Marran Gosov
„Der Gleichgültige“ hieß der Roman, den der Malereistudent in politischer Haft im bulgarischen Gefängnis schrieb. 1960 ging er in die BRD, war schon ein paar Jahre älter als Klaus Lemke, Martin Müller, Zihlmann oder Thome, und wurde deren Vorbild, Motor, Spielmacher. Das heiße Material aus dem zum Beispiel SABINE 18 (mit Müller, Lemke und Sabine Wengen) 1967 gegossen wurde, war Gold aus der gleichen Ader: München, Schwabing, Türkenstraße.
Das Düsseldorfer Filmmuseum zeigt morgen, am Mittwoch, um 20 Uhr eine kleine Auswahl der zahlreichen Kurzfilme und seinen letzten Kinofilm aus dem Jahr 1972. Beim Besuch der Retrospektive im Filmclub 813 im letzten Herbst gab Marran Gosov sehr sympathisch zu verstehen, die Filme seien inzwischen von ihm „weit weg“. 1973 entstand das überragende, viertelstündige Meisterwerk: NACH LANGEN JAHREN EIN WIEDERSEHN MIT MEINEM BRUDER AUS BULGARIEN WÄHREND EINER KURZEN ZWISCHENLANDUNG IN MÜNCHEN. Ein knallharter Film über den Stolz.
In Schwabing fand ich im Sommer in einem Laden auf der Türkenstraße eine LP von Marran Gosov aus dem Jahr 1980. Weil sie ein Vermögen kostete, konnte ich nur den Text von der Rückseite der Plattenhülle in mein Notizbuch abschreiben:
„Auch ich bin ein von Zukunftserfahrungen gebranntes Kind, zurückgefallen auf mich selbst und ahne schon die Gewissheit, dass am Ende nur jene Güte beweisen werden, die an nichts glauben.“