Berlinale 07 (VI)
Auf der Berlinale läuft TOUT REFLEURIT (Gerbault, 2006), ein Film über Pedro Costas Arbeit an JUVENTUDE EM MARCHA.
Costas Film wird heute abend auf arte ausgestrahlt:
JUGEND VORAN!
13.2.2007
22.45 Uhr
arte
Auf der Berlinale läuft TOUT REFLEURIT (Gerbault, 2006), ein Film über Pedro Costas Arbeit an JUVENTUDE EM MARCHA.
Costas Film wird heute abend auf arte ausgestrahlt:
JUGEND VORAN!
13.2.2007
22.45 Uhr
arte
Was mir außer THE PATSY (Vidor, 1928) gestern gefiel: Wie wir abends auf den überfrorenen Straßen zu der angenehmen Party eines Filmmagazins radelten, das sich den Spruch „Kino muss gefährlich sein“ auf die Fahnen geschrieben hat. Der Satz war mir immer nebulös geblieben, angesichts der spiegelglatten Fahrbahnoberfläche konnte ich mir zum ersten Mal etwas darunter vorstellen.
Nachmittags wurden wir auf dem PRATER (Ottinger, 2007) durchgeschüttelt, in der Geisterbahn erschreckt, mit der Schleudersitz-Kapsel in den Himmel geschossen und ins Wiener Wildwasser getaucht, abends dann, in IT (Badger, 1927), gehen Clara Bow und der von ihr geköderte Warenhausbesitzer, in dessen Kurzwarenabteilung sie hinter dem Tresen steht, an den Strand, was hier soviel heißt wie: nach Coney Island auf den Rummel, in dessen Maschinenpark es mir besonders ein zentrifugal organisiertes Gerät angetan hat, aus einer großen Holzplatte bestehend, auf der die Abenteuerlustigen Platz nehmen und durch die akzelerierende Rotation langsam aber sicher an den Rand geschoben werden, um schließlich unter großen Johlen von der Scheibe herunterzufallen; wie oft in dem Film überträgt sich der Spaß ganz unmittelbar auf das Publikum, wozu sicher auch beiträgt, dass das Gerät den wunderbaren Namen „Social Mixer“ hat.
* … lesen Sie bitte auch: Solange es Menschen gibt
VOLKER PANTENBURG: Screen Tests: 100-Worte-Texte zum Kino, Koeln 2007. 13,8 x 20,4 cm. 36 Seiten, brosch., Preis 5,– Euro inkl. Versand (im Ausland 4,15 Euro + Porto). Der Versand erfolgt ohne Vorkasse mit Rechnung.
Sur ma Remington portative
J’ai écrit ton nom Lætitia
Elaeudanla Teïtéïa
Lætitia les jours qui se suivent
Hélas ne se ressemblent pas
Elaeudanla Teïtéïa
C’est ma douleur que je cultive
En frappant ces huit lettres-là
Elaeudanla Teïtéïa
C’est une fleur bien maladive
Je la touche du bout des doigts
Elaeudanla Teïtéïa
S’il faut aller à la dérive
Je veux bien y aller pour toi
Elaeudanla Teïtéïa
Ma raison en définitive
Se perd dans ces huit lettres-là
Elaeudanla Teïtéïa
Sur ma remington portative
J’ai écrit ton nom Lætitia
Elaeudanla Teïtéïa
Elaeudanla Teïtéïa
Serge Gainsbourgs Lied Elaeudanla Teïtéïa lernt Serge Riaboukine in Martin Rits Kurzfilm LA LECON DE GUITARE. Der Film hat es uns angetan (hier, hier und hier), und jetzt ist er im Berlinale Kurzfilm-Wettbewerb zu sehen. Die erste von acht Möglichkeiten dazu gibt es morgen:
9. Februar
19.00 Uhr
CinemaxX 3.
Mein Zuhause ist die Bäckerei,
bei der dicken Bäckerin bin ich dabei,
da gibt es viele Teilchen,
auf der Theke ist was los.(Helge Schneider)
Die beiden betreten den Laden des Pâtissier Traiteur „Stohrer“, 51, rue Montorgueil im 2. Arrondissement, Paris
DK: Ja, das ist natürlich nicht nur eine Bäckerei, sondern das ist…
GvB: Toll, oder?
DK: Das ist ein Kunstwerk.
GvB: Aber was empfinden Sie, wenn Sie in eine Bäckerei gehen?
