August 2007
Donnerstag, 30.08.2007
Mittwoch, 29.08.2007
Lektion in Liebe
KNOCKED UP, der neue Film von Judd Apatow, ist komplett aufrichtiges Kino, sinnlich, komisch und unangestrengt brutal. Man sollte erst die gute deutsche Synchronfassung, dann das Original ansehen, um in den Worten und im Spiel der Darsteller die zarte Sorgfalt zu bewundern, mit der aus Menschenliebe und Humor ein Werk der Kunst wird. An den großen Ingmar Bergman erinnert – nicht nur das vitale Interesse an Gynäkologie, – auch die panische Aufmerksamkeit, die zwei selbstmitleidige Männer nach einem Besuch des Cirque de Soleil in Las Vegas den fünf verschiedenen Arten von Sitzmöbeln in ihrer Hotelsuite widmen. „Dass Stühle existieren, auch wenn man nicht auf ihnen sitzt“, wundert sich Seth Rogan. Wie schwer es ist geliebt zu werden – ständig, klagt daraufhin Paul Rudd. Genauso ehrlich ernst aber nimmt der Film die Sehnsucht der Frauen (Katherine Heigl und Leslie Mann), an allen Wartenden vorbei in die Disko eingelassen zu werden.
Sonntag, 26.08.2007
TV-Hinweis
Am 30. August wird der letzte von Helmut Merker redaktionell betreute „Filmtip“ ausgestrahlt. Die erste Sendung hatte Truffauts „Der Mann der die Frauen liebte“ zum Gegenstand. Sie stammte von Merker selbst und war am 4. Januar 1978 zu sehen. Der letzte „Filmtip“, circa 350 Sendungen später, ist von Cristina Nord, über Christian Petzolds Film „Yella“. Titel: „Der Tod kennt keine Wiederkehr? Nina Hoss im schwebenden Zwischenreich“, Ausstrahlung nach dem Spielfilm „Yes“ von Sally Potter, gegen 00:50.
Zwei Links zum Filmtip und der WDR-Filmredaktion:
Ekkehard Knörer: Dem Nachdenken eine Spielwiese (taz, 16.7.2007)
Sebastian Handke: Zeigen ist Gold (Tagesspiegel, 11.8.2007)
8/100
Die Geschichte vom späteren Regisseur, der neben lesenswerten Artikeln auch zahlreiche filmographische Einträge für eine renommierte Filmzeitschrift verfasste, bei denen er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, vereinzelt Namen von Leuten aus seiner Verwandtschaft in die Stabslisten einzuschleusen, damit man, wie er es ausdrückte, „spätere Abschreiber leichter stellen könne“.
Sonntag, 19.08.2007
Listen von Listen
Seit Jahrzehnten gestaltet Milan Pavlovic, der sportbesessene Herausgeber der Filmzeitschrift STEADYCAM, die Auswertung von Listen mit lustvoller Hingabe als Wettkampfstatistik. Die gerade erschienene 50. Ausgabe enthält 174 Listen mit 30 Lieblingsfilmen. „Für all jene, die Listen ernst genug nehmen, um den entlegeneren Titeln nachzuforschen,“ gibt es ein separates Register-Heftchen. So kann man feststellen, dass viele der 2127 genannten Titel in den Listen nur ein einziges Mal auftauchen, darunter auch berühmte Werke wie THE BIRTH OF A NATION, MENSCHEN AM SONNTAG, PICKPOCKET, BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA oder LOLA RENNT. In einem langen Aufsatz, den STEADYCAM-Listen vorangestellt, begründet Paul Schrader die Notwendigkeit eines Filmkanons aus dem Gefühl, „dass es zu viele Filme und zu viel Filmgeschichte gebe“. Kennt jemand AUTOSTOP ROSSO SANGUE (Wenn du krepierst, lebe ich! aus dem Jahr 1976, von Pasquale Festa Campanile)? Das ist ein Lieblingsfilm von Dominik Graf.
