Vierundzwanzig (23)
The King of Kings (1927 Cecil B. DeMille)
Zu schade, dass DeMille The Queen of Queens nicht drehen konnte, über die Affäre zwischen Judas und Salome und den Versuch der Jungfrau Maria das Leben Johannes des Täufers zu retten.
In gewisser Hinsicht ist Christopher Roth der DeMille unserer Tage. Er greift nach einem Stoff, als wäre es eines dieser kruden Kapitel aus der Bibel, über die sich die Malerei stets gefreut hat. Etwas, wovon wohl zu hören war, aber was nicht zu begreifen ist. Und da, wo fest zu rechnen wäre mit berechtigter Anklage oder bestätigter Entrüstung, da liefert Roth: Attraktion und Wunscherfüllung.
Seinen Baader haben die Berlinaleprofis vor 20 Jahren ausgebuht. Den finalen Kugelhagel, und auch den heimlichen Draht vom Terroristenboss zum obersten Gesetzeshüter, beides hielten die Kritiker nicht aus. Wie sich Gudrun Ensslin von ihrem Vater verabschiedet – „oben ohne“ vor dem Pfarrhaus – DeMille hätte es auch so gemacht.
Gemeinsam mit Jeanne Tremsal, ausgehend von ihren Erinnerungen, hat Roth nun das Kunststück vollbracht, den Skandal um Otto Mühls Kommune in ein Kinospektakel zu verwandeln – Servus Papa See You in Hell – Ein Inselfilm mit Hippies und Hühnern bis zum Horizont. Ein Gefängnisfilm im warmen Sonnenschein. The Wicker Man in Brigadoon. Ein frecher Monumentalfilm, leuchtend, in echten Gesichtern. Eine Flucht zu Pferd, wie ich noch keine sah.
Servus Papa See You in Hell (2022 Christopher Roth)