Der Raketenbeschuss wirbelte es auf, Spektrometer konnten es erkennen. Das Eis unter der Oberfläche des Mondes wurde gesucht, weil für einen längeren Aufenthalt Wasser von Nöten wäre. Man kennt aus Western das Wegwerfen leerer Feldflaschen.
Dass die Astronauten auf dem Mond nicht weit herumgekommen sind, verdeutlicht ein Plan. Die Fußwege von Armstrong und Aldrin passen auf ein Fußballfeld. Der Eintrag auf strange maps trägt die Überschrift: you’ll never moonwalk alone.
Schön ist Armstrongs Alleingang bis zum gegnerischen Strafraum.
Paul Mantee, notgelandet, 1964
Anfangs geht es um Luft und Wasser und Einsamkeit auf dem roten Planeten. Dann fällt Schnee. Gefilmt wurde Byron Haskins ROBINSON CRUSOE ON MARS im Death Valley in Scope und Technicolor von John Fords Farbfilmkameramann Winton Hoch. Der war 1934 als Chemiker zur Technicolor Company gegangen und hatte während des zweiten Weltkriegs für die Navy gefilmt, laut Wikipedia: „many top secret activities including work at the atomic testing factilities at Los Alamos.“ 1966 wurde er der Kameramann der TV-Serie TIME TUNNEL. »Bei den ersten Versuchen am bedeutendsten und geheimsten Projekt Amerikas, dem Zeittunnel, gehen zwei amerikanische Wissenschaftler immer wieder im wirbelnden Strom vergangener und zukünftiger Zeitalter verloren.“
In Wilkie Collins‘ Roman „Der Monddiamant“ gibt es jemanden, der, wann immer er Trost und Rat sucht, sein Lieblingsbuch aufschlägt: “Kaum 5 Minuten hatte ich in diesem hervorragenden Buch gelesen, als ich auf Seite einhunderteinundsechzig folgende erstaunliche Feststellung fand: Die Furcht vor der Gefahr ist tausendmal schrecklicher als die Gefahr selbst, wenn wir ihr schließlich Auge in Auge gegenüberstehen. Und wir tragen viel schwerer an der Last der Angst als an dem Übel, vor dem wir uns fürchten.“ In diesem hervorragenden Buch ist übrigens ein einzelner menschlicher Fußabdruck die Ursache von Robinson Crusoes Angst.
Man kennt die fotografierten Fußabdrücke der Astronauten. Die eigenen Spuren im Mondstaub fanden sie interessanter als Gesteinsproben. Und sie ließen Allerlei auf dem Mond zurück: Medaillons, Fahnen, Mondfahrzeuge, sogar ein Stück Lava von der Erde. Im Wunsch diese Beweise der eigenen Existenz zu hinterlassen, steckt schon eine Ahnung von dem Argwohn derer, die im Internet die Mondlandungen als Inszenierungen zu enttarnen wünschen.
“Übrigens ist mir alles verhasst, was mich bloß belehrt, ohne meine Thätigkeit zu vermehren, oder unmittelbar zu beleben.” Das sind Worte von Goethe, mit denen Nietzsche 1873 seine unzeitgemäßen Betrachtungen (“Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben”) einleitet. Jacob Burckhardt, Nietzsches Freund und Kollege, besorgte sich „unter einer Art von magischem Kaufzwang“ bei den Händlern in der Via Condotti und an den Quais du Louvre fast 10.000 Fotografien von Skulpturen und Gemälden, von Kirchen und Palästen. „Kunstmorast“ nannte er seine Sammlung und hoffte: „Es kann ja wieder einmal eine verarmte, einfach gewordene, nicht mehr nervöse, übergelehrte großstädtische Menschheit aufwachsen, welche wieder von solchen Werken begeistert wird.“
Mich begeistern die miserablen Videobilder von den ersten Schritten auf dem Mond. Anhand des wenigen, was es da zu sehen und zu hören gibt, lassen sich, neben den Vor- und Nachteilen der ungeschnittenen Filmsequenz, auch die Schwierigkeiten des Improvisierens diskutieren. Armstrongs Patzer im berühmten Monolog – „for man“ statt „for a man“ gesagt zu haben – amüsiert und rührt mich.
Zur Ergänzung noch zwei andere Zeitreisen: Tiparillo-Werbclips, über deren Schöpfer ich gerne mehr erfahren würde. 1966 (Schnitte) und 1971 (Schwenks). Zäsuren oder Zusammenhänge. Was will die Welt? Wer weiß es selbst? Darüber, wie das Eis in den ewigen Schatten der Polkappenkrater des Mondes gelangte, gibt es auch nur Vermutungen.
Tauchen und Rauchen, 1968