständig, einmal war sie unfassbar glamourös und im nächsten Moment wieder total trutschig. Sie musste nur andeuten, was sie sagen wollte und schon hatte ich die Geschichte im Kopf, sie wusste sofort, worauf ich anspringen würde. Ich war unfassbar in Cleo verliebt.“ (Klaus Lemke)

präsentiert von Torsten Stegmann und Martin Müller

5. Mai – 7. Mai 2023, Rote Fabrik, Zürich

Mittwoch, 05.04.2023

Filme der Fünfziger LX: Wenn die Abendglocken läuten (1951.R: Alfred Braun)

Willy Birgel war aus dem Film der Nazizeit unbeschadet in den Film der Bundesrepublik hinübergeglitten – immer noch Gutsbesitzer und Rittmeister – ganz alte Schule. Gutsbesitzer Finke (Birgel) präsentiert Michael (Hans Holt), dem jungen Studenten der Musik und Sohn des Schulmeisters (Paul Hörbiger), sein Anwesen  „So dicke Mauern für die Ewigkeit. Da braucht man eine Ecke, in der man sich wohlfühlt“, geht in einen Billardraum und zeigt „lauter Erinnerungen an Turniere – jetzt soll ich mal endlich wieder in den Sattel steigen“. Er wendet sich zum Billardtisch. “Spielen Sie? Außer Pferden mein einziger Spass.“ Aber Michael spielt nicht Billard, er trinkt auch keinen Schnaps mit. Er gehört einer anderen Generation an.
Seine Jugendliebe Johanna (Julia Fjorsen) ist mit dem Gutsbesitzer Finke verheiratet, gemeinsam haben Finke und sie eine Tochter, Evchen. Das Kind schaut in die Limousine von Michael und staunt über die vielen Koffer. „Die Welt ist mein Zuhause“, erklärt ihr Michael und Evchen weint um ihn, der kein wirkliches Zuhause und keinen Schutzengel hat.
Alle tragen in diesem Film schwer an ihrem Schicksal, den Jungen wird es von den Alten einfach übertragen. Michael und Johanna lieben sich, aber Johannas Eltern haben ihre Tochter an Finke versprochen und der Schulmeister erklärt seinem Sohn: „Es bleibt dem Vater kein Ausweg übrig, wenn er seinen Hof retten will.“ Und er gibt Michael eine Weisheit mit auf den Lebensweg: “Man kann auch ohne Glück leben, Michael, aber mit einer Schuld – ist viel, viel schwerer.“ Vor der Hochzeit mit Finke verbringt Johanna eine Liebesnacht mit Michael. “Drei Stunden müssen reichen für ein Leben“ resumiert Johanna. In den Worten steckt noch die Erinnerung an das kurze Glück des Heimaturlaubs. Warum denn sollen die Jungen es besser haben als die Alten?
Michael hat ein Lied komponiert: die Abendglocken. Im Film hört man es als deutsches Heimatlied;  die Melodie stammt jedoch vom französischen Komponisten und Widerstandskämpfer Jean Villard. In seinem Liebeskummer macht Michael daraus einen Boogie Woogie und spielt es mit grossem Tanzorchester als schmissige Nummer ein. Das klassische Gegensatzpaar von Stadt und Land wird durch die Musik thematisiert. „Mein Gott, „ kommentiert sein Vater die Aufnahme aus dem Rundfunk, „muss es dem Jungen schlecht gehen“. Er selbst spielt das Lied am Spinett, der Film unterlegt es mit Geigen und Harfe.
Der Film ist wie ein Friedhof, aus dessen Gräbern die Geister der Vergangenheit sich der Gegenwart bemächtigen wollen. Aribert Wäscher warnt als Musikproduzent seine Tochter vor Michael: „Der Junge ist in Gefahr“ , Otto Gebühr spukt als Küster in der Kirche herum und Hilde Körber ist das ewige Kindermädchen. Wer fegt die Spinnweben aus diesem Geistergewölbe? Natürlich niemand anderes als Willy Birgel. Sein Arzt untersucht die Lage eines Granatsplitters in seinem Körper, warnt Birgel vor weiteren Reit-Eskapaden und Birgel antwortet starr und falsch: „Ave Caesare“ und fügt hinzu: „Soldaten, die da sterben wollen, muß man geben, was sie wollen.“ Zu den Klängen von „Ich hatt’ einen Kameraden“ sollen alle, alle bei seinem Begräbnis innerlich strammstehen. Nun können Johanna und Michael zusammenkommen. Die Schuld bleibt. „Ich glaubte“, sagt Johanna, „die Schuld würde uns voneinander trennen – aber jetzt weiß ich, wie sehr sie uns aneinander bindet.“ Welche Schuld denn eigentlich? Egal –  Hauptsache Schuld. Johanna bittet Michael, sie zu heiraten und ihr gemeinsamer Blick – der letzte des Films – wendet sich zur Kirche, jenseits des Mühlbaches.
Alfred Braun, getreuer Mitarbeiter von Veit Harlan, führt Regie und Georg Krause, über den Thomas Brandlmeier in seinem Buch „Kamera-Autoren“ im Schüren Verlag geschrieben hat, steht an der Kamera. Die Fachkritik bemängelte fehlendes und schludriges Handwerk, was Krause sicher gekränkt hat. An ihm lag es jedenfalls nicht.
Dem Publikum war es egal, es weinte heftig und gerne. 1952 war dies einer der erfolgreichsten Filme des Jahres.

