1968
„Ernst Schmidt plant eine DRACULA-Verfilmung. Der Film soll 60 Minuten Länge haben. Ist die Geschichte in dieser Zeit noch nicht zu Ende erzählt, wird sie abgebrochen.
Ernst Schmidt sucht DRACULA-Darsteller. Die Rolle soll nicht von einer, sondern von möglichst vielen Personen verkörpert werden.
Darsteller, die sich für geeignet halten und eine 16-mm-Kamera zur Verfügung haben, mögen sich bei Ernst Schmidt melden. Er stellt 1 Rolle 16-mm-Negativ zur Verfügung. Die Darsteller filmen sich selbst in der Dracula-Kostümierung, schicken dem Regisseur das belichtete Material rekommandiert zurück und finden sich dann in dem sehr freien, aber filmischen Remake dieses Stoffes verewigt.
Zuschriften an: Ernst Schmidt, A/1180 Wien, Gentzgasse 130/3, Österreich.
PS. Weibliche Cinéasten können auf Wunsch auch die Rollen der Mina oder Lucy verkörpern. Auch Kritiker sind herzlichst eingeladen sich zu beteiligen. Sie können so günstig die Praxis des Filmens kennenlernen.
Wien, im Mai 1968“
[film, Juli 1968, S. 6, Rubrik „Nachrichten“]
23.12.2006 05:30
Nachtrag: „Ein weiteres umfangreiches Werk, der Kollektivfilm 11/d Dracula, mußte ebenfalls wegen finanzieller Schwierigkeiten abgebrochen werden. Jeder interessierte Filmemacher bekam für die Herstellung dieses Films von mir eine Rolle Film und konnte nach eigenem Gutdünken Material zum „Dracula“-Thema drehen. Die Endfassung sollte von mir hergestellt werden. An diesem Film beteiligten sich u.a. Paul und Limpe Fuchs und Klaus Schönherr. Ein weiteres interessantes Kollektivfilm-Projekt war der Wiener Gruppenfilm, der ebenfalls an den leidigen Verhältnissen in Österreich scheiterte.“ (Ernst Schmidt jr.: Art. Schmidt jr., Ernst, in: Hans Scheugl/Ernst Schmidt jr.: Eine Subgeschichte des Films. Lexikon des Avantgarde-, Experimental- und Undergroundfilms, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1974, 2. Band, S. 818f.)
25.12.2006 13:00
Schade. Ich las: „Gruppenfilm, der ebenfalls an den l e b e n d i g e n Verhältnissen in Österreich scheiterte.“ Dabei waren es doch nur die leidigen Verhältnisse. Ich werde im nächsten „Sigi Götz Entertainment“ was über die Textsorte der Vorankündigung schreiben, speziell: die nicht wahrgewordene Ankündigung. Noch spezieller: Zwischen 1965 und 1968. In Film und Filmkritik.
25.12.2006 13:50
Meinst Du in Film und Filmkritik oder in den Zeitschriften Film und Filmkritik? Schönes Thema jedenfalls, freu ich mich drauf. Wird dann aber eine dickere SGE-Nummer als sonst.
26.12.2006 06:32
Ich meine die Zeitschriften. Aber was da klingt wie eine Doktorarbeit, wird gar nicht lang. Und war schon fast fertig, als dein Fundstück auftauchte. Ulrich Mannes achtet übrigens eisern darauf, dass SGE nicht dick wird.