Samstag, 13.04.2013

Der ewige Schandfleck des deutschen Films

Neulich bekam ich „Das gab’s nur einmal“(Ausgabe 1957), von Curt Riess geschenkt – mit dem irreführend harmlosen Untertitel „Das Buch der schönsten Filme unseres Lebens“ Von Filmfreunden hatte ich noch nie etwas von diesem schönen Buch mit fantastischen Filmfotografien gehört, das aber wohl via Bertelsmann Lesering vor allem in Haushalte kam, in das sich nie ein Filmkritik-Heft verirrte. Heut las ich im großartigen Kapitel über die Propagandafilme des Nationalsozialismus unter dem Titel „Der ewige Schandfleck des deutschen Films“ die Schilderung der Entstehung von Veit Harlans „Jud Süß“. Riess berichtet von den immensen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Rollen. Gustaf Gründgens sagte später dazu: „Als Goebbels merkte, daß wir Schauspieler uns grundsätzlich nicht an diesem Film beteiligen wollten, wurde die Herstellung des Films für ihn schließlich zu einer Prestigesache.“ Heinrich George, der den Herzog Carl spielt „hat immerhin eine Ausrede. Er spielt keinen unsympathischen Juden, er spielt einen unsympathischen Christen. Und er erklärt: „Ich werde alles so eklig spielen, daß den Leuten übel wird!“ Kurz, er will versuchen, seine Rolle so zu spielen, dass das Publikum den Eindruck gewinnt, nicht Jud Süß, sondern Herzog Carl sei eigentlich an allem schuld – was übrigens historisch vollkommen richtig ist.“

2 Kommentare zu “Der ewige Schandfleck des deutschen Films”

  1. Johannes Beringer schreibt:

    „Der ewige Schandfleck“? Das ist Entlastungssprache – der eine Film, auf den man alles ablädt. „Ohm Krüger“ oder „Friedemann Bach“ und viele andere sind halt dann mehr oder weniger in Ordnung … Jean-Marie Straub hat übrigens seinen „Bachfilm“ auch gegen diesen „Friedemann Bach“ gemacht, vor dessen Schautafeln er damals (1966) in München stand – und der also ‚problemlos‘ schon wieder im Kino lief. (Und bei Gustaf Gründgens würde ich mich denn doch lieber an Klaus Mann halten.)

  2. Bettina Klix schreibt:

    Ein berechtigter Einwand. Aber bei Riess werden ja auch alle diese Filme behandelt, „Ohm Krüger“ und „Friedemann Bach“, aber auch „Kolberg“ und „Ich klage an“,der Film für die Euthanasie.

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