Freitag, 06.12.2013

Die Augen

Brudeferden i Hardanger (1926 Rasmus Breistein)

Brudeferden i Hardanger 1926 Rasmus Breistein a

Vor einem Jahr schrieb ich hier zum erstenmal über Blicke in die Kamera. Danach erweiterte sich meine Bildersammlung unaufhörlich. Ich stieß zum Beispiel auf den Sammelbereich Hitchcock. Irgendwann erfuhr ich, dass es ein Buch gibt, das sich dem Thema zuwendet – allerdings daran vorbeigeht, weil es sich nur für den desillusionierenden Blick in die Kamera interessiert. „Breaking the fourth wall“ ist kein Titel, der mich anspricht. Ich wünsche mir doch eher – und das erst recht im Winter, wenn es schneit, dass ein Film mir sagt: „Komm rein und verriegele die Tür.“

Brudeferden i Hardanger 1926 Rasmus Breistein b

Brudeferden i Hardanger 1926 Rasmus Breistein c

Brudeferden i Hardanger 1926 Rasmus Breistein e
Brudeferden i Hardanger (1926 Rasmus Breistein) *****

1928 - Brumes d'autumne - Dimitri Kirsanoff

1928 - Brumes D'Autumne - Dimitri Kirsanoff.
Brumes d’autumne (1928 Dimitri Kirsanoff)

1929 - Charles Bickford - Dynamite DeMille
Dynamite (1929 Cecil B. DeMille)

1931 Gloria Swanson - Indiscreet - Leo McCarey
Indiscreet (1931 Leo McCarey)

1930 - Prix de beauté - Augusto Genina
Prix de beauté (1930 Augusto Genina)

1941 - Man Hunt - Fritz Lang
Man Hunt (1941 Fritz Lang)

1941 - Mikaheri No Tou - Hiroshi Shimizu

1941 - Mikaheri No Tou Shimizu
Mikaheri No Tou (1941 Hiroshi Shimizu)

1943 - Holy Matrimony - John M. Stahl
Holy Matrimony (1943 John M. Stahl)

1944 - I'll Be Seeing You - William Dieterle
I’ll Be Seeing You (1944 William Dieterle)

1957 wild is the wind - george cukor
Wild is the Wind (1957 George Cukor) via

1961 - denn das weib ist schwach - wolfgang glück
Denn das Weib ist schwach (1961 Wolfgang Glück)

„Große, ernste, kohlegezeichnete, kleinbürgerlich triste, grenznahe, oma-finkenrathartige, gleichsam musikalische Schönheit. Langsam heranrollende Autos mit suchenden Scheinwerfern, (…) der aufregende Helmut Schmid als Hobby-Jazztrompeter; sein rohes, unfertiges Gesicht, die aufgeworfenen Lippen, die Trompete als Zeichen für urtümliches sexuelles Verlangen, wie schon in Glücks Die Mädchen aus der Mambo Bar. (…) verlorene Betrunkene im Lokal, verrutschte Tischdecken, Schock und Schuld des Krieges, ein Autoschrottplatz („Freigelände“), wo Kinder spielen und Arbeiter gedankenlos zu ackern versuchen wie Maschinen. Was ich hier schreibe, trifft es nicht.“ (Silvia Szymanski in Hard Sensations)

„Schmid wirkt in Glücks Film tatkräftig und verletzlich, weltgewandt und verloren zugleich – die Idealbesetzung also für einen, der den starken Mann mimt, aber doch nicht über seinen Schatten springen kann.“ (Hans Schifferle in SGE 13)

1961 - les bonnes femmes - Claude Chabrol
Les bonnes femmes (1961 Claude Chabrol)

Ruth-Leuwerik-Die-Rote-1962-Helmut-Käutner
Die Rote (1962 Helmut Käutner)

1965 - The Hill - Lumet

1965 - The Hill - Sidney Lumet
The Hill (1965 Sidney Lumet)

Brigitte Schiller - Die Schiller 1976 Lutz Mommartz
Die Schiller (1976 Lutz Mommartz)

1982 - E.T. - Steven Spielberg
E.T. the Extra-Terrestrial (1982 Steven Spielberg)

Braunschlag 2012
Braunschlag (2012 David Schalko) – „das Beste, was ich seit langem im deutschsprachigen Raum gesehen habe; mit einer umwerfenden Nina Proll.“ (Ed Herzog).

Auch was die Blicke in die Kamera angeht „haben wir uns sehr von Braunschlag inspirieren lassen,“ mailte mir Eddi Herzog gestern. Er habe diese „Millimeterarbeit“ in seinem Dampfnudelblues zum ersten mal gemacht. „Schwierig ist natürlich, dass der Darsteller keinen Anspielpartner hat, den er anschauen kann, sondern nur die Kamera.“

Der Dokumentarfilmer Errol Morris sagt über den Augenkontakt: „It is a moment of drama (…) lost in standard interviews on film.“ Deshalb erfand er eine komplizierte Gerätschaft, dem Teleprompter verwandt: das Interrotron. Den Namen dachte sich seine Frau aus. „She liked the name because it combined two important concepts — terror and interview.“

Morris antwortet auf die Frage, ob das Interrotron die Interviewten nicht einschüchtere: „No. It doesn’t. People, if anything, feel more relaxed when talking to a live video image. My production designer, Ted Bafaloukos, said, ‚The beauty of this thing is that it allows people to do what they do best. Watch television.'“

Über den schweifenden und den starren Blick finden sich übrigens in Klaus Wybornys Buch „Elementare Schnitt-Theorie des Spielfilms“ sehr konsequenzreiche Überlegungen.

Bald mehr über Bücher. Genauer gesagt über Bücherregale in Filmen. Ein Thema zum Entspannen.

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