Sonntag, 27.05.2012

Vorbehaltsfilm

Im Berliner Zeughauskino sehen wir einen Vorbehaltsfilm. Als im Vorspann der Name „Kristina Söderbaum“ erscheint, höre ich gleich von zwei Seiten hämisches Geflüster: „Reichswasserleiche“ – als wäre das eine Erkenntnis.

Man möchte Distanz beweisen.

Sehen und sich selbst darüber belehren – der Riss geht in jedem einzelnen Moment durch einen hindurch. Nur diesmal gab es in Kolberg (1945), dem Kriegsfilm im Krieg von Veit Harlan, etwas völlig Unerwartetes. Zwar hatte ich einiges über den Film gelesen, doch noch nichts über die Szene, die mich spontan an Spielbergs Blaue Fee in „Artificial Intelligence“(2001) erinnerte, aber damit ist über den Zauber, dem ich mich völlig ergab, nichts gesagt. Eine so kunstvolle Szene in diesem fast völlig kunstlosen, unfilmischen Film, die Herstellung eines so überzeugenden Effektes von weitweg, unerreichbar, berückend: die überirdische Schönheit der Königin (Irene von Meyendorff), der das Mädchen Marie (Kristina Söderbaum) – nach langer Unfähigkeit – einen Brief für den König übergibt. (Gerade bei dieser völlig unerwarteten, keinem Kriegsziel dienenden Szene, hört man im Publikum komische Geräusche, die Kinder machen, wenn sie zeigen wollen, dass sie nicht mehr daran „glauben“.)

Vielleicht weiß jemand, womit ein Filmfreund diese Szene verglich, er meldete sich in der Diskussion zu Wort und wenn ich es richtig verstand, verglich er es mit einem Effekt in „The Ten Commandments“, aber so als sei der bei „Kolberg“ abgeguckt. Klingt jetzt völlig abstrus, aber vielleicht gibt es eine Spur?

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