Ich finde, ein Kanon wäre denkbar, zusammengesetzt aus Lieblingsfilmen, die jeweils nur einem Einzelnen in den Sinn kommen – in einer Menge von 174 Leuten: FOUR SONS (Ford), DER KONGRESS TANZT (Charell), MASKERADE (Forst), LE CRIME DE MONSIEUR LANGE (Renoir), GENTLEMAN JIM (Walsh), I WALKED WITH A ZOMBIE (Tourneur), THE QUIET MAN (Ford), LOVE IS A MANY SPLENDORED THING (King), SOSHUN (OZU), GIGI (Minnelli), JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH (Levin), LE TROU (Becker), WILD RIVER (Kazan), IL SORPASSO (Risi), MY FAIR LADY (Cukor), KOROSHI NO RAKUIN (Suzuki), THE HIRED HAND (Fonda), SPEND IT ALL (Blank), THE DEVIL IN MISS JONES (Damiano), PAPER MOON (Bogdanovich), THE LAST DETAIL (Ashby), PAUL (Lemke), STAY HUNGRY (Rafelson), SUSPIRIA (Argento), LA CITTA DELLE DONNE (Fellini), THE BLUES BROTHERS (Landis), HIGHWAY 40 WEST (Bitomsky), SHERMAN‘S MARCH (McElwee), BABYFEVER (Jaglom), LAGAAN (Gowariker), 40 YEAR OLD VIRGIN (Apatow), QUAND J‘ETAIS CHANTEUR (Giannoli). Eine solche Liste abzutippen ist irgendwie albern. Zwei Zitate könnten diese Albernheit mildern. Hans Albers sagt in WASSER FÜR CANITOGA: „Ich bin zwar nicht unanständig anspruchsvoll, aber immerhin klotzig verwöhnt.“ Und bei Charles Dickens findet sich die folgende Personenbeschreibung: „Ihm stand das Haar wie eine Bürste vom Kopf, so daß es aussah, als wäre er fast erwürgt worden und hätte sich soeben erst wieder erholt.“
Samstag, 18.08.2007
7/100
Die Geschichte von der Schauspielerin, die am 31. August 1948, nicht ganz ein Jahr, bevor mit „Wild Weed“ (in Amerika: „She Shoulda Said No“) der einzige Film in die Kinos kam, bei dem sie eine Hauptrolle spielte, zusammen mit Robert Mitchum wegen des Besitzes von Marihuana verhaftet wurde.
Donnerstag, 16.08.2007
Rüdiger Neumann, 1944 – 2007
Auf der Langtextseite:
* Ulrich Köhler: Erinnerungen an Rüdiger Neumann
[Bild öffnet in neuem Fenster und kann per klick vergrößert werden]
[Film als Film. Vom Animationsfilm der zwanziger zum Filmenvironment der siebziger Jahre, hg. von Birgit Hein und Wulf Herzogenrath, Stuttgart: Hatje 1978, S. 228]
Dienstag, 14.08.2007
TV-Hinweis
WESTERNWOCHE IM WDR: Dienstag 14.8.2007, 22.00h: Valdez (Valdez Is Coming, USA 1970), Regie: Edwin Sherin ~+~ Dienstag 14.8.2007, 23.25h: Vierzig Wagen westwärts (The Hallelujah Trail, USA 1965), Regie: John Sturges ~+~ Donnerstag, 16.8.2007, 10.15h: Vogelfrei (Colorady Territory, 1949) Regie: Raoul Walsh ~+~ Freitag 17.8.2007, 10.00h: Colorado (Across the Wide Missouri, USA 1951), Regie: William A. Wellman ~+~ Samstag 18.8. 2007, 13.05h: Latigo (Support Your Local Gunfighter, USA 1970), Regie: Burt Kenndy ~+~ Samstag, 18.8.2007, 14.30h: Karawane westwärts (Camels West/Southwest Passage, USA 1954), Regie: Ray Nazarro ~+~ Dienstag, 21.8.2007, 00.45h: …und knallten ihn nieder (Guns of Diabolo, USA 1964), Regie: Boris Sagal
Montag, 13.08.2007
NEU! DIE WICHTIGSTEN LINKS ZUR INTERNATIONALEN BERGMAN-KONTROVERSE!
* Jonathan Rosenbaum: Scenes From an Overrated Career
* Roger Ebert: Defending Ingmar Bergman
* Bertrand Tavernier: Tavernier vs. Rosenbaum
* David Bordwell: Bergman, Antonioni, and the stubborn stylists
Kurios, aber bezeichnend, dass der unscheinbar-explosive Eintrag von Ulrich Mannes („Bergmantonioni„) im Newsletter von SigiGoetz Entertainment, der diesen Schlagabtausch am 4.8. eingeleitet hat, von allen Beteiligten verschwiegen wird.
[Weitgehend via DVDbiblog]
6/100
Die Geschichte vom Filmkritiker, der Ende der vierziger Jahre den Einfall hatte, eine Reihe von Filmen mit dem schönen Wort „Festival“ zu verbinden und in einem Pariser Kino in wenigen Tagen hintereinander zu zeigen, womit er ein Ritual begründete, das in anderen Ländern gern kopiert und in Deutschland mit dem weniger schönen Wort „Retrospektive“ fehlübersetzt wurde.