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die videoliste war vor über einem jahr abgestürzt, nicht zu rekonstruieren. ich kam trotzdem über die runden, konnte mich vor dem regal stehend orientieren, irgendwarum wußte ich, wo der randolph-scott-western von bud boetticher steht. haptisches gedächtnis. meistens in der zweiten reihe.
letzte woche war der berg der nicht wieder eingeordneten cassetten zu groß geworden. am freitagabend fing ich wieder eine liste an …
- laufende nummer
- autornamem
- titel
- produktionsland
- produktionsjahr
- verliehen an…
… und heute bin ich damit fertig geworden.
merkwürdige beschäftigung. staubig, wieviel staub es gibt, staub auf den papphüllen, staub auf den cassetten, auf den etiketten, auf den regalbrettern und darunter, staub dann auf den fingern, dann auf den händen, auf dem pullover, auf der hose, angestaubt auch bald die tastatur.
ende der 80er waren die papphüllen der cassetten noch verstärkt, spätestens mitte der neunziger, als sie mit dem pappverstärken aufhörten, lagen die zeichen offen, hätte man wissen können, dass da schon wieder so ein speichermedium abgewickelt wird. immer mitmachen zu müssen bei sowas, deprimierend.
hätte man irgendwie anders ein besserer aufnehmer werden können? weniger großnamenfixiert? weniger auf diesen 50er 60er 70er früh80er stummfilm new-hollywood japan alles von „godardeustacherohmertruffautgarrel“ und diesen essaydokumentarexperimentalfilm bitte auch noch haben-wollen reflex getrimmt? weniger fit gemacht für die ichduweißtschon-diskurse, die leute wie wir halt so führen können mit namen? andauernd führen müssen, und immerwiederwerden unter uns, und zu den anderen auch. und was und wie hätte dieses andere gucken sein können?
und das erschrecken darüber, sich erst jetzt, als sich das alles als biographiematerial in nummern und namen verschriftlicht und wieder zu lesen ist als romankompress und éducation, zu fragen, ob man je vorher daran gedacht haben könnte, gelangweilt zu sein von seinen guckkriterien. und sich erst dann zu fragen, ob es einen bestimmbaren punkt gegeben hat, von dem aus man aufgehört hatte, einfach nur wie blöde gucken zu wollen und stattdessen das mit dem habenwollen angefangen hat.
ich mag keine sachen mehr aufnehmen, nimmermehr. ich möchte, wie v mir aus dem wenderstokyobuch erzählt, werner herzog werden wollen über den dächern von tokyo und von dort auf den mond, dort ungesehene bilder zu machen. aber ich jetzt, anders als herzog damals, will diese noch dort dann sofort kaputtmachen. dass ja keiner sie haben kann.
auch sind ein paar schöne bänder verschwunden, bênoit jacquots „la fille seule“ vermisse ich in einem kurzen schwachen moment des es war doch nicht alles falsch, und gleich darauf denke ich, wieder ruhig und gelassen geworden, dass das band dort, wo es jetzt ist, in besserer nachbarschaft stehen wird als in diesem staub hier. damit kann man nichts mehr anfangen. man kann damit nicht mehr neu anfangen, man kann jetzt damit auch überhaupt nicht weitermachen. man kann jetzt höchstens nachlesen, wie konventionalisiert und possessiv und gesamtausgabenfixiert und abgesichert und feist die augen geworden sind. und darüber verzweifeln, dass und weshalb sie das wurden. alles, alles ganz fürchterlich. räumt das ganze zeug hier bloß schnell raus. und gebt nicht dem tv die schuld…