Samstag, 13.02.2010

Weißer Clown neben wilden Blumen

Auch ich muss lachen über ihn, doch die Fans des „großartigsten Jury-Präsidenten aller Zeiten“ (cargo) machen mich traurig. Denn eigentlich sollte es hier unmöglich zu übersehen sein, dass der betont willensstarke Filmemacher lediglich das federleicht behandelte Sujet abgibt – im Film eines ungleich begabteren Kollegen.

Zwischen den 148 aufgeregten Kommentatoren auf Youtube bleiben zwei ganz unbeachtet: „Calm down. Werner is upset because he’s having so much trouble making his movie (…). Perhaps you should watch the whole documentary cause it’s awesome. (Burden of Dreams by Les Blank)“ Daraus ist übrigens auch das Beste in Mein liebster Feind geklaut. Und: „This film, The Burden Of Dreams is available on DVD from Les Blank dot com. Please support his filmmaking!“

Haben die Freunde der Kinemathek noch ihre 16mm-Kopien von Les Blanks Filmen? In den 90ern liefen Hot Pepper oder Spend it all immer wieder im Arsenal und auch mal auf einer Hochzeit am Rhein. Was ist daneben Wörner’s Wörk? Nichts als betonte Willensstärke. Gut möglich aber, dass der melodielose Flunkerer das selbst genauso sieht.

4 Kommentare zu “Weißer Clown neben wilden Blumen”

  1. thgroh schreibt:

    um die trauer vielleicht ein wenig zu mildern: der film ist auch als bonus auf der deutschen dvd von fitzcarraldo enthalten (zumindest im 2-disc-set) – und mir von daher natürlich wohlbekannt (und auch als werk seines filmmachers, nicht seines sujets). auch der knoblauch-film von les blank natürlich: toll.

  2. Stefan Rock schreibt:

    Obwohl ich, lieber Rainer, Burdon of Dreams auch spannender finde als den Film, dessen Dreharbeiten er dokumentiert, und obwohl ich es verstehe, wenn der Titel „großartigster Jury-Präsident aller Zeiten“ keine Freude erregt, möchte ich den Wörner doch auch etwas in Schutz nehmen: so federleicht sind seine Darstellungen doch nicht. Und wenn doch, dann jedenfalls nicht im allzu negativen Sinn. Schuf er nicht auch einige wunderbare Momente (zum Beispiel in Jeder für sich und Gott gegen alle)? Können wir nicht auch dankbar sein für seine Willensstärke? Oder denke ich das nur, weil ich mich als Bayer besonders verbunden fühle?

    Freilich hat der Werner mit seinem bayerischen Stursinn nicht immer recht. Und dass er als Person von vielen so gefeiert wird, liegt natürlich vor allem an der unterhaltsamen Biografie, die jene Willensstärke gezeitigt hat (und deren Highlights er wieder und wieder und wieder erzählt). Das macht ihn (und seine Filme) meines Erachtens weder großartiger noch weniger interessant als andere. Und gleiches gilt für die anderen Onkels vom Neuen deutschen Film.

    Die Rede vom „großartigsten Jury-Präsidenten“ ist jedenfalls per se Quatsch, egal wer gemeint ist.

  3. Ekkehard Knoerer schreibt:

    Der philologischen Korrektheit halber möchte ich erwähnen, dass ich „dann wohl doch der großartigste Jury-Präsident aller Zeiten“. Wer da die So-ernst-ist-das-auch-wieder-nicht-gemeint-Signale nicht mitbekommt, dem helfe ich dann jetzt vermutlich auch nicht weiter. Komisch überhaupt die bierernste Traurigkeit, mit der an dieser Stelle – aber auch partout nicht im Kommentar drüben – darauf reagiert wird. Ich persönlich finde, dass Werner Herzog eigentlich so gut wie nie recht hat. Bin keineswegs ein Fan jedes seiner Filme. Als Figur aber ist er, darf ich das sagen, eine Wucht. Wie von einem völlig besoffenen Herrgottsmaler gemalt. Auf seine Willensstärke und die Feier derselben ist gepfiffen. Das Drahtseil zwischen dem Erhabenen und dem Komischen aber spannt – vielleicht keineswegs immer freiwillig – Herzog wie sonst kaum einer. Und dann spaziert er auch nur stur und seelenruhig drüber, wieder und wieder.

  4. Ekkehard Knoerer schreibt:

    fehlt ein „geschrieben habe“ im ersten Satz (ist so winzig die Schrift im Kommentarfeld, dass ich sie fast nicht entziffern kann)

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