 

Sonntag, 19.02.2023

41/100

Die Geschichte von der Romanfigur, die sich fragt, warum sie ausgerechnet im Kino alles verstehen solle, wo sie doch, wenn sie in der Realität herumgehe, auch nur wenig verstehe.

Donnerstag, 02.02.2023

40/100

Die Geschichte vom französischen Videotheoretiker, der Mitte der 1970er Jahre eine Arbeitsteilung diagnostizierte, nach der die Japaner die Geräte herstellten, die US-Amerikaner sie kauften, die Kanadier mit ihnen experimentierten und die Franzosen darüber schrieben.

Samstag, 24.12.2022

Vierundzwanzig (24)


Cary Grant in The Bishop’s Wife (1947 Henry Koster)

Well, I keep seeing this stuff and it just comes a-rolling in / And you know it blows right through me like a ball and chain.“ (Bob Dylan: „Brownsville Girl“ 1986)

In Dylans Song geht es um Henry Kings The Gunfighter, um Gregory Peck in einer Westerntragödie, für deren trauriges Ende das Wort “unvergesslich“ zu harmlos ist. Von diesem Filmschluss sich getroffen oder gar verfolgt zu fühlen, darum geht es in Dylans epischem Song. Eine solche Wirkung kann sehr wohl auch von einer Komödie ausgehen, falls Henry Koster sie inszeniert hat.

Laut Ricarda Huch „tritt die Komödie als die späteste Blüte der Kultur mit der wachsenden Besonnenheit und dem Freiwerden des Geistes auf, und ein Jüngling wird viel eher ein wirksames Trauerspiel als eine leidliche Komödie verfassen können. Alle Versuche der Gegenwart, die tragische Kunst neu zu beleben, müssen fehlschlagen, aber mehr und mehr wird das Lustspiel, das wahre Spiel höchster Lust, sich entfalten.“ .


Katharina die Letzte (1936 Hermann Kosterlitz / Henry Koster)

Eine Stunde, die vergeht mit vergeblichem Warten.

Auch dieser frühe Film von Koster stellt das Lustspiel auf das Fundament des Trauerspiels. Was Ricarda Huch “das wahre Spiel höchster Lust” nennt, war damals ergebnisoffen. Zumindest österreichische Kommödien konnten traurig enden. Um das Glas bis zum Rand zu füllen, kam in die Ekstase gerne ein Schuss Depresssion hinein.

Kosters Helden stehen inmitten der Gemeinschaft in unbemerkter Einsamkeit, den anderen irgendwie im Weg. Ihr wirklicher Wert bleibt ungeschätzt. Außerhalb des Blickfelds liegt diese rare römische Münze. Daneben ist die Kathedrale, die der Bischof (David Niven) bauen will, eigentlich keine Besonderheit.

„Wenn mir des Zweifels dichte Schwaden den Geist verfinstern, flammt hin und wieder eine Eingebung auf, und der Nebel beginnt in himmlischem Licht zu leuchten. … Zweifel an allem Irdischen und hier und da eine Eingebung von himmlischen Dingen – man wird weder gläubig dabei noch ungläubig; man wird Mensch und schaut beides mit gleichen Augen an.“ (Herman Melville: Moby Dick)


The Bishop’s Wife (1947 Henry Koster)

Im Jahr 1144 sah man zu Chartres die Gläubigen sich vor Karren spannen, die mit Steinen, Holz, Getreide und wessen man sonst bei den Arbeiten an der Kathedrale bedurfte, beladen waren. Wie durch Zaubermacht wuchsen ihre Türme in die Höhe. Überall sah man Männer und Frauen schwere Lasten mitten durch Sümpfe schleppen und unter Gesängen die Wunder Gottes preisen, die er vor ihren Augen verrichtete. (Jantzen: „Kunst der Gotik“, 1957).

Der Abt Haimon von St. Pierre-sur-Dive fragte: „Wer hat jemals Ähnliches gesehen oder gehört, dass mächtige Herren und Fürsten der Welt, aufgebläht von Reichtum und Ehren, dass selbst Frauen von edler Geburt ihre stolzen Häupter gebeugt und gleich Zugtieren sich an Karren gespannt haben, Wein, Getreide, Öl, Kalk, Steine, Holz den Werkleuten einer Kirche zuzuführen?“ Und: „Sind die Pilger an der Kirche angelangt, bei deren Bau sie helfen wollen, so machen sie eine Wagenburg und wachen die ganze Nacht und singen Psalmen.“


Coca Cola Knibbelbilder (1983)

Frohe Weihnachten


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