Denken im Freien
Ponyaussichtsposten mit Schmuckfigur
Hölzerner Spielzeughubschrauber aus Mozambique
Sternstunden des Hörfunks (1)
Beim Radiospaziergang rund um den Brünsee, den es seit 1969 gibt, diskutieren Mario Mentrup und Cordula Daus, was man mit Algen alles anstellen kann. Beide können sich durchscheinende Gewänder aus Algentextilien vorstellen. Die Mode aus Mailand und Monaco erlaube ja derzeit transparente Materialien auf nackter Haut. Es sind auch beide beeindruckt vom naturhistorisch hohen Alter der Wasserpflanze. Nietzsche – so erfährt man – war der Ansicht, die Algen seien den Gräsern an Kraft überlegen, noch nicht behaftet mit Zweifeln. Denn mit dem Aufstieg der Alge zum Grashalm (Papyros) kam die Abenddämmerung über unsere Welt. Erst auf dem Trockenen wurde die Melancholie zu Papier gebracht.
Mentrup, der munter von den Algen aus dem Brünsee kostet, empfindet plötzlich einen leichten Schwindel, und Cordula Daus, die in seinen Augenringen einen noch nie gesehenen „leichten Senfton“ bemerkt, steigert die Vergiftungsangst ihres Gesprächpartners durch den arglosen Hinweis: „Ich glaube, man ejakuliert dann sehr viel.“ Beschwörend klingt Mentrups Moderatoren-Mantra: „Sie hören 88,4 Reboot.FM Open Air Audio Walk mit Cordula Daus und Mario Mentrup.“
Seit dieser Radiobeitrag mich überraschte, nehme ich mir vor, endlich mal wieder in naturkundlichen Taschenbüchern zu blättern, Sauerampfer zu pflücken und, so wie es dort geschah, in Gummistiefeln auf Asphalt zu tanzen. „Ich muss zu einer größeren Freiheit zurückfinden, die, die ich auf natürliche Weise bei meinen Anfängen hatte.“ Diesen Vorsatz (aus dem Tagebuch von Emmanuel Bove) sehe ich immer wieder realisiert in Mario Mentrups vielfältigem Tun.