Samstag, 03.10.2009

Funny People

Leo McCarey, geboren (vor 111 Jahren) am 3. Oktober 1898, in Los Angeles, Kalifornien; sollte Rechtsanwalt, wollte Songschreiber werden, wurde Assistent von Tod Browning; Gag-Schreiber bei Hal Roach; Komödienregisseur. 1929: LIBERTY mit Laurel & Hardy, 1933: DUCK SOUP mit den Marx Brothers, 1934: BELLE OF THE NINETIES mit Mae West, 1935: RUGGLES OF RED GAP mit Charles Laughton. Über Laughtons Rezitation der Gettysburg adress schreibt Vampire Loren: „This is how it must have come from Lincolns lips with compassion and such gentleness.“

1937 drehte McCarey mit Beulah Bondi und Victor Moore den herzzerreißendsten Film aller Zeiten: MAKE WAY FOR TOMORROW, John Fords Lieblingsfilm. Und noch im selben Jahr: THE AWFUL TRUTH mit Cary Grant, Irene Dunne, Ralph Bellamy. Nach Auskunft aller Beteiligten entstand die äußerst erfolgreiche Komödie ohne irgendein Drehbuch.

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Cary Grant in THE AWFUL TRUTH

Im Programmheft zur Retrospektive des Münchner Filmmuseums von 1984 lese ich über das amerikanische Vaudeville: „das war Nummerntheater, ohne Storyline, gespielt auf Tourneen durch ganz Amerika, immer die gleichen Nummern, routines, aber ständig variiert, den unterschiedlichen Publika angepasst. Das Vaudeville war ein ständiges Experimentieren: Spontaneität und Routine, Variation und Improvisation, das war auch McCareys Konzept. Gags entstanden schon immer in Kollektivarbeit im amerikanischen Film; auch wenn die Kamera schon läuft wird immer weiter ausprobiert und verändert. McCareys Autorenschaft besteht im Anregen: die Dinge und Leute vor der Kamera in Bewegung bringen, Situationen und Abläufe in ihre letzte Konsequenz hinein verfolgen.“

Ein Essay von Paul Harrill legt einleuchtend dar, dass Leo McCarey im Ernst kein Stilist sondern im Herzen ein Musiker war.
Robin Wood: „Mehr als jeder andere Regisseur ist er eher an Schauspielern als an Bildern interessiert. Daher die Angemessenheit des streng funktionalen Kamerastils (klassisches Hollywood – vollkommen unsichtbar), das Fehlende schöner auffälliger Kompositionen, das mangelnde Interesse an technischer Innovation.“
Aber sollte die Autorentheorie auf McCarey tatsächlich nicht anwendbar sein, dann wäre wohl, schrieb Robin Wood, an der Gültigkeit der Theorie zu zweifeln – nicht aber an der Güte von McCareys Werk.

Peter Bogdanovich: „Er verstand instinktiv das Lächerliche und das Absurde im Benehmen der Menschen: statt sie zu verdammen, zelebrierte er jedoch diese besonderen Eigenschaften, was zu außergewöhnlichen Komödien führte, seinen besten Arbeiten jedoch auch ein Gefühl der dunkler werdenden Zukunft verlieh, die kein Lachen, keine lockere Verantwortungslosigkeit auf Dauer erhellen kann.“

1939: LOVE AFFAIR mit Irene Dunne und Charles Boyer, 1944: GOING MY WAY mit Bing Crosby und Barry Fitzgerald, 1945: THE BELLS OF ST. MARY’S mit Bing Crosby und Ingrid Bergman.
1957: AN AFFAIR TO REMEMBER mit Deborah Kerr und Cary Grant.

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Hier die Frage: Was wäre das Kino der Gegenwart ohne das amerikanische Fernsehen: Saturday Night Life, Seinfeld, Freaks and Geeks… ? „Alle seine Star-Filme“, heißt es in dem schönen Programmheft aus München, „sind dezentriert, nicht auf eine einzelne Person hin konzipiert.“
Man müsste Leo McCareys Filme wieder sehen, im Kino, im Zusammenhang mit den Filmen von Judd Apatow! THE 40 YEAR OLD VIRGIN, KNOCKED UP, FUNNY PEOPLE.
Dazu TOKYO MONOGATARI, Ozus Remake von McCareys MAKE WAY FOR TOMORROW. Und auch DIE LIEBE DER KINDER, den neuen Film von Franz Müller.

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