2010

Dienstag, 12.01.2010

Empfehlungen

„Es war unmöglich, die Angst vor der Zukunft gänzlich zu unterdrücken, aber selbst in dieser Angst fand er eine seltsame Freude.“ (Zane Grey: Der Wanderer in der Wüste, 1923)

Heute um 20:30 Uhr zeigt der Filmclub Berlin im Sputnik am Südstern
in Anwesenheit des Regisseurs: SCIENCE FICTION (2003) von Franz Müller,
mit Arved Birnbaum, Jan Stahlberg und Nicole Marischka

Eine seltene Freude ist dieser Abenteuerfilm aus Köln. Die Lektion, wie man richtig auftritt, soll ein Mann vom einem lernen, der darin Experte ist, doch beide lernen stattdessen das Fürchten. Auf gemeinsamer Flucht stürzen sie sich in die Menge, die bis dahin schwer vorstellbare Schnittmenge von Cassavetes und Lubitsch.

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In ZUGABE (2009) erzählt der Bandleader Hans „Frank“ Barani, dass er sich ein einziges Mal geweigert habe, einen Sänger musikalisch zu begleiten. Ein Zwölfjähriger war von seiner Mutter als „neuer Heintje“ zur Talentprobe an den Kölner Tanzbrunnen geschleppt worden, und hätte, wenn er dem dortigen Publikum ausgesetzt worden wäre, irreparable seelische Schäden erlitten. „Wenn Sie anstelle ihres Sohnes selber auftreten möchten“, hat Barani der Mutter gesagt, „dann begleiten wir Sie gerne.“
Der Dokumentarfilm von Manfred Behrens zeigt mit Zuneigung und Bewunderung jene, die selber auftreten. Am Donnerstag 23:15 im WDR

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In EL CID verzichtet Charlton Heston aufs Zusammensein mit Sophia Loren, weil sein Land ihn braucht. Als er kurz vor der großen Schlacht stirbt, bindet man seine Leiche auf sein Pferd. Die Täuschung des Gegners gelingt, der Krieg wird gewonnen. Aber so wie der Tote am Meeresstrand lang reitet, ist das kein Triumph, sondern Konsequenz und bittere Lektion: große Erfolge kann haben, wer ganz aufs Leben verzichtet, ein Toter.
Anthony Manns EL CID (1961) ist am nächsten Montag um 19:00 Uhr im Metropol in Düsseldorf-Bilk auf der Cinerama-Leinwand zu sehen.

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Im Düsseldorfer Filmmuseum, wo ich letzte Woche (eine andere unterschätzte Samuel Bronston Produktion) 55 DAYS AT PEKING sah, läuft gerade eine Jörg Buttgereit Retrospektive. Hat dem Mann schon jemand verraten, dass Beatrice Dalle auf der Viennale (im Interview mit Christoph Huber) von ihrem großen Wunsch sprach, mal mit dem Regisseur von NEKROMANTIK zu drehen?

Montag, 11.01.2010

Das Kostbarste

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Photo von „Gus“ Hormay, Utah, 1967,

„Das ist etwas ganz seltenes: Filme, die Denken zeigen. So wie in der bildenden Kunst Denken gezeigt wird, Michelangelos Pensiero oder Rodins Denker. Das findet man auch bei Murnau. (…) Er drückt das Denken aus – das ist eine Lieblingsidee von mir – durch Schönheit. Schön ist ein Gesicht, ein Körper in dem Maß, in dem sie reich an Gedanken sind. Geist und Körper finden zusammen. Das Denken vollzieht diese Vereinigung von Seele und Körper, im ganzen Kino ist das das Kostbarste.“

Eric Rohmer (* 20.3.1920 in Tulle, † 11.1.2010 in Paris) sagte das im Gespräch mit Frieda Grafe und Enno Patalas, im Murnau-Buch der Hanser-Reihe.

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Idaho, 1969

Samstag, 09.01.2010

Bilder eines Cowboys

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In THE INDIAN FIGHTER (Zwischen zwei Feuern, 1955) gibt es ein Gespräch zwischen einem Photographen, der eine Landschaftsaufnahme macht, und Kirk Douglas, der nach dem Grund fragt. „Damit die Welt von dieser Schönheit erfährt.“ Ich habe bezeichnenderweise vergessen, ob Douglas daraufhin sagt, es wäre ihm lieber, die Welt würde nichts von dieser Schönheit erfahren, oder ob er es nur denkt. Es gibt ungewöhnlich lange Sequenzen in dem Film mit Schwenks, an den Stellen, wo bei anderen Western von der Außenaufnahme ins Studio geschnitten wird. Und es gibt Elsa Martinelli.
Regie: Andre de Toth. Läuft jetzt gleich, um 16:35 Uhr, im MDR.

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California, 1943

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California, 1963

Etwas anderes beschäftigt mich seit gestern.
August Ludwig Hormay (1907-1999) wuchs in einem ländlichen Vorort von San Francisco auf. Zwischen Schule und Studium, gefiel ihm ein Job als Cowboy so gut, dass er nicht Architektur sondern lieber Forstwirtschaft studierte. Die Montana State University hat die vielen tausend Fotos, die „Gus“ Hormay sein Leben lang bei der Arbeit gemacht hat, ins Netz gestellt. Man sieht von Erosion bedrohte Weideflächen, immer wieder Salbeisträucher, Herden von Rindern, Gruppen von Ranchern, und eine Vielfalt von Landschaften. Ich möchte behaupten: Es sind nicht die Bilder, die ein Photograph üblicherweise macht. Ich könnte darin, ohne zu wissen warum, vollkommen verloren gehen.

