Fernsehen
Monochrome Studiohintergrundflächen, horizontal aufgeteilt mit dünnen Zwischenlinien. Schreibtische, Stehtische, manchmal auch Räume wie unbegrenzte Bühnen mit Blueboxes für Karten, Pfeile, gemorphte Animationen vor denen anzugtragende Männer sich nach links und rechts bewegen und gestisch sich auf den Hintergrund wie auf den Zuschauer beziehen wie Wettervorhersager. Was den Generalstabsdarstellungseindruck stört. Schriftzüge, Senderlogos, Motti an den Bildecken, oben links, oben rechts, unten rechts, unten links, je nachdem, wo man gerade zugeschaltet ist. Manchmal im unteren Bilddrittel mehrere Laufbänder übereinandergelagert, deutschsprachige des Heimatsenders, daruntergelegt amerikanische, englische, arabische. Allseitige Betonung der Wendung „es scheint so, dass“. Desktopästhetik. Unterschiedlich große Bildquadrate („Fenster“), die die Stellung im Kader wechseln, noch klein am unteren Rand im Verhältnis zum großen Hauptbild sich mit elektrisch erzeugtem Bewegungssounds über das eben noch große Hauptbild lagern und jenes in die Ecke drängen, in der sie eben noch ihren Platz hatten. Allgegenwärtige Dominanz von Grün, Blau und Ocker. Weißblitze wie Materialfehler vor gründunklem Horizont mit Stadtsilhouettenanmutung. Langsame Schwenks, aber nicht langsam genug, um dem Auge den verstörenden Pointillismuseffekt der sich auf- und abbauenden Pixel zu verbergen. Absolut unverstehbare Telefongespräche, Bilder der Unverstehbaren, oft mit längst aus der Produktpalette entfernten Hörermodellen in ihren Händen, aus fernen Zeiten, unten links oder unten rechts angebracht (Geistergespräche). Zusammenfassungen des Tagesgeschehen in alles vorherige wegwischende Grafiken, die für diese resümierenden Momente keine anderen Bilder neben, unter sich zulassen, für die Nachzügler, Späteinschalter, unterteilt durch Trennlinien. Embedded Journalists – der amerikanische Panzerfahrer mit Helm sieht darunter aus wie Antonio Banderas, der hinter ihm im Fond des Panzers in ein Mikrophon sprechende Korrespondent, auch mit Helm, wie Timothy Dalton. tbc
Freitag, 21.03.2003
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