Sonntag, 04.05.2008

Super

Zum Beweis, dass es sich bei IRON MAN um einen jener „unsäglichen und Europäern sowieso unverständlichen“ Superheldenfilme handelt, lieferte der Rezensent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (am letzten Wochenende) eine komplett falsche Inhaltsangabe und fand die Taliban im Film verzerrt dargestellt: „Menschen, die in Wirklichkeit nur für ihren Glauben kämpfen“.
Robert Downey jr. als der Eiserne (und die von Jon Favreau inszenierte Komik der Unbescheidenheit) hat mir Lust gemacht auf mehr Superhelden. Passend zeigt Gregor Overzier im Filmclub 813 in Köln unter der Überschrift „Supereroi dimenticati – Die Rückkehr der guten Laune“ am 17. Mai Die drei Supermänner räumen auf – FANTASTICI TRE SUPERMEN von Frank Cramer (= Gianfranco Parolini), am 24. Mai Argoman, der phantastische Superman – COME RUBARE LA CORONA D’INGHILTERRA von Terence Hathaway (= Sergio Grieco) und am 31. Mai Draculas Tochter und Professor Satanas – LA MUJER MURCIÉLAGO von René Cardona. Alle Filme (35mm Kopien) aus den Jahren 1966/1967 und in Farbe.
Gestern lief bereits Das rote Phantom schlägt zu – SUPERARGO CONTRO DIABOLIKUS von Nick Nostro. Minutenlang wurde da durch Grotten getaucht; Bergwerke, Fabriken und Raketenschächte waren auf wenigen Quadratmetern untergebracht; das Auto, das später mal Netzer, Beckenbauer und Overath gehörte, wurde auf nachtblauen Landstraßen geduldig eingefahren; die rothaarige Assistentin von Diabolikus wusste mit einer Reitpeitsche umzugehen und trug in jeder Szene ein neues Kostüm.
Auf die Frage, wie es denn möglich sei bei einer so teuren Produktion wie IRON MAN, so viel zu improvisieren und Dialoge „für den nächsten Tag“ zu schreiben, sagt Jon Favreau: „Well, these movies don’t really have scripts which are locked in a traditional sense. I mean it’s sort of the dirty secret about these superhero films…“

Ein Kommentar zu “Super”

  1. Rainer Knepperges schreibt:

    Im größeren Kontext

    „Das hat ja durchaus Tradition: Schon immer hat Hollywood die Kriege der Vereinigten Staaten triumphal begleitet und medial abgesichert. (…) Die Story: Ein toller redlicher, steuerzahlender amerikanischer Rüstungsmilliardär, dessen Waffensysteme weltweit den Frieden sichern (…) wird von bösen afghanischen Terrorfremdlingen entführt und gefoltert. (…) Gäbe es das Wort „Untermenschen“ nicht schon, Goebbels würde es in der Hölle noch mal erfinden, für diese Feind- und Zerrbilder (von Menschen, die in Wirklichkeit nur für ihren Glauben kämpfen). Hunderte von Millionen Kids auf der ganzen Welt werden diesen Film begeistert sehen.“ (Joachim Lottmann, FAS)

    Brandt gegen Geißler (1985), Kohl gegen Gorbatschow (1986), Kulenkampff gegen Geißler (1989), Schäuble gegen die SPD (2002), Guido Knopp gegen Tom Cruise (2008), Lottmann gegen Hollywood.

    Harald Schmidt: „Ständig, ständig wird irgendwie verglichen.“ / Andrack: „Dein schlimmer Hitler-Goebbels-Vergleich…“ / Schmidt: „Meiner?“ / Andrack: „Ja.“ / Schmidt: „Als ich damals Hitler mit Goebbels verglichen habe?“ / Andrack: „Du hast doch letzte Woche Hitler mit Goebbels verglichen.“ / Schmidt: „Ich hab’ mich auch dafür entschuldigt.“ (2002)

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