Filme der Fünfziger III
Georg Bruckbauer und Willy Winterstein führen die Kamera, Rolf Zehetbauer ist der Architekt, Willi Forst hatte die Idee und Bert Grund ist neben Peter Kreuder der Komponist in „Alle kann ich nicht heiraten“. Das ist – für das Jahr 1952 – keine schlechte Besetzung. Hans Wolff, kein sehr bekannter Name, führt Regie. Und dann ist alles ganz banal.
Hardy Krüger und Adrian Hoven sind zwei junge Pianisten, die in einem Instrumentengeschäft ihr Leben fristen. Das ist endlich mal ein Laden, der sich Personal leisten kann: eine einheitlich gekleidete Mädchengarde (ganze fünf), der Chef, die zwei Klavierspieler und mindestens noch zwei Arbeiter. Es gibt ein ganzes Regiment von Mitarbeitern. Krüger und Hoven (blond und schwarz) streiten sich nicht um Mädchenbekanntschaften – sie würfeln sie aus. 1952 herrscht offensichtlich Mangel an Männern; die jungen Frauen sind Beutegut.
Die Musiker wohnen in einem Zimmer und schlafen in zwei fast nebeneinander stehenden Betten. Sie haben einen Bekannten (Joachim Brennecke), der beim Radio arbeitet und die Glücksfee des Films ist. Er nimmt die beiden Pianisten beim Spielen eines flotten Stückes heimlich auf; das Stück gewinnt in einem Wettbewerb des Rundfunks den ersten Preis. Vom Preisgeld fahren die beiden Pianisten nach St. Moritz, wo sie ohne Sinn und Verstand ihr kleines Geld ausgeben und Bräute aufmischen wollen.
Die Bar des Royal Engadin sieht aus wie ein Studentenlokal; mindestens eine Bar muss es im Film der fünfziger Jahre immer geben. In St. Moritz gibt es noch eine zweite, draussen im Schnee vorm Hotel. Ins Hotel kommt Sonja Ziemann als türkische Gräfin – sie schweigt sich aus, tut schön und geheimnisvoll. Später stellt sich heraus, dass sie einfach ein Mannequin ist, das schöne Kleider trägt. Ziemann singt in der Bar: Warte bis Dein Stern sich wendet/ und verliere nicht den Mut/ Denn sobald Dein Stern sich wendet/ Geht es Dir bestimmt ja wieder gut. Wir befinden uns in einer Aufmunterungsphase; den Musikern geht das Geld aus.
Gut, dass die Glücksfee vom Radio wieder kommt. Sonja Ziemann singt mit den Musikern und zieht sogar bei ihnen ein. Nun wohnen sie zu dritt in einer Wohnung. Das kann nicht gutgehen; der Freund aus dem Radio nimmt Gott sei Dank die Ziemann zur Braut. Zwischendurch war sie verloren gegangen; der Freund vom Radio hat dann einfach eine Suchmeldung über den Äther geschickt. Man hörte doch täglich Meldungen von Vermissten, warum dann nicht auch mal die Freundin suchen lassen?
Reichlich penetrant spricht hier mal der eine, mal der andere von einer „grossartigen Idee“ und plappert den Wehrmachtsjargon der vierziger in Zivil nach. Zehetbauer hat Nierentische und mit Luftballon-Motiven bedruckte Sessel in die Dekoration gestellt; die Kamera versucht ein, zwei Fahrten und leuchtet einige Grossaufnahmen ganz professionell aus.
Zum Schluss gehen die Buddies Hardy Krüger und Adrian Hovenwie am Anfang auf Mädchenjagd; aber es gibt keinen Nachfolgefilm. Hoven spielte dann in Veit Harlans Indienfilmen und Hardy Krüger übte sich als maskuline, blonde Versuchung.
29.05.2019 23:58
[…] Alle kann ich nicht heiraten (1952; Regie: Hans Wolff) […]