Donnerstag, 18.11.2004

oktober, november (notizen)

„deutschland im jahre null“ von rosselini. eine ganz grauslige kopie. sie ziehen den ton hoch, als verstünde man so besser die umso unverstehbareren dialoge. die dialoge scheppern grell, die musik blechern, kratzend, schrill. man will sich die ohren zuhalten. über die moral im ausnahmezustand. condition humaine & coming of age. ein film darüber, wie man sich retten kann und dennoch überleben. und der film sagt, dass das nicht geht, beides zusammen gehe nicht. der film sagt, entweder du rettest dich, oder du überlebst.

wie sich der ansatz, die filmgeschichte als geschichte des herausragenden zu denken, vielleicht überlebt hat, vielleicht in sackgassen führte. dass man die formen und die mit ihnen entstehende semantik nicht von ihren höchstleistungen, sondern von ihren ablagerungen verstehen sollte. diese aber wirklich ernstnehmen. andererseits: sich an horwaths utopischer filmgeschichte aufzurichten. oder auch: solche listen

collateral ist ein wahnsinn. wie die stadt da ist. die schöne vorstellung, dass filme an orte gebracht werden, um dort, wenn auch nur ein einziges mal, in sie hineinzustrahlen. ob das strahlen aufbewahrt ist in den körpern, auf die es trifft? dagegen thom andersens kritik an collateral. seine post-neorealistische argumentation – das unwahre der filme: ihre passend gemachten wirklichkeitsausschnitte. (immer: der pathetische rekurs auf die alten cinematographischen vermögen -zumutungen-, die realität durch abbilden zu retten.)
[und in der nacht bei „starbuck“ auf n3 die alten aufnahmen von 1967/68, farocki und meins in knokke, das festival stürmend, REALITÉ, REALITÉ rufend]

zwei, drei tage lang -weil ich bei meinem ersten festivalfilm ihm begegne- verbringe ich mit k, dessen diskursive unbeweglichkeit ich dann als spiegel meiner haltungsstarre erkennen möchte. beides ausprägungen von „indie“. ms pointierte kritik an „indie“ nach dem besuch in hamburg. (dynamik des utopisten vs apathie des siedlers).

im palast der republik vier filme von gordon matta-clark. hs kritik daran… die lächerliche emphase der einzelnen einstellungen… die permanente suche nach dem anthropomorphen (volker: „face value“)… die stursinnige happening-emphase… das blöd-soziale… die hippieesken lyrismen… die forcierte aura von menschenköpern in gegenlicht. h erzählt daraufhin von einem film von serra über eine brücke, die jener filmt, als sei sie ein von ihm geschaffenes kunstwerk.

– med hondo: sarraounia (burkina faso 1986)
über eine schlacht in den kolonialkriegen, ende des 19. jahrhunderts. in der mitte des films die entscheidende, proto-laizistische rede der rebellin. aufstand als letzte möglichkeit, die freiheiten der praktiken zu verteidigen. der film hat die form einer ideen-ballade. nur aufgrund von verbiegungen könnte er als epos gelesen werden. die einzelnen strophen parallelisieren die ereignisse, es geht aber nicht um die koloratur des dekors, sondern um die ideologischen ausformungen der antagonistischen kräfte. das alles bündelt sich nicht zu einem porträt der titelgebenden heldin, sondern strebt danach, je aktualisierbare zustandsbeschreibung zu werden. der eklektizismus der verfahren wird nicht zum stil. sarraounia ist in den anfangssequenzen als anlass der beschreibung präsent, danach wird sie als retardierendes moment eingesetzt. ihre funktion ist eine verschaltende. sie ist uninteressiert an weltanschaulicher dominanz, und daher unterschieden von ihren widerparts: den protagonisten des raumgreifenden islam und denen des raumausschöpfenden kolonialismus. die auf ihren gleichmut gegenüber den politischen optionen zurückgeführte heroisierung der hauptfigur ist eher narrative funktion, als ideologische zielvorgabe. das überraschend offen bekundete ziel ist die bildung einer transponierbaren legende. es geht darum, ausgehend von sarraounia geschichten zu erzählen; der film stellt sich damit gleichberechtigt in eine reihe mit oraler geschichtsschreibung, bisweilen scheint es sogar, er ordne sich dieser unter.

rajmann: „hassliebe zum spielfilm“

der dumpfe text hochhäuslers in der taz & meine angeekelt faszinierte erstarrung gegenüber den äußerungen großsprechwollender

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