Januar 2011

Mittwoch, 26.01.2011

Websitehinweis

Eine sehr schöne Seite zu Godards SAUVE QUI PEUT (LA VIE) gibt es hier:

http://everymanforhimself.info/

Links zu Artikeln als PDFs, Fotos von den Dreharbeiten, der Soundtrack zum Runterladen etc. pp.

[via]

Montag, 24.01.2011

Einreise

Mir erzählte gestern jemand, dass Manoel de Oliveira vor einiger Zeit Probleme bei seiner Einreise in die USA gehabt habe. Der Beamte, der die Papiere des Regisseurs prüfte, hielt den Pass für eine – noch dazu dilettantisch gemachte – Fälschung und bestand auf der Absurdität des Dokuments: Wenn die Zahlen stimmten, wäre der agile Mann ja über 100 Jahre alt. Wie de Oliveira aus der Sache herausgekommen ist, ist mir nicht bekannt.

Samstag, 22.01.2011

Geheimtipp

EYYVAH EYVAH war in meinen Augen der schönste Film des letzten Jahres. Deshalb finde ich es bemerkenswert, dass auch die gelungene Fortsetzung für die deutsche Filmkritik glattweg nicht existiert.
Immerhin läuft EYYVAH EYVAH 2 (mit deutschen Untertiteln) in Aachen, Aalen, Aschaffenburg, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bochum, Bremen, Bremerhaven, Darmstadt, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Fulda, Geislingen, Gelsenkirchen, Grevenbroich, Hamburg, Hamburg, Hanau, Hannover, Hechingen, Herten, Ingolstadt, Karlsruhe, Kassel, Kehl, Kiel, Köln, Krefeld, Landshut, Lüdenscheid, Ludwigshafen, Mainz, Mannheim, Memmingen, München, Neckarsulm, Neuwied, Nürnberg, Nürtingen, Oberhausen, Offenbach, Osnabrück, Plettenberg, Saarbrücken, Salzgitter, Siegen, Sindelfingen, Solingen, Stuttgart, Walldorf, Weil am Rhein, Wiesbaden und Wuppertal.
Vielleicht werden Kulturhistoriker im Rückblick beide Phänomene in Beziehung setzen: Die Unaufmerksamkeit gegenüber dieser türkischen Komödie und die Aufmerksamkeit, die der Spiegel im vergangenen Jahr einem deutschen Rassenkunde-Buch verschaffte.

Donnerstag, 20.01.2011

Einteilungen

Beim Bügeln sah sie im Fernsehen einen Zwischenkriegsfilm. „Bleib‘ ruhig hier, du kannst vielleicht noch etwas lernen!“ wurde jemand darin aufgefordert. Er war gerade beleidigt worden und wollte den Raum verlassen.

Sie wurde hellhörig und stellte das Bügeleisen für einen Moment ab. Die Frau, die im Mittelpunkt der Verwicklungen stand, gab gerade ihr Zwischenergebnis bekannt: „Es gibt drei Arten von Männern. Es gibt die, die man heiratet. Es gibt die, mit denen man Bridge spielt.“ Es folgte eine recht große Pause.

„Und die dritte Art gibt es nicht!“

Beruhigt bügelte sie weiter.

Dienstag, 18.01.2011

Lauschen

Das Telefon klingelte durch die schlaflose Nacht.

Er war sofort am Apparat.

„Dein Spiegel ist kaputt!“ Ihre Stimme klang zersprungen.

„Bist du krank?“ fragte er.

„Genau das.“

„Ich komme sofort!“ sagte er überraschend.

„Meinst du?“ fragte sie, als habe sie gar nicht daran gedacht.

„Ich bin gleich bei dir. Ich konnte nicht schlafen, weil die Stille so groß war. Ich wusste nicht, dass ich lauschte, bis es klingelte.“

Donnerstag, 13.01.2011

Telefon (4)


1958Monster on the Campus

In Filmen gelingen Hilferufe meist nicht. Man könnte sagen: Im Film um Hilfe zu rufen bringt Unglück.


1971Dívka na koštěti

In vielen Filmen gibt es den Fall, dass ein Telefonat verhindert werden muss. Mit allen Mitteln.


1966Torn-Curtain

„Wir sind auf dem Bauernhof, und es ist die Bäuerin die ihn tötet, wir verwenden folglich Haushaltsgegenstände: einen Topf mit Suppe, ein Küchenmesser, eine Schaufel und schließlich den Gasofen.“ (Hitchcock im Gespräch mit Truffaut)


1968Baisers volés

In vielen Filmen ist derjenige, der von einem öffentlichen Apparat aus anruft, ein verzweifelt versuchender, vergeblich bemühter, wagemutiger Held. Ein Verliebter. Auf deutschen Telefonzellen klebte in den 70er Jahren eine Sprechblase: „Ruf doch mal an!“


1976Taxi Driver

Rechts ist ein leerer Flur, der rausführt auf die Straße. Das Telefonat ist herzzerreißend glücklos. Deshalb wird die Kamera gleich nach rechts fahren und, aus Betretenheit, den leeren Flur zeigen.


