Terra em Transe (Rocha, 1967): Nach „Land in Trance“ lässt sich ahnen, wie groß die Distanz zwischen 67er Politfilmen in Südamerika und 67er Politfilmen in Frankreich/Europa ist. Auch, warum Rocha in Godards „Vent d’Est“ zwei Jahre später ratlos an der Wegkreuzung steht, die beide Ideen vom Kino zusammenführen sollte. Paris blickte auf eine zweihundertjährige laizistische Tradition zurück, hier prägen der Glauben und das Kreuz beide Seiten der Kampfeslinie, die Unterdrücker und das Volk. Die vermeintlich dritte Position, die post-baudelairianische Kunstreligion, zeigt der Film als Romantisierung und hilflose Auflösung des Kollektivsingulars „Volk“. Als das einmal spricht, sagt es nicht, was der Poet ihm vorher ausgedacht hat. ++++ Chukje (Kwon-Taek, 1996): Der Film, nach dem meine Bronchien mir den Weg ins Bett weisen. Man kann sich an Ozus „Tokyo Monogatari“ erinnert fühlen oder an Itamis „The Funeral“, aber damit verschwiege man, wie sehr es Kwon-Taek auch um die Vermittlung von spezifisch Koreanischem geht. Bei der Darstellung einer großen Begräbniszeremonie nicht nur jeder gezeigten Figur gerecht zu werden, sondern bescheiden und souverän in jedem Bild auch etwas über das Land zu erzählen, finde ich großartig. Wie war das? Sollte die Zahl der Knoten im Seil, das um den Sarg der Großmutter geschlungen wird, gerade oder ungerade sein? 19 ist eine ungerade Zahl. ++++
Donnerstag, 17.02.2005
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