Donnerstag, 17.02.2005

Kontaktbilder

„Kontaktbilder? Bilder, die etwas berühren, dann jemanden berühren. Bilder, um zum Kern der Fragen zu kommen: berühren, um zu sehen, oder im Gegenteil berühren, um nicht mehr zu sehen; sehen, um nicht mehr anzurühren, oder im Gegenteil sehen, um zu berühren. Bilder, die zu nahe gehen. Bilder, die haften bleiben. Hindernisbilder, in denen aber das Hindernis etwas in Erscheinung treten läßt. Bilder, die aneinanderhängen oder an dem, was sie abbilden. Bilder, die an etwas stoßen. Bilder, die sich an etwas lehnen. Bilder mit Gewicht. Oder aber sehr leicht sind, aber uns sacht und flüchtig streifen, so daß sie uns doch berühren. Streichelnde Bilder. Tastende oder schon fühlbare Bilder. Bilder vom Entwicklungsbad geformt, vom Schatten modelliert, vom Licht gemalt, von der Belichtungszeit gezeichnet. Bilder, die uns gefangennehmen, uns möglicherweise manipulieren. Bilder, die uns weh tun, verletzen können. Bilder, um uns zu packen. Durchdringende Bilder, verzehrende Bilder. Bilder, damit unsere Hand sich bewegt.“
(aus: Georges Didi-Huberman: „phasmes“, 2001, S. 30)

Die Bilder von Denis/Godard berühren Körper, die an globalkapitalistischen Schnittstellen atmen und aufgerissen werden, dann den Zuschauer, der nicht weiss wohin, mit dieser weltweit vernetzten Intimität und deren taktilen Geldströmen. Leere Herzen in Bildern mit Gewicht, welche Kontakt aufnehmen, mit einer Ökonomie, die sich angeblich schon lange ins Immaterielle verflüchtigt hat. Repolitisierung des Index. Kontaktbilder, die wissen, wo sich die Hindernisse verschanzt haben und auf Tuchfühlung gehen. Selten war man so sehr: in bed with late capitalism.

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