Hollywood Costume in London
Im Victoria and Albert Museum geht es zunächst durch einen Museumsshop von bedeutender Größe, durch Fluchten antiker Statuen, Hunderten von Vitrinen mit Silberobjekten, dazwischen einem Ausblick auf den Innenhof und schließlich hinein in einen kuppelartigen Vortragssaal. Der Saal ist so voll, dass einige Besucher auf den Stufen Platz nehmen müssen. Bereits im Januar hat das V&A zu einer Pressekonferenz für eine Ausstellung geladen, die erst im Oktober eröffnet wird und schlicht Hollywood Costume heißt.
Zur rechten sind drei Kostüme aufgebaut: Johnny Depps Mantel und Degen Kombination aus „Pirates of the Carribean“, Judy Garlands Hängerkleidchen mit Bluse aus „Wizard of Oz“ und Marlene Dietrichs opulentes „Angel“ Kostüm. Drei Kuratoren sprechen über ihre Arbeit; zuerst aber spricht das Geld – ein Vertreter des Hauptsponsors Harry Winston, ein Schnösel von unbestimmter Wichtigkeit, gibt ein paar Belanglosigkeiten zum Besten. Jetzt aber die Kuratoren.
Die Ausstellung wird drei Sektionen haben: Deconstruction, Dialog und Finale. Bestimmt hätte man die Akte auch einfach Anfang, Mitte und Schluss nennen können, aber das wäre natürlich weniger dramatisch gewesen. Deborah Landis erklärt die Akte beredt und begeisternd – sie hat schon vor fünf Jahren mit der Vorbereitung der Ausstellung begonnen. Keith Lodwick vom V&A erzählt, wie unter grossen Sicherheitsvorkehrungen im Inneren einer Bank das Kleidchen von Judy Garland vorgeführt wurde und Sir Christopher Frayling begründet seine Vorliebe für ein Kleid von Marilyn Monroe mit der Tatsache, dass er auch Ingenieurskunst unterrichtet habe. Jetzt dürfen die Journalisten Fragen stellen. Immer wieder fallen Begriffe wir „groundbreaking exhibition“ oder „historic moment“ – wahrscheinlich gilt das der willkommenen Tatsache, dass das V&A sich jetzt auch dem Film widmet. Natürlich wird es auch ein Buch geben; das Vorwort schreibt Debbie Reynolds, die gerade ihre unglaubliche Kostümsammlung versteigert hat. Vielleicht also sieht man das ein oder andere Kostüm zum ersten und zum letzten Mal. Aber erst ab Oktober 2012.