Dienstag, 16.05.2006

Ja gut, wird sich zeigen

Noch 24 Tage; die ARD ist schon in Hochform. Frühform sozusagen. Gerade hat die deutsche Nationalmannschaft den Verbandsligisten FSV Luckenwalde besiegt. Siebenzunull, lese ich im Videotext. Man spielte sinnigerweise nur zweimal dreißig Minuten. Dann abschließende Feierlichkeiten, die ahnen lassen, was auf uns, die wir dann doch wieder sämtliche WM-Spiele, Vor- und Nachberichte gewissenhaft verfolgen werden, zukommt. Überschrift der Sendung: Die Deutschen werden ins Trainingslager nach Sardinien verabschiedet; „fern der Heimat“, wie Monika Lierhaus nur halb ironisch anmerkt. Dann treten die bedauernswerten Sugababes auf und leiern offen konsterniert ihr Mädchen-Playback in das seltsam leer wirkende Provinzstadion. Die ARD hat außerdem einige hundert Schornsteinfeger auf dem Rasen versammelt. Glücksbringer. Günther Oettinger hat offenbar nichts Besseres zu tun und überreicht schwäbelnd Glückspfennige. Zwischendurch Gerüchteküche aus dem örtlichen Krankenhaus. Der zarte Phillip Lahm ist während des Spiels ungünstig auf den Ellbogen gefallen. Der greise Ottmar Walter sagt: „Zum Spiel der deutschen Mannschaft ist nicht allzuviel zu sagen“. Michael Antwerpes insistiert. Die im Spalier sich aufgestellt habenden Schornsteinfeger schwenken irgendwie demotiviert Deutschland-Fahnen. Dann wieder Walter, abgeklärt Antwerpes belehrend: „Was heißt schon Schlüsselspieler?“ Dann läuft die Nationalmannschaft noch mal ins Stadion ein und klatscht die Schornsteinfeger ab. Vom Band läuft Unfrisches von Robbie Williams. Torsten Frings schaut besonders grimmig; als hätte man ihm untersagt, seinen Hummer vor dem Stadion zu parken. In einem Artikel wurde das Auto des wortkargen Frings einmal „Panzerschrank auf Rädern“ genannt. Die Regie versucht durch eine halbherzig den Rhythmus des Songs aufgreifende Montage Aufbruchstimmung zu evozieren. André Heller ante portas. Dann Klinsmann, der viel zu nah vor dem reflektierenden Schlagzeug der schon lange wieder abgereisten Sugababes kadriert wird: „Ja gut, der Phillip ist auf seinen Ellbogen gefallen, bei dem Sturz, den er sich selber zugezogen hat.“ Michael Antwerpes faselt von frisch geduschten Männerkörpern und versucht Schweinsteiger in einen optimistischen Dialog zu verstricken. Der will aber erkennbar nur wieder zurück an seine Playstation und jedenfalls nicht mit Antwerpes über Männerkörper sprechen. Ballack sagt, bei Chelsea sei es „ganz nett“ gewesen. Wie wird die WM? „Ja gut, wird sich zeigen“. Was das mit Godard zu tun hat? Ja gut, rein gar nichts.

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