Montag, 23.02.2015

Schiffbruch mit Zuschauern

Unter den Filmen mit Mary Pickford ist „The Pride of the Clan“ (1916) einer der finsteren. Nach einer kurzen Vorstellung der Hauptpersonen entfesselt Maurice Tourneur, der Regisseur, die Elemente, als wäre er ein zweiter Victor Sjöström. Meer schäumt, Wogen brechen sich zornig am Kliff, Sturm fegt Baracken beiseite, finster färbt sich der Himmel und bleibt es, „Wild waste, wind swept, sea hammered bleak and gray / Where dwells the Clan Mac Tavish, midst the spray / Of waves that bring the fisher-folk their wage – – – / And death, as well, when wild the waters rage.“ Der Clan Mac Tavish lebt auf einer Insel mit dem sprechenden Namen Killean. Nach dem Tod seines Häuptlings – ein Schiffbruch mit Zuschauern – nimmt Marget Mac Tavish und damit Pickford ihre Paraderolle ein, die des Mädchens, das seinen Mann steht. Marget wird nach dem Gesetz des Clans zu seinem Häuptling, führt ihn mit Temperament und Peitsche. Doch sie rechnet nicht mit einer anderen, noch viel zerstörerischen Macht als der der See, es ist die Upper Class, die in Gestalt von Lord und Lady Dunstable anlandet. In den Augen dieser Blasierten sind Margets Lebendigkeit und Derbheit, die ihr auf Killean zustatten kommen, bloß deplatziert. Der Konflikt wird durchaus parodistisch ausgetragen, und doch bleibt der Film in seinem finstern Element. Denn ihres natürlichen Ortes entsetzt, macht sich Marget von der Insel los und lässt sich auf See treiben. Gerettet wird sie von Tieren und von Seeleuten, von einem Gottlosen und von Gebeten. Sjöström hätte ein anderes Ende gewählt, und es ist merkwürdig genug, dass der junge Kameramann dieses in Silhouetten und Schatten, mit viel Schwarz gemalten Films, John van den Broek, anderthalb Jahre später starb, als er für Tourneurs „Woman“ von einer Klippe das wogende Meer filmen wollte und von ihm verschlungen wurde. Seine Leiche wurde niemals gefunden.

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