Mittwoch, 08.08.2007

Transformers (Michael Bay) USA 2007

Transformers empfiehlt sich nicht nur durch seine schiere Krudheit, weil Jon Voight Donald Rumsfeld auf Augenhöhe spielt und weil es sich um den fraglos teuersten B-Film aller Zeiten handelt. Michael Bay-Filme sind zuverlässig die gröbsten ihres Segments und geben allein schon darin Aufschluss über den Stand der Dinge: hier spricht eine neue Maschine. Zugegeben, die ersten hundertzehn Minuten sind immer dann zäh, wenn das passiert, was die Kritik in der Regel vermisst: Erzählbemühungen (sie reichen nicht mal für eine ideologiekritische Lektüre). In den letzten dreißig Minuten kann davon ohnehin keine Rede mehr sein; selten sind die Menschen derart aus einem Spielfilm ausgeschlossen worden. Arbeitshypothese: Im Rüpel Bay ist der krude 80er Jahre de Palma reinkarniert (kürzlich Scarface wiedergesehen: elegant würde ich das nicht nennen). Dass dabei abwegige Spielzeuge und nicht mehr Hitchcock-Motive im Zentrum der Referenzen stehen, stört mich nicht, zumal wenn das Surround-Sounddesign derart abgeht. Im erfreulich asemantischen Finalkampf erreicht das Bewegungsbild phasenweise für Minuten eine ästhetisch neue Abstraktheit, weil die CGI-Textur die fotorealistische Mimikry aufgibt. Wäre Manovich nicht der Hochstapler, der er ist, würde er hier zitiert werden müssen: digitales Mottenlicht.

2 Kommentare zu “Transformers (Michael Bay) USA 2007”

  1. Volker Pantenburg schreibt:

    Bei der de Palma-Arbeitshypothese bin ich mir nicht sicher. Gut, in ihrer Rüpelhaftigkeit oder auch der Abwesenheit bestimmter Schamreflexe liegt wohl eine Gemeinsamkeit. Und in beiden Fällen erzeugt das eine tolle Überspanntheit. Aber beim 80er de Palma verdanken sich die Outriertheiten doch stärker einer Idee von Plot, vielleicht, weil sie sich so brachial (und irgendwie zu spät) auf ein anderes filmgeschichtliches Modell (das eines Erzählkinos) beziehen wollen. De Palmas grandioser Rückpro-Exzess in „Body Double“ verhält sich zum CGI-Gewitter in „Transformers“ so wie cinéphile DIY-Werkbankdrechseleien zu den Windkanal-Studien in der Hightech-Abteilung von General Motors. Unterm Strich führen diese Dinge auch dazu, dass de Palma relativ leicht für eine Camp-Ästhetik zu reklamieren ist und Michael Bay eher nicht. Pomo vs. Promo-Kino, aber das greift natürlich zu kurz. Toller Film jedenfalls, und das Genre der Spielzeug-Verfilmung ist damit längst nicht ausgereizt. Ich wünsche mir Michael Bays Verfilmung einiger klassischer 80er Jahre-Flipper und vielleicht eine Serie über Schweizer Taschenmesser (Arbeitstitel: „Victorinox“ I bis V) incl. Director’s Cut.

  2. Thorsten Krämer schreibt:

    Dr. Pantenburg im Kalauer Mode – gerne mehr davon.
    (Mein Sohn hat dieser Tage just ein solches Schweizer Taschenmesser geschenkt bekommen – die Filme würden wir uns sofort ansehen. Es gäbe da also auf jeden Fall ein Publikum…)

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