Samstag, 10.10.2009

Last Temptation

Gerade sah ich THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (1988) von Scorsese wieder und wunderte mich, wie „biblisch“ der Film doch jedenfalls aussieht. Da man ja jetzt mehr über den Islam weiß, fiel mir als nächstes auf, dass die Halluzination des nicht stattfindenden Kreuzestodes genau die muslimische Sicht der Dinge darstellt. (Natürlich nur bis zur Revision im Film, bis zum Erwachen aus der Versuchung, dem Selbstopfer zu entgehen.) Denn der Islam sieht Jesus als einen zu wichtigen Gesandten Gottes an, als dass er einen solch erniedrigenden Tod hätte sterben dürfen: „Die meisten Kommentatoren stimmen darin überein, dass der Qur’an nicht das historische Ereignis einer Kreuzigung als solcher verneint, wohl aber die Kreuzigung Jesu. Vielmehr sei ein anderer an Jesu Statt gekreuzigt worden. Wie Gott letzten Endes Jesus vor dem Kreuz bewahrte und errettete, bleibt allein Sein Geheimnis.“ (Bekir Alboga) Die ganz große Überraschung aber war für mich das Stückchen „Experimentalfilm“ zum Schluss, nachdem die Filmerzählung wieder die Heilsgeschichte einholte und der vorgesehene Tod die halluzinatorische Abirrung in das Leben beendet hat. Vorher hatte Willem Dafoe als Jesus – den ich mir in „Antichrist“ nicht ansehen kann – seine besiegelnden Worte gesprochen: „It is accomplished.“ Was damit vollbracht ist, beanspruchen die darauf folgenden, flackernden Farben nicht zu wissen.

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