Donnerstag, 14.11.2013

Harvey

„Ein Bild von sich selbst besitzen, auf dem zu sehen ist, dass man nicht alleine ist“ so schrieb Rainer Knepperges in „Aufgehoben“, um eine Szene aus „Harvey“ von Henry Koster in seine Überlegungen einzufügen. Dieser Film, den ich (wie wohl viele meiner Generation) nur synchronisiert und im Fernsehen laufend als „Mein Freund Harvey“ kenne, begegnete mir kurz darauf in einer hübschen Nacherzählung: „…James Stewart als Elwood P. Dowd brilliert 1950 in Harvey als fleißiger Martini-Trinker in Begleitung des zwei Meter großen gleichnamigen Hasen, dessen Anwesenheit allerdings ausschließlich für Elwood sichtbar ist. Ob es sich bei „Harvey“ um die Auswirkungen einer jahrelangen Trinkerkarriere oder einen keltischen Kobold in Tiergestalt handelt, bleibt bis zum Ende offen. Der einzige Ort, der den unsichtbaren Freund toleriert, ist Charlie’s Bar, wo der Keeper stets anstandslos zwei Martinis für die Buddies serviert. … Elwood ist durch Erbschaft reich, hat sich aber gegen Ehrgeiz und Ambition für Freundlichkeit, Stil und perfektes Benehmen gerade gegenüber den unteren Schichten der Gesellschaft entschieden. Briefträgern, Pförtnern und Krankenschwestern überreicht er mit ausgesuchter Höflichkeit seine Visitenkarte…Die Familie versucht ihn in eine Irrenanstalt einzuweisen. Der Arzt fragt bei der Aufnahme vorsichtig, ob Elwood, wie eigentlich jeder, hin und wieder einen trinken würde. Elwood: „ Yes, I do, doctor. As a matter of fact, I’d like one right now.”
Zu finden im Gin-Kapitel des lehrreichen Buches „Die Schule der Trunkenheit“ von Kerstin Ehmer und Beate Hindermann, Metrolit Verlag, Berlin, 2013,

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