Absichtserklärung
Bald, demnächst, irgendwann (wenn der Kopf freier ist und die Augen offener als jetzt), vielleicht nie, möchte ich etwas über dieses Bild schreiben und über den Film, aus dem es kommt:
Vorher wäre herauszufinden, was genau mich daran anspricht. Es wird mit der Art und Weise zu tun haben, wie der Mann hier an einem Tisch sitzt und schreibt. Ein Brief entsteht, seine Hand bewegt sich erst flüssig, dann zögerlich, die Zeilen werden von einem kurzen Innehalten und Zur-Seite-blicken unterbrochen. Ein Augenblick der Sammlung, dann wieder Sätze. Aus dem Text, den er schreibt, genauer: aus der Schrift (wird man später erfahren), versucht der potentielle Arbeitgeber, an den sich sein Schreiben richtet, den Menschen herauszulesen. Er will das, was hier als Erzählung ins Bild gebracht ist, zurückübersetzen, als könne aus der Art der Linienführung, dem Druck, mit dem der Stift auf das Papier aufsetzt, der Enge oder Weite der Bögen, das Abbild vom Menschen rekonstruiert werden.
So klar dieses Bild erscheint und so einfach, habe ich doch den Eindruck, dass darin mehr steckt, dass es eine Diagnose enthält und man in ihm das Interesse eines Forschers erkennen kann. Aber was wird untersucht, auf wen bezieht sich die Diagnose? Arbeitsverhältnisse an der Schwelle zwischen den Siebziger und den Achtziger Jahren, damals, als man ein Bewerbungsschreiben noch mit der Hand verfasste? Verzweifeltes Ineinanderdenken von Existenz und Schrift, wie es im Jahrzehnt nach 68 Konjunktur hatte (wie man nachlesen kann)?
In diesem Bild etwas auszumachen, das auch schon den selbstgewählten Tod des Regisseurs ahnen lässt, der es ausgedacht und inszeniert hat, würde zu weit gehen. Trotzdem ist es für mich ein melancholisches Bild.