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Idaho, 1971

Freitag, 08.01.2010

Politique des monteurs

»Absurd: Für den US-Kinoeinsatz wurden alle Gags rausgeschnitten!«

[Anon.: Kurztext über BULLDOG JACK, GB 1935, Regie: Walter Forde, mit Fay Wray, in: TV Spielfilm, o.J.]

Dienstag, 05.01.2010

Duvall

tender mercies

Heute vor 79 Jahren geboren. Robert Duvall. Mein Lieblingsschauspieler. Seit ein paar Monaten sitze ich an einem Text, darüber, was geschieht, wenn er auftaucht in Filmen. 4 mal Regie in den letzten 35 Jahren, mit großen Pausen dazwischen, ein neues Projekt wartet auf Geldgeber. »We’re Not the Jet Set« (1975), seinen Film über Rodeoreiter, habe ich nie auftreiben können. Letztes Jahr tauchte plötzlich »Angelo My Love« (1983) auf, ein Film Hals über Kopf vernarrt in seinen Hauptdarsteller. Die Cafe-Szene in »Assassination Tango« (2002), mit SR in der Buenos-Aires-Reihe vor ein paar Jahren in Wien gesehen. Hier (youtube) erzählt er Studenten ein bisschen, auch über die Cafe-Szene in »Assassination Tango«, über eine Stunde vom Schauspielen. Ab Minute 6 eine tolle Aufführung von Improvisation als Einübung in Rhythmus, Groove, Lässigkeit. »To Kill A Mockingbird«, »THX 1138«, »The Godfather«, »Tomorrow«, »Apocalypse Now«, »Tender Mercies«, »The Stone Boy«, »Colors«, »The Paper«, »The Apostle«, »Assassination Tango«, »We Own The Night«, »Lucky You«.

noch mehr lesen…

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Jacques Dutronc – L’important c’est d’aimer – Andrzej Zulawski – 1974

(via Michael Althen; s.a. Einträge vom 13.12.2009 und 1.1.2010)

Sonntag, 03.01.2010

Bilder von Menschen

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Berlin , 1931.

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Boixcar / Guillermo Sánchez Boix (1917 – 1960). „El Monarca Pop del Espacio“.

This time tomorrow
where will we be
on a spaceship somewhere sailing
across an empty sea
(The Kinks, 1970)

Gerade hat das WERKSTATTKINO mit einer mondänen Ulli-Lommel-Retrospektive seinen legendären Ruf als bestes deutsches Kino frisch gefestigt – und legt lässig nach: eine feine kleine Westernreihe begleitet das zweiwöchige Erstabspiel von Jeff Nichols‘ SHOTGUN STORIES (mit Michael Shannon, 2007, 35mm, OmU)
„Im südöstlichen Arkansas, wo wir den Film drehten, gibt es zahlreiche atemberaubende Landschaften mit Baumwollfeldern und Ackerland. Ich wollte, dass die Zuschauer diese Orte genauso sehen können wie ich: in Cinemascope.“ (Jeff Nichols)
Dazu bis zum 13. Januar in Spätvorstellungen: Western von Raoul Walsh (mit Kirk Douglas), Edgar Ulmer (mit Arthur Kennedy), Anthony Mann (mit Henry Fonda), Robert Parrish (mit Robert Taylor), John Sturges (mit Richard Widmark) …

Welches Kino könnte ein besseres Programm bieten? Das Wiener Filmmuseum kann es und tut es – mit einer grandiosen Reihe, die der italienischen Komödie, insbesondere den Filmen Dino Risis, aber auch denen Mario Monicellis und Luigi Comencinis die verdiente Aufmerksamkeit schenkt. Ein bizarrer Kosmos, bevölkert von Vittorio Gassman, Ugo Tognazzi, Marcello Mastroianni, und allen voran Alberto Sordi, lädt zur fälligen Entdeckung ein.

Stephan Jelkmann erzählte mir, er habe mal in ein Comedia-dell’Arte-Schulprojekt auf Wunsch eines Drittklässlers den Spongebob eingebaut. Ein Kostüm aus gelbem Karton wurde für den Jungen gebastelt, und als sich dann am Tag der Premiere aus technischen Gründen der Beginn der Vorstellung unvorhersehbar verzögerte, sprang Spongebob rettend ein: „Macht den Vorhang auf. Ich mach ein paar Faxen.“ Zwei Mädchen unterstützten ihn mit einer spontanen Choreografie.
Das neue Jahrzehnt im Filmmuseum mit italienischen Komödien anfangen zu lassen, das sind die Faxen, die sich im Rückblick als absoluter Höhepunkt erweisen könnten.

Ich frage mich, an welchem Ort der Welt es auch nur im Traum denkbar wäre, etwas noch sensationelleres auf die Beine zu stellen? Und was sollte das sein? Die Cinémathèque française könnte ja eine Gordon Douglas Retrospektive machen. Augenblick mal…
Sie tut’s tatsächlich! „Un art de l’energie brutale“

„Und als dann die Sonne wieder aufging, begann die Zeit, von der wir träumten.
In Salt Lake City löste Maria das Versprechen ein, das sie mir am Abend vorher gegeben hatte.“
(Klaus Wyborny: Percy McPhee – Agent des Grauens, 1970)

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Il Sorpasso, 1962. Der wichtigste europäische Film der 60er Jahre.

Freitag, 01.01.2010

ALL TALKING! ALL SINGING! ALL DANCING!

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[Bescheidene Meta-Ergänzung zu Rainer Knepperges‘ Eintrag vom 13. Dezember 2009. Nicht aus einem Film, sondern aus dem Leporello zur sehr schönen Jacques-Demy-Box, erschienen 2008 bei Cine-Tamaris; das Photo stammt von Giancarlo Botti.]


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