November 2011

Dienstag, 15.11.2011

Uwe Nettelbeck: „Keine Ahnung von Kunst und wenig vom Geschäft.“ Filmkritik 1963 – 1968. Hamburg (Philo Fine Arts) 2011. (Fundus-Bücher 196.)

Ich kann behaupten, dass alle einundvierzig Kritiken dieses Bandes sehr lesenswert sind – denn ich habe alle gelesen. (Erschienen sind sie damals in der Wochenzeitung ‚Die Zeit’, zwei sind aus der monatlich erscheinenden ‚Filmkritik’. Herausgegeben hat sie Sandra Nettelbeck.)
Das war natürlich auch eine interessante Kinoperiode, alte Strukturen brachen in sich zusammen und die Filme selbst waren ‚aufgebrochen’. Einen wunderbaren Text gibt es da zu Jacques Roziers Adieu Philippine, Will Tremper wird mit seinen Filmen charakterisiert (Die endlose Nacht, Playgirl), Peckinpahs Spätwestern Sacramento und Sierra Charriba werden vorgestellt, ein James Bond-Film wird auseinandergenommen – aber in der Hauptsache geht es um die jeweils neuen Godard-Filme (Nettelbeck war ein ‚Godardianer’ der ersten Stunde), um Huillet-Straub (Chronik der Anna Magdalena Bach) und um den jungen deutschen Film (Ulrich Schamoni, Volker Schlöndorff, Peter Schamoni, Alexander Kluge, Hansjürgen Pohland, Klaus Lemke, Werner Herzog, George Moorse). Interessant schiene mir, die beiden Kritiken zu Kluge nebeneinander zu halten: von den ‚Verwirrungen der Anita G.’ (1966) zur ‚Reformzirkusvorbereitungspolitik’ (1968).
Weiteres (ich zähle jetzt nicht alles auf), erwähne nur noch die Kritik zu Muriel oder die Zeit der Wiederkehr von Alain Resnais (1963) und die zu Mutter Johanna von den Engeln von Jerzy Kawalerowicz (1964). Beide Filme habe ich ja damals auch gesehen und muss sagen, Nettelbeck hat einfach viel mehr gesehen, hat besser geschaut – schade, dass ich das damals nicht gelesen habe.

Grad noch bei Hans Wollschläger aufgeschnappt: „Kein Zweifel: das überschauende Erkennen dessen, was sehen ein jeder kann, ist eines jeden Sache nicht …“

(Siehe auch den ‚newfilmkritik’-Eintrag vom 18.02.2007, der 119 für die ‚Filmkritik’ zwischen 1963 und 1973 geschriebene Texte Nettelbecks auflistet.)

Montag, 14.11.2011

Searching for »closure« in a world of ambiguity and moral relativity?

»End titles of movies. Any language. Black & white, color, off the tv, off the screen, off the ViewMaster reel — we don’t care! Extra credit for identifying the movies of your posts.

If you’ve grabbed The End from a popular or well-known classic, please search the pool first before adding. It’s probably already here. Duplicates will be removed in most cases.

The End.«

* Zurzeit 1707 End titles versammelt diese flickr-Gruppe. Slideshow viewing recommended.

Sonntag, 13.11.2011

Der Bildungsauftrag des Fernsehens

Zu lernen, was das da oben rechts ist. Das Überblendzeichen.

Der Lieutenant fragt.

Die Mörderin begreift.

Trish Van Devere und Peter Falk in ColumboMake Me a Perfect Murder (1978 James Frawley).

Weil meine Oma ihn so mochte, schnitt ich Peter Falk aus der Fernsehzeitung und steckte ihn zum Spaß in ihr Medaillon. Sie ließ ihn dort. Bis sie mir irgendwann einmal traurig erklärte, sie habe ihn herausnehmen müssen. Denn mit Schrecken hatte sie am Abend zuvor im dritten Programm – in A Woman Under the Influence – miterlebt, wie der Columbo da mit seiner armen Frau umging.

Samstag, 12.11.2011

Cigarette Burns


»While some movies burn their images into our consciousnesses, what’s burned into every film are the flashing dots that appear in the upper-right hand corner that tell a projectionist that it’s time to switch reels.«

Der Filmemacher Dave Griffiths hat diese Überblendzeichen, auch Cigarette Burns genannt, verschiedentlich zu Found-Footage-Montagen zusammengesetzt. Schönes Beispiel: OZYMANDIAS

***

Zurzeit im Arsenal, im Dezember etwas ausführlicher im Österreichischen Filmmuseum: Robert Mitchum.

