Entdeckung
Vor 20 Jahren in Coney Island hatte ich den Atlantik schon mal gesehen, aber jetzt endlich sah ich ihn aus der richtigen Richtung, auch wenn man natürlich von San Sebastian eher nach Norden übers Meer schaut. Zumindest am letzten Tag der Reise, beim Besuch des alten Vergnügungsparks hoch oben auf dem Monte Igueldo, blickten wir entlang der spanischen Küste in den Sonnenuntergang, also gen Westen. Die große Retrospektive des Festivals war Henry King (1886 -1982) gewidmet, auf dessen Werk mich Peter Nau und Olaf Möller auf unterschiedliche Art sehr neugierig gemacht hatten. Aber auf das, was kam, war ich nicht vorbereitet. Ich sah 17 Filme von King, nichts anderes aus dem Festivalprogramm. Im Nachhinein ärgert mich lediglich, daß mir die übrigen 30 Filme der Retro entgangen sind. Die Vorstellung, den neuen Kontinent nur kurz besucht zu haben. Ganz Nüchtern ist zu berichten, dass es in Hollywood einen gab, der jahrzehntelang mit der Ruhe eines Ozu und der Weisheit eines John Ford vom Kampf des Lebendigen gegen das Leben erzählte. Nicht weil es gerade Mode ist, „Ford und Ozu“ zu sagen, sondern weil es hier wirklich mal passt – dennoch ist mir nicht wohl beim Vergleichen. Richtig wäre: ausführlich nachzuerzählen: STELLA DALLAS; DEEP WATERS; TWELVE O’CLOCK HIGH; THE GUNFIGHTER; I’D CLIMB THE HIGHEST MOUNTAIN; WAIT ‘TILL THE SUN SHINES, NELLIE; THE SUN ALSO RISES; BELOVED INFIDEL. Was ich sah, will ich wiedersehen. Jetzt zu interpretieren, käme mir vor, als hätte ich die Kaffeebohne, den Tabak und die Kartoffel aus der Ferne mitgebracht, und stünde vor lauter Aufregung im Begriff, mir aus allem zusammen ein Süppchen zu kochen.
Empfehlung
SUPERBAD (USA, 2007) Regie: Greg Mottola, Buch: Seth Rogen und Evan Goldberg. Mit Jonah Hill (Seth) und Michael Cera (Evan), “contemporary kids, sophisticated and sensitive to nuance“ (Carina Chocano). “This is the CITIZEN KANE of dick-joke movies.” (Nathan Rabin)
und am 17.10. Brotfabrik, Berlin 20:30
HÄXAN (Dänemark, 1922) Buch und Regie: Benjamin Christensen (in der englischen Tonfassung von 1968, Sprecher: William S. Burroughs); präsentiert von Jack Stevenson (Autor von „Witchcraft Through the Ages: The Story of Häxan, the World’s Strangest Film, and the Man Who Made It“)