DK: Ja, das erste, was ich empfinde, gerade jetzt hier, wo ich stehe, ist natürlich, dass ich es rieche. Also das ist so, sage ich mal, das Gefühl vom Amateur-Parfümmeister, der aber riecht, und ich rieche den, den Kuchen hier, diesen wunderbaren Kuchen, und vor allen Dingen hier – es gibt ja hier etwas, was es sonst nirgendwo gibt, das heißt „Puits d’amour“, das Liebeskissen…*
GvB: Ja, ja, ja, ja, ja…
Die Kamera folgt DKs Zeigefinger und filmt die Teigware im Close Up.
DK: Das hier. Entweder man liegt da drauf, wenn man sich liebt, oder man liebt sich anschließend, wenn man es gegessen hat oder man isst es nach der Liebe…
GvB: Oder man liebt das Essen!
DK: Dann natürlich hier: Das Brioche, jetzt auch wieder bekannt geworden durch den Film MARIE ANTOINETTE.
Loungige Zwischenmusik, während die Kamera über die Briocheauslage fährt.
DK: Ich kenn mich mit Backwaren sehr gut aus, ich bin als kleines Kind in der Bäckerei groß geworden. Also nicht meine Eltern waren Bäcker, sondern in dem Haus war eine Bäckerei. Meine Mutter, als die morgens in die Fabrik ging um 6 Uhr, hat mich dort abgegeben als Schlüsselkind. Nicht so wie heute in der Disko, wo man da was dranhängen hat, sondern das war der Schlüssel, der Hausschlüssel. Und ähm, ja, dort hab ich das gerochen. Das war in Baden Württemberg, da gab es frische Brezeln und da gab es frisches Brot jeden Morgen, das wurde gebacken, das wurde reingeschoben, wieder rausgeholt, und das hat mich immer fasziniert, bis heute. Und eigentlich wollte auch in Wahrheit immer Bäcker werden, das war immer meine große Leidenschaft. Ich geh auch heute noch rum. Ich guck auch immer, wenn ich irgendwo bin: Wo ist ein guter Bäcker? Und – wenn ich hier so’n Guglhupf sehe, oder vor allem hier dieses Brioche.
GvB: Hm.
Dieses Brioche ist für mich wirklich, ähem, optisch-erotisches…
DK macht kreisende Bewegungen mit der rechten Hand.
…und geschmacklich unglaubliches Gebäck. Also es ist…
GvB: Bei diesem Thema geht es ja nicht nur um Gebäck, sondern – wenn Sie erlauben, ähm –
GvB blickt philosophisch nach rechts aus dem Bildkader heraus.
…auch um die Erotik von Bäckerinnen durchaus.
DK (schmunzelnd): Viele mögen diese sauberen Bäckerinnen, also diese mit den weißen Schürzen, wie Sie sagen, und immer frisch gewaschen und sie riechen und sehen auch so’n bisschen aus wie so’n Brioche. Also je nachdem wie sie aussehen, aber man könnte sie vergleichen mit vielen dieser wunderbaren Gebäcke und dieser Backwaren. Und es gibt ja auch diesen unglaublichen Film von Pagnol…
GvB: LA FEMME DU BOULANGER – DIE FRAU DES BÄCKERS.
DK: Und dort sieht man ja, obwohl es ja ein tragischer Film ist, weil: Während der Mann backt, liegt seine Frau im ersten Stock und betrügt ihn mit dem Metzger, was natürlich schon tragisch ist.
GvB: Ich glaube, er steht ungefähr um 2 Uhr morgens auf, geht in die Backstube, dann so gegen 7 weckt er sie liiieebevoll mit einem frischgebackenen Striezel, der noch duuufftet, bringt ihn ihr ans Bett und weiß nicht, dass der Schäfer inzwischen bei der Frau war, zum Schäferstündchen.
DK: Dramatischer Film
GvB lacht.
DK: Der Schäfer war’s, genau.
GvB: Ja, der Schäfer war’s.
DK: Und dieser Striezel, den er da immer gebacken hat, das war ja immer von den Resten dieser verschiedenen Backwaren, und das ist wirklich ein Symbol der Liebe, und das sieht man in diesem Film…
GvB: (atmet geräuschvoll ein): Ja.
DK: … wie jemand jemand lieben kann durch einen frischen Striezel. Und für mich als Süddeutscher kann man das glaube ich auch gar nicht anders ausdrücken.
* puits, m.: Born, Brunnen, Schacht
[Gero von Boehm begegnet Dieter Kosslick, 3sat, 5. Februar, 22.25 Uhr]
„Ich möchte experimentieren und wissen, ob man die Intensität solcher Interviews noch steigern kann“, sagt Gero von Boehm, der sich „Big Talk statt Smalltalk“ auf seine Fahnen geschrieben hat.
* Nuri Bilge Ceylan > Photography
[via conscientious]
ARD, 04.02.07, 20.15h
„Polizeiruf 110: Taubers Angst„