1977L’homme qui aimait les femmes

Der Mann, der die Frauen liebte telefoniert sehr viel. „Einen Mann zu zeigen, der wirklich allein ist,“ das war Truffauts Interesse.
In Tirez sur le pianiste (1960) gibt es ein erbittertes Gefecht – mit Messer und Telefonhörer.


1984The Muppets Take Manhattan

Mittwoch, 12.01.2011

Telefon (3)

Ein Farocki-Film über das Telefonieren würde vielleicht diese Tätigkeit begreiflich machen, durch das Bild der Maschine, die dem Menschen die Tätigkeit abnimmt.


1955Kiss Me Deadly

Der Anrufbeantworter von Mike Hammer, in Robert Aldrichs Kiss Me Deadly wurde schon als Symbol von Entfremdung interpretiert, da war George Costanza noch nicht geboren.


„Believe it or not, I’m not home.“

Sonntag, 09.01.2011

Telefon (2)


1974Il profumo della signora in nero

Es gibt nach groben Schätzungen 1,8 Millionen Szenen in Filmen und Fernsehserien, in denen telefoniert wird. Die meisten Bilder, auf die ich stieß, stammen aus Horrorfilmen. Wie kommt das?

Olaf Möller schrieb dazu (in: Gdinetmao – Abweichungen vom deutschen Film): „Die Bande des Schreckens war vielleicht der Schlüssel-Wallace, der war so heftig mit seiner abstrusen Telefon-Pistole, dass ich bis heute den Hörer immer ein wenig abseits halte.“

Werner Herzog hat übrigens, nach eigenen Angaben, sein erstes Telefongespräch mit 17 geführt.


1948Sorry Wrong Number

Es gäbe von Sorry Wrong Number eine direkte Verbindung zu den Slasherfilmen 30 Jahre später, sagt Karyn Kusama. Kein Wunder, denn aufmerksames Horchen ist der nackten Angst sehr nah.


1977Suspiria


1959Les yeux sans visage

„Gerade weil der Gesprächspartner körperlich nicht zugegen ist, ist die telefonische Verbindung eingeschränkter, aber echter; unwirklicher, aber präziser; provisorischer aber spontaner; nebuloser, aber intensiver. Im allgemeinen achtet man bei einem Telefongespräch genauer auf das, was man selbst und der andere sagt, ist mehr bei der Sache. Gefühle, Emotionen und Eindrücke erhalten durch das Telefon mehr Gewicht. Eine gute Nachricht erfreut einen mehr, weil man sie in der größeren Intimität und Abgeschiedenheit unmittelbarer aufnimmt. Eine Unglücksbotschaft nimmt das unerträgliche Ausmaß an, das ihr die Phantasie des Hörers verleiht.“ (Federico Fellini, 1965)


1960Peeping Tom

Der Telefonerfinder Alexander Graham Bell, dessen Frau und dessen Mutter taub waren, hatte den Wunsch, man solle sich am Apparat melden mit: „Ahoi, Ahoi.“
Das erfuhr ich von Bob Dylan (nicht persönlich, sondern in einer seiner famosen Radiosendungen).


1962Experiment in Terror


1963The Birds


1968Rosemary’s Baby

Die vergessene Bedeutung öffentlicher Telefonzellen wird durch eine Anekdote aus dem Leben Boris Karloffs illustriert: „The long hours in painful monster make-up Karloff endured led him to become a founding member of the Screen Actor’s Guild union. He believed the most powerful studio heads in Hollywood were so opposed to the unionizing of their actors that they tapped his telephone, so he would always walk around with his pockets filled with loose change in order to discuss the Guild on pay phones.“ (Mike Segretto)
Ich stelle mir vor: Die Lokomotivgewerkschaftler (deren Mails von Bahnchef Mehdorn ungestraft gelesen und gelöscht wurden), argwöhnisch ausweichend in öffentliche Telefonzellen, die Taschen voller Kleingeld.

Ich habe mir nicht notiert, wo ich all diese Bilder geklaut habe. Ich mache mir Vorwürfe deswegen.

+

In eigener Sache: der Hinweis, dass 3sat heute Die Quereinsteigerinnen ausstrahlt, um 3:50 Uhr in der Nacht (für Frühaufsteher bedeutet das: am Montagmorgen).
Ob es wohl möglich ist, einen Film im Fernsehprogramm so gut zu verstecken, dass niemand, wirklich absolut niemand ihn sieht? Ich glaube, das ist unmöglich.


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