Dienstag, 25.02.2014

Détresse

Es ist natürlich nicht so, dass es in der Spassgesellschaft keine Abgründe mehr gäbe – im Gegenteil. Am Himmel der Tag (Pola Beck, D 2012) ist ein Film, der das leistet: zu zeigen, wie eine junge Frau in einen solchen Abgrund fällt. Wie das benennen? Was ist das für ein Zustand? (Mir fällt dazu das französische Wort ‚détresse’ ein.) Die Architekturstudentin Lara (Aylin Tezel), die man beim Herumalbern mit ihrer Freundin und im Amüsierbetrieb des Nachtclubs sieht, hat kurzen Sex mit einem Unbekannten (der in der Disko hinter der Theke steht) – und wird schwanger. Nach einiger Zeit besinnt sie sich ernsthaft: sie will das Kind austragen, ihr Leben auf die Reihe kriegen (was sie schon mal von ihrer vorherigen Umgebung entfernt). Dass aber das Kind nach sechs Monaten sich nicht mehr rührt in ihrem Bauch, darauf ist sie nicht vorbereitet – das stürzt sie in eine Gemütsverfassung, mit der sie nicht umgehen kann. Das ist wie die Schwärze des Nichts. (Es gibt kein „über-lebens-training im abgrund“.)
Besonders stark deshalb die Szene, in der sie ihr totes Kind in einem Körbchen nochmal in die Arme gelegt bekommt, sich von ihm verabschieden kann. Sie muss das Unglück annehmen, sonst kommt sie nicht darüber hinweg.
(Will der poetisierende Titel des Films Bezug nehmen auf dieses Danach?)

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