Bildervehikel
Eine unerwartete Entdeckung in der Darmstädter Ausstellung „Serious Games – Krieg – Medien – Kunst“ waren für mich die anonymen afghanischen Kriegsteppiche, die gezeigt werden. Hier entpuppt sich ein Genre der Volkskunst, das zur Zeit der sowjetischen Besatzung entstand, als eine neue Art von „Medienkunst“. In dem besonderen Kontext dieser Ausstellung können sie Botschaften überbringen, die auf anderen Kanälen nicht ankommen. Aby Warburg nannte den Bildteppich ein „bewegliches Bildervehikel“ – lange bevor andere Medien diesen Dienst anbieten konnten.
Ein ausgestellter Teppich zeigt den Anschlag auf das World Trade Center 2001. Die beiden Flugzeuge fliegen wie riesige Insekten heran, am schwierigsten zu knüpfen waren die Einschlagswolken. Aber alles ist gut erkennbar auf dem textilen Bildschirm. Die Bilder, die wir vom Fernseher kennen, wurden mühevoll angeeignet und still gestellt in der Handarbeit.
„Serious Games – Krieg – Medien – Kunst“, Darmstadt, Mathildenhöhe, noch bis 24.Juli