Die Welt dreht sich immer weiter
Es gibt in alten Filmen gute Bilder für den Wirbel und den Eindruck, den Worte machen können. Es gibt die Rotation der Druckplatten und den Aufprall der Zeitungsbündel auf dem Bürgersteig. Aber egal wie groß die Mühe war, alle Zeitungen im Film sind Zeitungen von gestern.
Life Begins at 40 – 1935 – George E. Marshall
Henry Miller, mit 78: „Sie wissen, meine Jugend hat spät begonnen. Ich glaube, erst nach fünfundvierzig habe ich mich wirklich jung gefühlt. (…) Während ich mir, als ich jung war, wie ein alter Mann vorkam. Und das geht wohl vielen jungen Menschen eben so.“
– Ja, ja, mir auch, mir auch.
House of Horrors – 1946 – Jean Yarbrough
Allan Dwan, mit 93: „That’s the terrible thing about getting older – you never feel old, you only look old. On the inside, I’m still the same young fellow I remember. Of course, I pass the mirror and scare myself to death.“
Superman – 1948 – Spencer Gordon Bennet
Hey! I’ve got nothing to do today but smile.
(Paul Simon: The Only Living Boy in New York)
Creature With the Atom Brain – 1955 – Edward L. Cahn
Auf die Frage, warum er denn keine Zeitung lese, erwidert Dr. Hasenbein (Helge Schneider, 1997), darin stünde ja doch „jeden Tag was anderes“. Ist das Leben zu kurz um Zeitung zu lesen? Heute jedenfalls wird mal die Süddeutsche gekauft, denn die ganze Seite 3 gehört Klaus Lemke.
The Amazing Colossal Man – 1957 – Bert I. Gordon
Man wird immer empfindlicher. Und täglich kommen neue Sorgen hinzu. Was ist, wenn Sky Dumont die Atombombe hat? Und was ist, wenn das nächste Cargo-Heft zur Gänze Marty Feldman gewidmet ist? Unvorstellbar? Wer kann es mit Sicherheit sagen?
Rymdinvasion i Lappland (Invasion of the Animal People) – 1959 – Virgil W. Vogel
Einem jungen zeigt ein alter Mann seinen wertvollsten Besitz. Das ist der Anfang der französischen Fernsehserie Belphegor (1965). In unzähligen Blechdosen hat der Sammler Zeitungsausschnitte einkonserviert – für den Fall des Atomkriegs. Sein Sammelgebiet sind ungeklärte Phänomene. An Zufälle glaubt er nicht, denn: stellt man sich eine Insel vor und denkt sich das Meer weg, dann ist die Insel lediglich ein Berg, und alles ist mit allem verbunden.
Belphegor – 1965 – Claude Barma
Ich habe ein besonderes Faible für Filme aus den Jahren 1964 und 1965. Marnie und Gertrud und Lilith. The Naked Kiss und Strait Jacket. Hush, Hush, Sweet Charlotte und The Night Walker. The Collector, The Nanny und Bunny Lake is Missing. My Fair Lady, Mary Poppins und Lujuria Tropical. Parpluies de Cherbourg und Man’s Favourite Sport. The Agony and the Extasy, The Flight of the Phoenix, A High Wind in Jamaica und Pampa Salvaje. Ein Arbeiterclub in Sheffield, Belphegor und Kleine Front.
Belphegor – 1965 – Claude Barma
Die Jahre 1964/65, die von Wissenschaftlern als besonders ruhige Jahre speziell hatten erforscht werden sollen, entpuppten sich als solarische Sturmjahre wie in Ruheperioden „seit 100 Jahren nicht mehr“ (so damals die Sonnenforscherin Dr. Dodson Prince auf einer „Konferenz der Internationalen Jahre der Ruhigen Sonne“). *
„Kirk war auf den Beifahrersitz gesunken, hatte sich den Hut über die Augen gezogen und schweigend seine Gedanken in dieser Eichhörnchentrommel der Rätselhaftigkeit kreisen lassen.“ (Dorothy L. Sayers: Busman’s Honeymoon, deutsch von Otto Bayer)
26.07.2010 11:06
Was man mit Zeitungen sonst noch so anstellen kann, sieht man im insgesamt sehr bizarren Depressions-Musical „Stand Up and Cheer“ (von 1934) mit weiblichen Hillbillys, sprechenden Minipinguinen, Shirley Temple, Salti schlagenden Senatoren und einem Minister für Amüsement. Zwei Stills:
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