Mittwoch, 23.07.2014

Finding Vivian Maier (J. Maloof/C. Siskel, USA 2013)

Sie hat ein ganzes Leben in Fotonegativen hinterlassen, zusammen mit den sehr überschaubaren Besitztümern ihrer Existenz, in Kisten und Koffern verpackt. Aus diesen wird ihr Leben rekonstruiert, ja geradezu reanimiert. Sie hat scheinbar manisch fotografiert, doch nur selten Abzüge gemacht und auch viele Filme unentwickelt in Kisten gepackt. Das Fotografieren, der fotografische Moment war wohl ihre Manie, nicht das fertige Bild oder die ‚Aura des Kunstwerks’, mit der sie sich nicht beschäftigte. Gleichzeitig nahm sie Gespräche mit sich und anderen auf Kassetten auf, sprach mit Menschen auf der Straße. Sie war wohl von der Seele her Reporterin, hat diesen Berufswunsch so nie formuliert oder verfolgt. Sie sah sich selber als ‚Spionin’, die auf Kinder aufpasste, ein Job, den sie ihr Leben lang machte. Und nur durch Zufall blieben ihre Negative erhalten, gerieten in die Hände eines Menschen, der mehr darin sah und sich dann auf die Suche nach dieser Frau ohne Identität machte.

Der Film erzählt das Herausschälen dieses Lebensweges wie einen Krimi, mit vielen Geheimnissen, Fragezeichen und Spuren, die ins Nichts führen. Vielleicht steckt gar nichts besonderes dahinter, nur ein Leben, im Geheimen verbracht, nichts Ungewöhnliches, das durch die Nachforschungen verrätselt wird? Und vielleicht auch schön, das es Menschen gibt, die einfach tun, was sie tun, weil es sie interessiert, und nicht ehrgeizig damit beschäftigt sind, auch noch bedeutende Künstler’ sein zu wollen.

– Michel Freerix –

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