Dienstag, 18.08.2009

Reisen, kopfüber, seitenverkehrt

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„you will meet yourself face-to-face … when Earth meets its duplicate in outer space!“

Als Kind einmal kopfüber vom Vater durch die Wohnung getragen, erbettelte ich allabendlich die Wiederholung des Vergnügens: eine seltsam fremde Wohnung mit vertrauten Möbeln und Teppichen an der Decke. Diaabende wurden erst lustig durch die Missgeschicke. Unterrichtsfilme hätten nach Schülerwunsch ausschließlich rückwärts laufen sollen.

In order to create the illusion of a mirror-Earth an optical process known as „flop-over“ was significantly quicker and cheaper than building sets and props with reversed elements…
At some subsequent point prior to a UK TV screening, TV company staff viewed the print supplied by the film distributor and, not being familiar with the plot, concluded that the mirror-Earth sequences had been optically reversed in error. A second flop-over was applied to return the image to normal, and this went on to become the standard transmission version from that point onwards.
(Wikipedia über Doppelgänger / Journey to the Far Side of the Sun, 1969, Robert Parrish)

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„Emerging from the Ghost Train – at last you can open your eyes!“ National Fairground Archive

Man kann die Montage in ZAUNGÄSTE als Rhetorik verstehen, wenn man will: Polnische Wärme wird gegen kühles Deutschland geschnitten. Ein Golfplatz an einer stark befahrenen Landstraße lässt den Anglertümpel, in den von Wohnhausruinen hineingesprungen wird, abenteuerlich aussehen. Aber die Annahme, es gäbe eine Kapitelstruktur, in der stets „Heimspiel“ auf „Auswärts“ folgt, also BRD:POL auf POL:BRD – die Annahme täuscht. Bemerkt man endlich die Taktik der Verwirrung, hat man längst vergessen über Länderunterschiede nachzudenken.
Die Montage in ZAUNGÄSTE ist also eine gelungene menschenfreundliche Strategie.

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Le monde sans soleil, Jacques Cousteau, 1964

„Ich weiß sehr wohl, dass Psychologen für die Neigung, überall Ähnlichkeiten zu sehen, einen hässlichen griechischen Namen erfunden haben, aber das schreckt mich nicht, denn ich weiß, dass es überall Ähnlichkeiten gibt, weil alles in allem ist, überall! … Dass die Sonne ein hervorragender Fotograf ist, steht fest. … Denken Sie an den Rücken der Makrele, wo die seegrünen Wellen auf Silber fotografiert sind.“ (August Strindberg: Das Alpenveilchen)

Heute, 23:00 Uhr, 3sat, ZAUNGÄSTE, 2008, von Matl Findel und Leszek Dawid

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