Langtexthinweis
Letzte Woche war ich ein paar Tage in Schweden, auf Fårö. Cristina Nord von der taz hatte mich gefragt, ob ich Lust habe, zur Bergmanveckan zu fahren, weil ich soviele Bergmanfilme auf der Berlinale gesehen hatte, und, klar, ich habe sofort zugesagt. Freitag war der Artikel dann in der Zeitung, hier kann man ihn nachlesen. Im nachfolgenden Rapport stehen andere Sachen, die ich ebenso aufgeschrieben hatte in Schweden, die aber nicht mehr in den taz-Bericht passten, Outtakes. Ich würde erst den Text in der taz lesen. Wenn man danach noch mehr von der »Bergmanveckan« lesen mag, kann man gerne weitermachen: Bergmanveckanrapport
10.07.2011 14:11
Unter den vielen schönen – „präzisen“ (A. Waltz)? – Beobachtungen im taz-Artikel hat mich eine so sehr verstört, dass ich wohl nie mehr einen Bergman-Film werde ansehen können, weil: nie mehr werde ansehen wollen.
„Damit am Schreibtisch der Blick aufs Meer nicht ablenkt, ist das frontal der See zugewandte Fenster nach oben versetzt worden.“
Scary. Just scary.
Noch apropos Erdbeeren: Es ist sehr schön, beim Erdbeer-Waschen immer wieder festzustellen, dass das spezifische Gewicht der Erdbeere – und eigentlich wider Erwarten – geringer ist als das von Wasser: sie schwimmen, die glänzenden roten Dinger! Das freut mich jedes Mal neu.
11.07.2011 07:57
Mir geht es ganz andersherum. Versetztes Fenster zur Welt leuchtet mir als Theorie von Darstellung unmittelbar ein. Auch hört man das Meer ja weiterhin, am Schreibtisch sitzend, bei offenem Fenster. Nach innen blicken, nach außen hören. Schön.
11.07.2011 11:16
Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass in diesem Raum neben dem nach oben versetzten, frontal der See zugewandten, noch ein zweites Fenster existiert. Durch es kann man auch das Meer sehen, allerdings nicht ohne Anstrengung, denn das Fenster ist links vom Schreibtisch. Um also vom Schreibtisch nach außen zu blicken, muss man nach außen blicken wollen.
11.07.2011 13:05
@Michael
Ah, das Fenster an der Seite eröffnet mir jetzt eine Seitenwiedereinstiegs-Option in Bergman.
Im übrigen war das mit der Verstörung natürlich nicht ganz ernst gemeint. Andererseits war ich durchaus frappiert, dass Bergman offenbar den Eindruck hatte, dass der einfache, direkte Anblick des Meeres (und müsste man nicht sagen: der vermeintlich einfache, vermeintlich direkte Anblick? – die proseminarhaft begriffene Literalversetzung braucht’s da gar nicht) ihn, ja was? störe? provoziere? ablenke? wovon? Schwer, hier nicht eine protestantisch-rigoristische Intuition (eigentlich: Ideologie) am Werk zu sehen. Keine Gnade bzw. Exposition des gegebenen Bildes?
Aber solche Symptombildungen des Ideologischen sind selbst ein tolles Schauspiel, insofern scheint mir deine Beobachtung sehr to the point.
Das schöne Wort „Rauken“. Wikipedia kennt die komischerweise nur als, immerhin, „krautige“ Pflanzen (es waren doch die Steine gemeint, nein?). Interessant z.B. die „Glanz-Rauke“ (Sisymbrium irio). Erdbeeren gehören natürlich nicht zur Gattung der krautigen Rauken.