Von alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen, vorgestern Nacht das Fernsehduell mitzuschneiden – in einem Akt zivilen Ungehorsams hat mir der Videorecorder die Entscheidung abgenommmen. Programmiert war Téchinés „Mord um Macht“, auf dem Tape sind – schöner Kommentar – eineinhalb Stunden Kerry vs. Bush.
Ich habe bisher nur zwei Minuten davon angeschaut und auch keine große Lust, viel mehr zu sehen. Die zwei Minuten transkribiere ich hier trotzdem kurz, weil ich Bushs ‚Argumentation‘ so bestechend finde. Man muss da nicht „den ganzen Bush“ – whatever that means – in a nutshell drin sehen wollen, aber komischerweise habe ich in den Berichten über die Debatte nichts über entgleisende Passagen wie diese gelesen (vielleicht weil ‚Entgleisung‘ hiesse, dass der Zug eigentlich in einer anderen Richtung unterwegs ist). Überall heißt es „Punktsieg Kerry“, „Bush bisschen verkrampft“ etc. Mir kam es eher vor, als sage GWB alles auf seine gedanklich schlichte, sprachlich etwas verworrene Art genau so, wie er es meint.
Ich hätte gerne den Gegenschuss auf seine Coaches hinter den Kulissen gesehen. Ob die sich die Haare raufen. Ob die das ganz normal finden. Ob die ihn so gebrieft haben und bester Laune sind: „OK, an der Performance müssen wir noch arbeiten.“
Frage: Eine neue Frage, Herr Präsident, zwei Minuten haben Sie. Sie haben gesagt, es hätte eine Fehleinschätzung gegeben über die Bedingungen im Irak nach dem Krieg. Worin bestand die und wie passierte das?
Bush: Nun, was ich sagte war, dass, weil wir so einen schnellen Sieg errangen, dass eben mehr Saddam-Loyalisten immer noch übrigbleiben. Wir dachten, wir würden mehr von denen besiegen auf dem Weg dahin, aber Tommy Franks hat so toll geplant, dass wir so schnell vorangekommen sind in dem Krieg. Viele der Saddam-Loyalisten haben einfach die Waffen niedergelegt und sind verschwunden. Wir dachten, die würden weiterkämpfen, aber die haben nicht weitergekämpft, und jetzt finden wir die… nach und nach, und das ist sehr schwer. Ich verstehe, wie schwer das ist, ich bekomme jeden Tag die Berichte über die Toten und Verletzten, ich sehe das im Fernsehen, wie schwierig das ist, aber es ist eine notwendige Arbeit und ich bin optimistisch. Ich denke man kann realistisch und optimistisch sein, gleichzeitig. Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen. Wir werden das nicht schaffen, wenn wir gemischte Signale raussenden. Wir werden unser Ziel nicht erreichen, wenn wir unseren Truppen gemischte Signale schicken. Das gilt auch für die irakischen Bürger.
(Es geht nicht um Sprachkritik, ein Teil der Unbeholfenheit liegt daran, dass ich nur die Simultanübersetzung verstehen konnte). Ist also das Argument, dass sie sich einen längeren Krieg erhofft hatten, um eine größere Zahl von Saddam-Anhängern im direkten ‚Feindkontakt‘ umbringen zu können? Weil man dann jetzt keine Scherereien mit denen hätte? Im Sinne von: „Das Schlechte ist, das wir so gut waren.“ Oder gibt es da noch eine andere Lesart, die ich nicht sehe?