Dienstag, 27.11.2001

„The day I became a woman“

Marziyeh Meshkini, Iran 2000
3 Episoden. Ein Thema. 3 Frauen: 9, jung und alt. Großartiger Film, wunderschön erzählt, betreibt das überhaupt noch einer, diese allegorische Erzählform? Werde ich jetzt ab sofort pflegen.
I.
Ein kleines Mädchen wacht auf und darf nicht mit ihrem Freund spielen, der bereits ungeduldig auf sie wartet, weil es der Morgen ihres 9. Geburtstags ist. Der Tag, an dem sie zur Frau wird, an dem sich alles ändert. Von jetzt an muß sie einen Schador tragen und darf nicht mehr aus dem Haus gehen. Es beginnt ein Gequengel und ein Handeln, sogar zwischen Mutter und Großmutter, weil sie doch gegen Mittag geboren wurde und bis dahin ist es noch eine Stunde. Die Großmutter gibt ihr einen Stock und sagt, den soll sie in den Sand stecken. Wenn der Schatten verschwunden ist, ist es Zeit nachhause zu gehen.
Das Mädchen geht los mit dem Stecken und sucht ihren Freund. Immer wieder überprüft sie den Schatten, der schwindet.
Jetzt ist aber ihr Freund eingesperrt. Er darf nicht raus, bevor er seine Hausaufgaben gemacht hat. Sie sprechen durch ein Gitterfenster. Sie versucht ihn zu überreden, den Lehrer zu bescheißen, sie hat kaum noch Zeit. Sie wartet am Strand. Tauscht ihr Kopftuch gegen einen bunten Gummifisch. Die Jungs am Strand brauchen es als Segel für ihr selbstgebautes Boot. Sie überreden sie mitzukommen, aber sie bleibt, ihre Zeit ist zu knapp. Sie geht zurück zum Freund, der ist immer noch hinter Gittern. Sie kauft einen Lutscher und saure Tamerinden. Sie essen zusammen und teilen sich den Lutscher durch das Gitter. Als der aufgelutscht ist kommt ihre Mutter und holt sie.
II.
Ein Pferd galoppiert durch die Prairie, mit einem Reiter schnell und sehr kraftvoll. Eine einsame Teerstrasse in dieser Steppe. Ein Haufen junger Mädchen in Schadors fahren auf Sporträdern um die Wette, schnell und sehr kraftvoll. Der Mann auf dem Pferd ist der Ehemann einer von ihnen. Er will sie aufhalten, droht mit Scheidung, sie sagt, mach doch, fährt weiter, ehrgeizig, überholt, fährt und fährt, immer wieder kommen immer mehr Männer auf Pferden, reiten neben ihr her und wollen sie abhalten, sie fährt und fährt, die Männer reiten wieder weg. Schließlich kommen ihr Reiter auf der Straße entgegen. Sie muß anhalten. Sie steigt ab. Die Kamera fährt weiter. Aus der rückblickenden Perspektive eines überholenden Mädchens entfernt man sich von ihr.
III.
Eine alte Frau kommt in die Stadt und kauft ein. Alles, was sie sich ihr Leben lang nicht leisten konnte. Sie baut alles am Strand auf, ein absurdes Wohnzimmer im Freien und wartet auf das Schiff. Zwei Mädchen mit Fahrrädern kommen vorbei. Sie erzählen, daß sie bei einem Radrennen waren und da war ein Mädchen, das wurde von ihrem Ehemann geschieden, weil sie nicht aufhören wollte zu fahren und dann kamen ihre Brüder und haben sie gezwungen abzusteigen und ihr das Fahrrad weggenommen.
Und sie hat dann ein Fahrrad von einem anderen Mädchen genommen und ist weiter gefahren, sagt die eine. Nein, sagt die andere, sie hat aufgegeben, nein, sagt die andere, sie ist weitergefahren.
Ende

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