Hitler als Mussolini
Selbst der gründliche Forscher Norbert Aping kann in seinem Buch „Liberty Shtunk!“ die Frage nicht beantworten, ob Hitler sich in Chaplins Diktator Hynkel wieder erkannte. Es gibt keine neuen Erkenntnisse, glaubwürdige Zeugen oder Belege dafür, dass er den Film „The Great Dictator“ sah.
Allerdings hat Hitler, wenn man Albert Speers Erinnerung glauben darf, 1937 Mussolini auf eine Weise nachgeahmt, die der komischen Version als Napaloni im Film entspricht: „das vorgereckte Kinn, die charakteristisch in die Hüfte gestemmte Rechte, den gespreizten Stand. Dazu rief er, unter dem beflissenen Gelächter der Umstehenden, einzelne italienische oder italienisch klingende Wörter wie ‚Giovinezza’, ‚Patria’, Victoria’, ‚Makkaroni’, ‚Belleza’, ‚Belcanto’ und ,Basta’.“
Apings beeindruckende, übergenaue Studie über Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten zeigt, wie der Künstler schon vor 1933 diffamiert wurde, als dafür nur die eigenen Presseorgane genutzt werden konnten und dass er schon lange vor Bekanntwerden des Diktator-Projekts Filmfeind Nummer Eins war.
Norbert Aping, Liberty Shtunk! Die Freiheit wird abgeschafft. Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten, Vorwort von Kevin Brownlow, 2011, Schüren Verlag, 424 Seiten, viele Abbildungen, 38 €