[Abbildung: THUNDER ROAD (USA 1958, Regie: Arthur Ripley), die 38. Minute, im Arsenal nochmal am 15. November zu sehen. Mit Gruß an Matthias Wittmann]

Freitag, 11.11.2011


[28. Februar 1978]

Donnerstag, 10.11.2011

* Duisburger Protokolle versammelt die Protokolle der Duisburger Filmwoche seit 1977, was eine Geschichte des deutschsprachigen Dokumentarfilms ergibt (und wie darüber gesprochen wurde).

Mittwoch, 09.11.2011

Dienstverpflichtetes Gegenbild

In der großen Ausstellung über den „Naumburger Meister“, wurde auch sein bekanntestes Geschöpf neu in den Blick genommen: Uta von Naumburg. Der Dom und die Figuren im Westchor waren über Jahrhunderte fast unbeachtet geblieben, bis sie im 20. Jahrhundert nicht nur wiederentdeckt, sondern auch missbraucht wurden, in einem Kult des „Ewigen Deutschlands“ im Nationalsozialismus. Eine großartige Studie von Wolfgang Ullrich erzählt – mit vielen spartenübergreifenden Erkenntnissen – davon, wie besonders Uta nicht nur als Bild, sondern auch als „Gegenbild“ auf zynische Weise benutzt wurde, als hoher „Maßstab“ in der Ausstellung „Entartete Kunst“ (zuerst 1937 in München) oder in Fritz Hipplers Propaganda-Film Der ewige Jude (1940). Ullrich schreibt dazu: „In einer Filmsequenz ist die Aussage zu illustrieren, das Judentum sei am gefährlichsten, wenn ‚ihm erlaubt wird, sich in die heiligsten Dinge eines Volkes, in seine Kultur, seine Religion und seine Kunst einzumischen…’ Solange von den „heiligsten Dingen“ die Rede ist, sieht man griechische Tempelsäulen und Statuen, den Bamberger Reiter und Uta, die Köpfe des Adam und der Eva von der Bamberger Adamspforte, Botticellis Geburt der Venus, Michelangelos Fresko Erschaffung Adams aus der Sixtina und eine gotische Mariendarstellung.“

Wolfgang Ullrich schildert die Indienstnahmen, absurden Huldigungen und Projektionen, denen Uta ausgeliefert war. Aber als unentbehrliches Kunstwerk genoss Uta auch besonderen Schutz: „Zusammen mit den anderen Stifterfiguren hatte sie die Jahre ab 1939 hinter Sandsäcken und einer Holzverschalung ‚überlebt’, die als Schutzmaßnahme gegen eventuelle Bombenangriffe und Bombensplitter sogleich nach Kriegsausbruch angebracht wurden, zu einem Zeitpunkt, als man sich um die Zivilbevölkerung wohl noch kaum Sorgen machte. Für die Logik des Krieges bleiben Kunstwerke, anders als Menschen, nämlich Unikate und gelten deshalb auch als wertvoller.“

Wolfgang Ullrich, Uta von Naumburg. Eine deutsche Ikone, Wagenbach Verlag,

Dienstag, 08.11.2011


[28. Februar 1978]

Samstag, 05.11.2011


[26. Februar 1978]

[Anm. der Red.: Aufgrund eines Streiks in Teilen der Redaktion hat die gestrige Ausgabe der NEW FILMKRITIK nicht im gewohnten Umfang erscheinen können. Peter Naus Text „Flammende Herzen“ lag daher nur einem Teil der Auflage bei. Wir drucken den Text hier erneut.]


Die schwierigste Minigolf-Bahn der Welt. (Forstbotanischer Garten, Köln)

Hinter der Sonntäglichkeit des Daseins den Albdruck der Welt zu verspüren, den Blick in einen leeren Briefkasten zu werfen, einen Freitag zu erleben, ohne die gewohnte Lieferung, ohne eine vergilbte Filmkritik aus dem Tagesspiegel! Warum nur, warum muss das sein? Ich weiß den Grund nicht, aber ich weiß einen Trost: Im gerade erschienen Sonderheft 16 von kolik.film widmet sich Jörg Becker in ganz wunderbarer Weise den Texten und Büchern von Peter Nau.


atasehir escort atasehir escort kadikoy escort kartal escort bostanci escort