Filme der Fünfziger LIX: Die Freundin meines Mannes. 1957. R: Axel von Ambesser
„Verzeih mir, dass du dich in jemanden anderen verliebt hast“, sagt Gabriele Roscher (Hannelore Schroth) im Garten ihres Hauses zu ihrem Mann, dem Architekten Alfred Roscher (Hans Söhnker). Fast könnte es das Schlussbild der Ehekomödie sein, aber Regisseur Axel von Ambesser hält noch eine Szene bereit. Er sitzt im Flugzeug nach London im Gang neben Barbara Rütting, zieht sich den Ehering ab und fragt, ob sie auch nach London fliege. „Nein, ich springe unterwegs ab“, antwortet sie etwas schnippisch. Aber man darf ihr die Antwort abnehmen – so viele altbackene Entschuldigungen und Erklärungen hat sie über sich ergehen lassen müssen, da darf sie eine dämliche Ansprache ruhig auch etwas ruppig beantworten.
Eine alleinstehende, beruflich erfolgreiche Frau hat es in diesen Zeiten schwer; die Gesellschaft verzeiht es nicht, wenn sie nicht beizeiten zu einem Mann unter die Decke geschlüpft ist und geheiratet hat. „Alle Plätze besetzt“ ruft es von der Leinwand bei Titeln wie Vater unser bestes Stück. „Mama räumt auf“ sollte Die Freundin meines Mannes zunächst heissen – so als wäre die Liebelei des Ehegatten ein Problem der hausfraulichen Organisation. Ambessers Film ist eine Boulevardkomödie, die in Wohnräumen, Büros, in Restaurants und im Garten spielt und vom Wortwitz und der Situationskomik lebt. Filmästhetisch darf man sich von einem Ambesser-Film nicht mehr erwarten als solides Handwerk mit professionellen Schauspielern – hier allerdings mit der Ausnahme von Peter Kraus, der außer einer zu großen Portion Selbstbewußtsein wenig zu bieten hat.
Der Titel führt etwas in die Irre, denn die Liebelei des Ehemannes wird nicht gleich aus der Perspektive der Ehefrau geschildert; es kommt auch die Perspektive der Geliebten (Barbara Rütting) zur Geltung,, die solche Affären offensichtlich schon des öfteren erlebt hat.
Alfred und Gabriele Roscher (Hans Söhnker und Hannelore Schroth) müssen sich mit dem Wunsch ihrer Tochter auseinandersetzen, mit ihrem Freund zur Modemesse nach Paris zu fahren. Dort haben sie eine Wohnung, wo sie „tun und lassen können, was sie wollen“. Das gefällt den Eltern natürlich überhaupt nicht; Alfred, von seiner Frau Panther genannt, wird auf der Strasse von einem Mercedes angefahren; die Fahrerin ist Charlotte Bernhard (Barbara Rütting), eine berühmte Modedesignerin. Alfred beginnt eine Affäre mit Charlotte; er behauptet, dass er seiner Frau alles erzähle und diese ein sehr verständnisvoller Mensch sein. Man führe halt eine moderne Ehe, was natürlich alles nicht stimmt. Die Moderne – oder was man dafür hält – ist ein Trugbild, das keiner Belastung standhält. Frau Bernhard tritt im Fernsehen auf, bei Roschers gibt es einen Fernsehabend mit Freunden und Familie. Freund Heinrich (Willy Reichert) bekleckert sich beim Fernsehen immer den Anzug – also hängt ihm seine Frau eine Kochschürze um. Der gemeinsame Fernsehabend ist eine emotionale
Tortur – niemand amüsiert sich wirklich. Alfred Roscher hat nun immer öfter abendliche „geschäftliche“ Verabredungen; Tochter Mariella (Corny Collins) besucht Charlotte Bernhard, um eigene Modeentwürfe vorzulegen und entdeckt den Schal ihres Vaters an der Garderobe. Gabriele lädt ihre Nebenbuhlerin zum Tee ein und schlägt ihrem Mann die Scheidung vor; der mimt gegenüber seiner Frau und seinen Kindern die verfolgte Unschuld und wird, quasi um seiner Familie einen Gefallen zu tun, mit Charlotte nach Stockholm fliegen. Sohn Claus findet heraus, dass Charlotte statt nach Stockholm nach London fliegt; bis auf Alfred weiß dies die ganze Familie; Claus bringt am Morgen schnell noch einen Blumenstrauß zum Flughafen, Alfred bleibt zu Hause, Gabrieles Entschuldigung („Verzeih mir, dass du dich in jemanden anderen verliebt hast“) glättet die Wogen.
Nur Charlotte ist weiterhin den Avancen reifer Herren ausgesetzt. So ist halt die moderne Zeit.
Hans Söhnker spielt souverän, auch selbstironisch den älteren Herrn und rutscht auch schon mal absichtlich auf der Treppe aus, Hannelore Schroth dagegen muss etwas schnippisch die betrogene Ehefrau darstellen – das ist eine eher undankbare Rolle, während Barbara Rütting charmant und elegant die Geliebte ist. Das Drehbuch kann leider auf einige Indiskretionen nicht verzichten; Söhnker beklagt sich bei Charlotte, dass seine Frau ihn nicht versteht, Gabriele Roscher bereitet Charlotte Bernhard auf den Ehealltag vor: Alfred schnarcht und hält auf seinem Schreibtisch keine Ordnung. Die Ehe bzw. das familiäre Zusammenleben ist in dieser Konstellation kein Kinderspiel, sondern gleicht dem Leben in einem Raubtierkäfig. Wehe, jemand will ausbrechen.
Das war die letzte Produktion von Alfred Greven, der es nach dem Krieg in der BRD nicht mehr so leicht hatte. Da war es ihm in der NS-Zeit besser ergangen.