PODWÓRKA
Ich wusste, dass Sharon Lockhart ihren Film DOUBLE TIDE, bei der Berlinale im Forum gezeigt, mit Robert Gardners Bolex-Kamera gedreht hat. Wie das genau vonstatten ging, ob es also derart große Magazine für eine Bolex gibt, dass darin Material für knapp 50 Minuten Platz findet, wusste ich nicht. Das war eine kleine Irritation, denn für mich sah es so aus, als bestehe der Film aus zwei sehr langen Einstellungen. James Benning, dessen Film RUHR und insbesondere die letzte Einstellung des Films ausgreifende Diskussionen und Klarstellungen in den Kommentarspalten verschiedener Web-Seiten provoziert hat, erläutert nun in diesem Interview, dass Lockhart für den Film insgesamt 10 Einstellungen von je 10 Minuten Länge gedreht hat. Die Muschelsammlerin Jen Casad, die bei der Verrichtung ihrer Arbeit gezeigt wird, hat, so Benning, immer dann, wenn eine Rolle zuende ging, in der Bewegung innehalten müssen, um nach dem Rollenwechsel die Bewegung an der gleichen Stelle fortsetzen zu können. Der Film wurde dann auf HD überspielt, um die Einstellungen am Computer, nehme ich an, nahtlos miteinander zu verschweißen.
Auch Lockharts Film PODWÓRKA, ebenfalls von 2009, ist auf 16mm gedreht und wird digital projiziert. Auf der Berlinale war er etwas versteckt in einem Kurzfilmprogramm von »Forum Expanded« zu sehen. Seit letzter Woche und noch bis zum 10. April läuft er in der Galerie Neugerriemschneider in der Linienstraße 155, Berlin. PODWÓRKA ist das polnische Wort für »Hinterhof«. In sechs solchen Hinterhöfen der Stadt Lodz – es wird mir nicht gelingen, die korrekten Akzente und Buchstaben dieses Städtenamens auf der Tastatur zu finden – spielt der Film und spielen die Kinder und Jugendlichen, die in Lodz leben. PODWÓRKA ist 31 Minuten lang und sehr schön.