Sonntag, 13.11.2011

Der Bildungsauftrag des Fernsehens

Zu lernen, was das da oben rechts ist. Das Überblendzeichen.

Der Lieutenant fragt.

Die Mörderin begreift.

Trish Van Devere und Peter Falk in ColumboMake Me a Perfect Murder (1978 James Frawley).

Weil meine Oma ihn so mochte, schnitt ich Peter Falk aus der Fernsehzeitung und steckte ihn zum Spaß in ihr Medaillon. Sie ließ ihn dort. Bis sie mir irgendwann einmal traurig erklärte, sie habe ihn herausnehmen müssen. Denn mit Schrecken hatte sie am Abend zuvor im dritten Programm – in A Woman Under the Influence – miterlebt, wie der Columbo da mit seiner armen Frau umging.

3 Kommentare zu “Der Bildungsauftrag des Fernsehens”

  1. Rainer Knepperges schreibt:

    Ich will noch ergänzen: Die Überschrift steht nicht aus Ironie da. Das komische Gefühl, zu den Bewohnern der Sesamstraße und zur Besatzung der Enterprise gehört zu haben, ist gut. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun. Dem Zwang eine ähnliche Zugehörigkeit etwa zu einer Schulklasse, einem Land oder einer Generation bekunden zu müssen, unterlag ich höchst selten. Ich beneide die Kinder der Nullerjahre, weil sie das Glück haben in SpongeBob ihren Zugehörigen zu erkennen. Gott segne deshalb Amerika. Obwohl meine Oma gelegentlich meinte: Den Mond sollen sie in Ruhe lassen.

    Einem Kind ist es beim Blick aus dem Zugfenster übrigens ganz unbegreiflich, wie der leuchtende Vollmond es zuwege bringt, die Reisenden auf ihrer Fahrt durch die Dunkelheit so schnell hinter Bäumen und über Dächer hinweg zu verfolgen. Unfähig sich noch so zu wundern wie das Kind, befällt einen in der Nacht unterwegs beim ruhigen Betrachten eines parallel fahrenden Zuges manchmal dann doch ein Schauder. Das Rätselhafte daran, so im Dunkeln begleitet zu werden, ist ganz fabelhaft zum Schrecken verdichtet in einer Autofahrt in Carnival of Souls (1962 Herk Harvey). Würde das Überblendzeichen übersehen werden, wenn es kein Kreis wäre, kein Mondgesicht, sondern ein Rechteck, ein Schwammkopf?

  2. Rainer Knepperges schreibt:

    „Wir werden eine Stunde bahnfahren müssen, durch einen düster fiesen Novemberabend, die Waggonfenster werden unsere abgekämpften Gesichter als Geister über verfaulenden Feldern widerspiegeln.“
    http://hardsensations.com/2011/11/jan-soldat-und-rp-kahl-koln-16-11-2011/

    Zum Entsetzen der Reisenden in La grande frousse (1964 Jean Pierre Mocky) schaut durchs Fenster plötzlich ein bleiches Antlitz ins Zugabteil. Das Spiegelbild des Schaffners.
    Kamera: Eugen Schüfftan.

    Im Zusammenhang mit Columbo will ich auf eine Entdeckung hinweisen, die ich dieser Tage machte: Kommissar Kresch und der Fuchs vom Posthof (2007 Jan Soldat, 8 Min.), darin spielt und erfindet Peter Hungar eine zauberhafte Kommissargestalt, mit Trenchcoat und hellblauem schmalkrempigem Hut, mürrisch, voller Sorge und doch sanft und tröstlich strahlend wie eine Krippenfigur. Ein überaus würdiger Nachfolger von Bourvils Inspektor Triquet (in La grande frousse) und Helge Schneiders Kommissar 00 Schneider.
    Kamera: Frank Schubert.

  3. Michael Baute schreibt:

    Das macht neugierig auf den Film. Doch leider will youtube „Kommissar Kresch und der Fuchs vom Posthof“ uns nicht zeigen. Privat! Gibt’s irgendwo einen Spalt in der Tür?

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