gestern
„Wer ohne große Erwartungen ins Kino geht, läßt sich gern überraschen, und die Dankbarkeit für anderthalb unterhaltsame Stunden, wo mäßige Langeweile eingeplant wurde, schlägt leicht in Überschätzung des so freudig Genossenen um. Das, verbunden mit der allzeit verbundenen Bereitschaft, Qualität auf Schleichwegen der Kunst aufzuspüren, wo niemand sie vermutet und sucht, abseits der bequemen Hauptstraßen, auf denen sich ohnehin die Masse der Kritiker tummelt – und schon ist ein Mythos geboren, und nicht weniger schnell sind dessen Widersacher zur Hand, ihn unerbittlich zu zerstören. Und man begreift sie auch: Aufgescheucht und voller Skepsis (wie sollte etwas gut sein, was man bis dahin ignoriert hat!), suchen sie die gepriesenen Filme heim, schrauben ihre Erwartungen in schwindelerregende „Kunstfilm“-Höhe – und können triumphierend feststellen, daß wieder einmal mit einer ernsten Sache Unfug getrieben worden sei. Das unschuldige Vergnügen, das am Anfang stand, hat sich längst verflüchtigt.
Vor zwei, drei Jahren mehrten sich die Anzeichen, daß man in Frankreich (immer diese Franzosen!) im Begriff stand, die Schöpfer italienischer Abenteuerfilme zum Kultgegenstand zu erheben. Vor allem auf dem Haupt eines gewissen Signore Cottafavi häuften sich die Lorbeeren.“
Max Zihlmann schrieb das in der Zeitschrift „Film“, Juni/Juli 1964, und: „Die Entdeckungsfahrten in diese verdächtigen Gefilde lohnten sich wirklich,“ – mit Blick auf „so erstaunliche und schöne, in sich geschlossene Filme, wie Le legioni di Cleopatra (Die Legionen des Cäsaren, 1959)“.