Montag, 17.11.2014

Es wird schon nicht so schlimm!

„Es wird schon nicht so schlimm!“ Ist der Titel einer Filmerzählung von Hans Schweikart, aber die darin zu findende Geschichte des Schauspielerpaares Lilly und Gregor Maurer nimmt die allerschlimmste Wendung. Das heißt, nicht die letzte schlimme – von der nationalsozialistischen Rassenpolitik aufgezwungene – Wendung. Da der Ehemann sich weigert, sich von seiner jüdischen Ehefrau scheiden zu lassen und mit ihr und dem gemeinsamen Kind Selbstmord begeht, bewahrt er sie vor jenem Schicksal, das Nelly in „Phoenix“ ereilte, weil ihr Mann sie preisgab. Während der Diskussion über „Phoenix“ musste ich schon die ganze Zeit an diese Umkehrung der Entscheidungssituation denken. Schweikarts noch nie veröffentlichte Erzählung war bis vor kurzem verschollen. Sie bildete aber gleich nach dem Krieg die Grundlage für eine filmische Verarbeitung des Stoffes: die Geschichte des Schauspielerehepaars Meta und Joachim Gottschalk in „Ehe im Schatten“ (1948). „Der Regisseur Kurt Maetzig verarbeitet darin auch den Suizid seiner Mutter, die Jüdin war. Auch sie lebte in einer „Mischehe“…“ So Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen in ihrem atemberaubenden Nachwort, das nicht weniger erschütternd als die Filmerzählung selbst ist. Unter dem Titel „Alle Giftmittel standen hoch im Kurs“ beleuchten sie die Hintergründe des Textes, der Verfilmung und der biographischen Hintergründe.
Hans Schweikart, Es wird schon nicht so schlimm! oder Nichts geht vorüber! Ein Filmvorschlag. Herausgegeben von Carsten Ramm, Verbrecher Verlag, Berlin, 2014, 120 Seiten, 12 Euro

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